Bach in der deutschen Dichtung 49 Samen bricht dort zusammen: nicht in der Wiederholung hegt das Geheim nis der Musik, das Wunder eines solchen Werkes läßt „sich nicht auf eine letzte Formel bringen“. 249 In dieser Szene des Romans fängt der junge Dich ter, der sein Buch mit vierundzwanzig Jahren veröffentlichte, den Zauber und die beglückende Atmosphäre eines solchen Ereignisses ein; ihnen wird sich wohl jeder Zuhörer anvertrauen, der jemals in den Tagen vor Weih nachten den Klängen Bachs an seiner ureigensten Wirkungsstätte ge lauscht hat. Vielfältig sind die Aussagen Reinhold Conrad Muschlers (1882-1957) über Musik und Musiker in seinem umfangreichen Prosawerk. Das Ver ständnis Bachs setzt für ihn bereits eine gewisse Erlebnisreife voraus. Domi nik Fischlin geht nichts über die Musik des Thomaskantors, die ihm „Quell, immer wieder Quell“ 250 ist. Bescheiden weist dagegen die Pianistin Celia Kraft in ¥ lucht in die Heimat darauf hin, daß sie noch nicht reif sei zum Ver stehen dieser Musik. 251 Prosaarbeiten von Frank Thieß 251 “ und Erich Eber- mayer 251b enthalten ebenfalls vereinzelt nicht unwesentliche Bemerkungen über das Werk Bachs. Es würde den Rahmen unserer Betrachtung sprengen, wollten wir im ein zelnen auf ausländische Schriftsteller eingehen, selbst wenn ihr Werk Welt geltung besitzt. Romain Rolland lehrte einige Jahre an der Sorbonne und arbeitete in dieser Zeit als Musikhistoriker am Jean Christophe (1904-1912), 252 einem Roman, der ein Stück deutscher Kultur einschließt, zumal sein Held Züge deutscher Musiker von Beethoven bis Wolf trägt. Auch Komposi tionen Bachs werden in diesem Werk kurze Bemerkungen gewidmet. Ma xim Stempel (Schweden) hat daraufhingewiesen, wie eigenwillig August Strindbergs Verhältnis zu Bach gewesen sein muß. Der Pessimismus ver leitete diesen Dichter zu der Behauptung - wie Stempel bemerkt -, die Mu sik unseres Helden drücke „eine Klage über das tiefe Elend des mensch lichen Daseins, einen Seufzer der Sehnsucht nach dem Tode als Befreier“ 253 aus. Mit der Papst-Legende Die Heiligsprechung des Johann Sebastian Bach 25i hat Johannes Rüber eine tiefempfundene Dichtung veröffentlicht, in der Protestanten und Katholiken über Bach und sein Schaffen ins Gespräch kommen. Ein moderner Papst möchte Bach heiligsprechen, obwohl bisher keinem Menschen seiner Kunstwerke wegen solche Ehrung zuteil wurde. 249 Berlin 1939, S. 679—686. 2o ° Diana Beata. Wien, Berlin 1950, S. 271. 251 Berlin 1936, S. 291. 2oia _Frauenraub. Potsdam 1927, S. 38. — Das Tor %ur Welt. Stuttgart 1926, S. 154. — An gelika ten Swaart. In: Tod und Verklärung. Hamburg, Wien 1958, S. 313 — 314. 2olb I 'erirrte Liebe. Freiburg/Br. 1955, S. 86—87. — Ohne Ansehen der Person. Hamburg, Wien 1958, S. 268. 252 Johatin Christof. Bd. 1-3. Frankfurt a. M. 1952. 2o3 Bach in Schweden. In: Wissenschaftliche Bachtagung, a. a. O., S. 371—372. 254 München 1954.