Die Hofhapellc öes Fürften Leopolö zu Anhalt — Köthen 1 Von Ernst König (Köthen) Die Gründung der Hofkapelle Im Jahre 1707 beschwerte sich der Köthener Stadtmusikant Johann Georg Bahn, dem auf Grund seiner Bestallung das alleinige Recht auf die Musik ausübung in Stadt und Land Zustand, bei der Fürstin Gisela Agnes, der Mutter des Fürsten Leopold, daß die Musiker Wilhelm Andreas Harbordt, Johann Jakob Müller und Johann Freitag hin und wieder „bei honetten Leuten aufspielten“. Im Laufe dieser Streitigkeiten baten die 3 Musiker am 28. 7. 1707 die Fürstin um Verleihung eines Prädikats. Schon drei Wochen später, am 15.8. 1707, erhielten sie die Bestallung als Hofmusikanten. Wilhelm Andreas Harbordt wurde von August Reinhard Stricker, dem Vorgänger Johann Sebastian Bachs, im Jahre 1714 übernommen. Er ge hörte der Gruppe der Tuttispieler an, wie sein Gehalt von 34 Talern bezeugt. Am 19. 1. 1718, kurz nach dem Antritt Johann Sebastian Bachs, verließ er die Kapelle. Sein Können reichte vermutlich dem neuen Kapellmeister nicht aus. Harbordt blieb Mitglied der städtischen Musikantengilde. Johann Jakob Müller, der zweite Hofmusikant, gehörte vor 1707 der Stadtpfeiferei an. Im Jahre 1712 wurde er fünfter Schulkollege an der re formierten Stadtschule 2 . Ein Jahr später bekam er das Organistenamt an St. Jakob. Die Fürstin Gisela Agnes gestattete seinen Weggang aus der Hofkapelle. Er starb im Jahre 1731. Johann Freitag, der dritte Hofmusikant, übte im Jahre 1695 das Amt eines fürstlichen Lakaien aus. Er wohnte 1716 als Mieter im Schalaunischen Viertel 3 , nach 1729 im heutigen Gebäude Wallstraße Nr. 61. 4 Als Tutti spieler bezog er ein monatliches Gehalt von 34 Talern. Er starb um 1742. Zwei seiner Söhne wurden auch Mitglieder der Hofkapelle. Der älteste, Johann Heinrich Freitag, war als Flötist schon unter Stricker Hof musikant. Im Jahre 1716 wurde er zum Kammermusiker ernannt und er hielt monatlich 94 Taler. Am 1. 8. 1720 starb er. Der jüngste Sohn, Ema- nuel Heinrich Gottlieb, trat am 17. 10. 1716 als Violinist der Kapelle bei. Sein Gehalt betrug zunächst 20 Taler mit mancherlei Zuschüssen. Im 1 Zu diesem Thema liegen schon zwei Arbeiten vor. Im BJ 1905 veröffentlichte Rudolf Bunge den Beitrag: Johann Sebastian Bachs Kapelle in Köthen und deren nachgelassene Instru mente. Zwei Jahre später erschien im Zerbster Jahrbuch der Aufsatz: Die Hofkapelle in Köthen unter Johann Sebastian Bach, mitgeteilt vom Archivrat Dr. Wäschke. Beide Ver fasser benutzten als Quellen die fürstlichen Kammerrechnungen und die Protokolle der fürstlichen Kapelle und Trompetergagen. Für die vorliegende Arbeit sind noch die Kirchenregister von St. Jakob und St. Agnus, deren Kirchenrechnungen, das Archiv von St. Agnus und das der Superintendentur zu Köthen, sowie die Archivalien des Ratsarchivs der Stadt Köthen herangezogen worden. 2 Akten der Superintendentur zu Köthen, Litt. C. 1. Nr. 9 VolI, Jahr 1685, S. 5 3/54. 3 Stadtarchiv Köthen, Erbhuldigung des Fürsten Leopold v. 14. 5. 1716. 4 Stadtarchiv Köthen, Erbhuldigung des Fürsten August Ludwig v. 21. 6. 1729.