4 8 Hans-Martin Pleßke allen ist diese Musik zugetan. Andre Musik rät zur Flucht, zu Schlummer, Traum, Vergessen und Tod; andre lädt uns ein, das Gestern zu denken und das Langvorbei nicht Bach’s Musik.“ 245 Stunden mit Bach nennt der Dichter sein 1959 erschienenes Bändchen, des sen vier Betrachtungen zeigen, wie tief er in die musikalische Welt des Thomaskantors eingedrungen ist. Der Schlußsatz jener Darlegung, mit der i er seiner Liebe zur Kunst der Fuge beredten Ausdruck verleiht, charakteri siert recht eindringlich, welch unvergeßlichen Eindruck beim Dichter Goes a die Musik Bachs am Silvesterabend 1945 hinterläßt: „Erfahrung der Unver gänglichkeit in der vergehenden Zeit.“ 246 Der mitteldeutsche Dichter Siegfried Berger, dem der Tod 1946 uner wartet die Feder aus der Hand nahm, hat sich nicht nur als Kulturpolitiker 1 einen Namen gemacht. Als Kantorensohn weiß er sich besonders der Musik d Bachs und Händels verpflichtet 247 . Erwähnt sei hier nur eine der bekannte sten Erzählungen dieses Dichters - Die Schwedenorgel -, in der Hans Frey gang, ein nach dem ersten Weltkrieg mittelloser Vizekantor, auf seiner Kon zertreise durch Schweden immer dann, wenn er zum Instrument greift, ,f auch Bach spielt, „jenen feierlichen Gesang des Glaubens, den die Geige ganz einsam singt zwischen Himmel und Erde“ 248 . Mit der 1948 geschriebenen Skizze Bachs Präludium und Fuge C-Dur 2 * 8 * gibt ic Louis Fürnberg (1909 1957) ein eigenes inneres Erlebnis wieder, dem m er sich bei seinem Besuch in der Thomaskirche nicht zu entziehen ver- -1 mochte, nachdem er Schmerz und Not der leidvollen Jahre endlich über- -t wunden. Sein erst aus dem Nachlaß veröffentlichtes Kleines Leipziger rage- -v buch nur für mich 2 * 88 , das vom 27. bis 29. Juli 1950 entstand, macht äugen- -n scheinlich, mit welchem Eifer dieser Dichter um das rechte Bachverständ- -b nis gerungen hat. Im Mittelpunkt des literarischen Interesses stand vor nahezu zwanzig Jahren ns ein junger, im letzten Kriege vermißter Autor - Klaus Erich Boerner 13 —, der mit drei Büchern berechtigtes Aufsehen erregte. Im Roman Das un- -\\\ wandelbare Her^ spukt der KlavierlehrerTobias Krautkopf herum; als Sonder- -13 ling ist er ein Nachfahre solch unvollendeter Musikanten, wie sie Grillpar- -i£ zer, Storm und Stifter in einigen ihrer Geschichten schildern. Diesem Musi- -iaj cus Krautkopf, der jahrzehntelang das Geheimnis der Musik zu ergrübeln nis versucht, wird mit der Aufführung des Weihnachtsoratoriums in der Tho- -or maskirche ein unvergeßliches Erlebnis zuteil. Das Weltbild des Wunder-;-13 245 Ebenda, S. 7—8. 246 Ebenda, S. 25. 247 H. Berger, Trauerrede am Grabe des Bezirkspräsidenten Dr. Siegfried Berger. Querfurt um rnu 1946. 248 Merseburg 1943, S. 58. 248a Das Jahr des vierblättrigen Klees. Berlin 1939, S. 155 — 156. 248b Ebenda. S. 91—96. — Erstmalig veröffentlicht in: Alusik und Gesellschaft. Jg. 8. 1958, S. 580—582. Fürnbergs Äußerungen über G. Ramin erregten seinerzeit heftigen Wi- -i'// derspruch (vgl. hierzu S. 707—708).