Bach in der deutschen Dichtung 2 7 [ > 1 b ß 2 A a ib Ä a >a m tot ÖOI aot TOI 801 nen Fällen hart am Rande des gerade noch Möglichen bewegen. Bei der Be handlung der familiären Lebensbereiche mit dichterischen Mitteln ist die Gefahr besonders groß, infolge des allzu tiefen Eindringens in die private Sphäre des Musikers beim Leser ein entstelltes Bild vom künstlerischenWol- len zu hinterlassen. Siegfried Moltkes Bachiade Am Abend, da es küble n>ar 10i ist eine be achtliche kleine Dichtung. Man will Bach zwingen, in Zukunft nicht mehr in die Rechte seines Widersachers - des Universitätsmusikdirektors Gör- ner - einzugreifen. Am 6. September 1727 war die Kurfürstin von Sachsen gestorben und Bach bekam den Auftrag, zur Trauerfeier, die die Universi tät in der Paulinerkirche veranstalten wollte, auf Gottscheds Text eine Trauerode zu komponieren. Bach wird von Moltke mit kräftigen Farben gezeichnet; hinter dem weichen Gemüt des Thomaskantors verbirgt sich ein harter Schädel, der nicht gewillt ist, sich den quertreibenden Kräften zu beugen. Sprachlich lehnt sich die Erzählung dem Stil der Zeit an. Moser 105 dreht das Rad der Musikgeschichte zweihundert Jahre zurück und belauscht am Karfreitag 1729 ein langes Gespräch zwischen Telemann und Schemelli, die der Uraufführung der Matthäuspassion im Vespergottes dienst beiwohnen. Nicht bei allen Zuhörern findet das Werk eine bei fällige Aufnahme, so daß Moser Gelegenheit hat, vielseitige musikalische und geschichtliche Betrachtungen in den Ablauf des Geschehens mit ein zubauen. So wie Hans Franck hat sich auch der rheinische Erzähler Heinz Stegu- weit mit seinen Kurzgeschichten einen klangvollen Namen gemacht. Die Bachbelletristik bereicherte er um ein Prosastück, in dem das Lied „Willst du dein Herz mir schenken“ 106 , dessen Verfasserschaft bis heute ungeklärt blieb, den Kern der Handlung bildet. Ein von Eüse Polko bereits behandel tes Thema - Bachs Konzertieren auf der Orgel der Frauenkirche zu Dres den Anfang Dezember 1736 - greift Wolfgang Sachse 107 wieder einmal auf, wobei es ihm gelingt, das Reiseerlebnis unter Wahrung des historischen Sachverhaltes nach den verschiedensten Seiten hin geschickt auszuschmük- ken. Erich Ebermayer, diesem vielseitigen Schriftsteller und Filmautoren, der selbst Thomaner war, verdanken wir einen um 1736 spielenden Roman 108 , in dessen Mittelpunkt Bachs Streit mit J. A. Ernesti wegen der Einsetzung eines neuen Chorpräfekten steht. Vom Verfasser wurde dem Leben und Treiben im Alumnat mit viel Hingabe nachgespürt. Was Eber mayer darüber hinaus mit den Mitteln eines blumigen Unterhaltungs- 104 Leipzig 1939. 10 ° Die Leipziger Karfreitagsvesper 1729 mit der Uraufführung von Bachs Matthäuspassion. In: Die evangelische Kirchenmusik in volkstümlichem Überblick. Stuttgart 1926, S. 90—m. 106 Das Stelldichein der Schelme. Gießen 1958, S. 245—247. 107 Präludium und Fuge. In: Die Union. (Tageszeitung der CDU im Bezirk Leipzig.) Jg. 14 1959, Nr. 115—121. 108 Meister Sebastian. W ien 1950.