34 Hans-Martin Pleßke breite Leserkreise wendende Grundton nicht zu überhören ist. Desgleichen ist es unmöglich, hier die in der Mehrzahl völlig überlebten Reden deutscher Dichter anläßlich verschiedener Bachfeiern, -feste oder -jubiläen alle zu er wähnen, obwohl sich darunter Persönlichkeiten vom Range eines Wil helm Schäfer 151 , Ernst Bertram 152 , Oskar Loerke 153 oder Richard Benz 154 befinden. In den letzten Jahren sind vielen Bachfreunden auch die Rede von Landesbischof Hanns Lilje 155 anläßlich der Bachwoche im Schloß zu Ansbach und Paul Hindemiths 156 eine eigene Note tragenden Ausführungen auf dem Bachfest in Hamburg im September 1950 bekannt geworden. Der Bach-Essay des 1941 bereits mit 57 Jahren verstorbenen Loerke kenn zeichnet die eindringliche Gestaltungskraft dieses Autors, der sich zeit lebens in die Musik versenkte. Er wird hier der Biographie Bachs mit dich terischen Mitteln gerecht. Loerkes Musikanschauung ergibt sich aus seinem Lebensgefühl, weshalb es nicht wunder nimmt, daß der Thomaskantor für ihn das größte Genie ist und mit seinem Werk ausschließlich im Religiösen wurzelt. Zur klassisch gewordenen Essay-Literatur gehören Herbert Eulenbergs 157 Schattenbilder, die eine Sebastian gewidmete Skizze ent halten, sowie Wilhelm Schäfers 158 Bach in Die dreizehn Bücher der deutschen Seele - zwei Prosawerke, die ihre Aktualität, die sie vor Jahrzehnten einmal besaßen, zweifellos eingebüßt haben 159 . Zu einer Kostbarkeit besonderer Art wurde die nur in kleiner Auflage er schienene Traumerzählung 160 von Anton Kippenberg, mit der dieser bedeutende Verleger seine Bach-Verehrung kundtat. Gedanken und Erleb nisse faßt Erich Worbs in Ewige Musik 161 zusammen, einem literarisch ausgefeilten Bändchen, in dem uns auch erfreuliche Aussagen über Wesen und Musik Johann Sebastians begegnen. Von 16 Bühnenwerken und Hörspielen um Bach und seine Musik können nur einige positiv eingeschätzt werden. Einer Gefahr, der sich die Prosa- Autoren weitestgehend entzogen, nämlich unseren Helden als biederen Spießer darzustellen und ihn zu verkitschen, fiel die Mehrzahl der Drama tiker zum Opfer. Es wird wohl immer ein Problem bleiben, historische 151 Johann Sebastian Bach. Leipzig 1934. 152 Johann Sebastian Bach. In: Deutsche Gestalten. Leipzig 1935, S. 9—42. 153 Johann Sebastian Bach. 2 Aufsätze. In: Gedichte und Prosa. Frankfurt a. M. 1958. Bd. 2, _ S. 7-95. 154 Bachs geistiges Reich. München 1935. 155 Präludium der 'Ewigkeit. Nürnberg 1948. 156 Johann Sebastian Bach. Wiesbaden 1953. 157 Johann Sebastian Bach. In: Ausgewählte Schattenbilder. Berlin 1951, S. 87—98. 158 München 1943, S. 232—234. 159 Gelegenheitsreden und Predigten wurden u. a. auch in den Bach-Jahrbüchern ver öffentlicht. 160 7,1 mi Gedächtnis Karl Straubes. Frankfurt a. M. 1950. 161 Berlin 1954.