Hans-Martin Pleßke 3 6 Ein christliches, seinen frömmelnden Unterton nur schwer verbergendes Spiel 168 um den Thomaskantor schrieb Arthur Pfenninger. Während er ein Ereignis gestaltet, das mit der Aufnahme Salzburger Emigranten im Hause Bachs zusammenhängt, behandeln Friedrich Adolf Geißler 169 und Erich Ebermayer 170 vorwiegend die Auseinandersetzungen mit J. A. Ernesti, wobei Ebermayer sein Schauspiel einige Jahre später zu dem bereits erwähnten Roman Aleister Sebastian umschrieb. Ob wir Peter Paul Althaus mit seinem sich in einer sentimentalen Darstellung ergehenden Hörspiel 171 oder Eugen Wolfer nennen, der die Feierstunde Soli Deo Gloria 172 vor allem auf unwahren Szenen aus Brachvogels Roman aufbaut, bleibt sich im Grunde genommen gleich - diese Bühnenwerke sind recht unersprießlich und popularisieren ein Bachbild, dem es energisch entgegen zutreten gilt. Nachforschungen ergaben, daß zwei Arbeiten wohl kaum veröffentlicht wurden, so daß wir uns hier mit deren Erwähnung begnügen müssen: das Meininger Landestheater brachte 1932 die Uraufführung des Einakters Bach von Max Grube; das Kernstück scheint Bachs Sieg über den Fran zosen Marchand zu sein. Vom Rundfunk der DDR wurde ein Hörspiel von Erhard Rühle - Beim Thomaskantor Bach Z‘< Gast (?) - gesendet, dessen Bestreben es war, einen den Bemühungen um ein neues Bachbild entspre chenden Musiker und Familienvater auftreten zu lassen. Für junge Laiengruppen schrieb Otto Daube Willst du dein Herz mir schenken' 13 , ein heiteres Spiel um die Zuneigung, die „Liesgen“ Bach und Altnikol füreinander empfinden. Obwohl Sebastian nicht mit in die Hand lung einbezogen wird, atmet das Stück seinen Geist und wirkt überzeugend. Das Gleiche kann man nicht unbedingt von Eberhard Trüstedts Das Notenbüchlein 174 sagen. Dieses kurze, der Gegenwart zugewandte Stück be absichtigt ein Hinführen zum Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach, das eine deutsche Familie studiert. Die Nützlichkeit des Anliegens ist zu be tonen; leider wirkt das Ganze ein wenig zu konstruiert. Einen satirischen Schwank nennt Helmut Baierl seinen Streit um J. S. Bach' lü , der sich 1950 in einer ungenannt bleibenden mitteldeutschen Kleinstadt gemeint ist Köthen — zuträgt, wo ein Stadtrat für Kultur auf der Suche nach Bachs Wohnung, die er als Museum im Hinblick auf seinen eigenen Ruhm einzu richten beabsichtigt, in ungeahnte \ erwicklungen gerät. Daß ausgerechnet Bach herhalten muß, um frische Luft in Amtsstuben zu blasen, befremdet uns. 168 Die Kantate. Richterswil/Schweiz 1942. 169 Johann Sebastian. Handlung in 3 Aufzügen von F. A. Geißler. Musik von K. Striegler. Dresden 1917. 170 Meister und Junger. Schauspiel. Berlin 1942. 171 Diebe, Musik, und der Tod des Johann Sebastian Bach. München 1933* 172 Stuttgart 1950. 173 Musikalische Jugend. Jg. 2. 1953, Nr. 3, S. 4. 174 Hamburg 1936. 176 Leipzig 1955.