?o Hans-Martin Pleßke In Castel Gandolfo treffen die evangelischen Bischöfe Deutschlands mit Papst Gregor zusammen, der den Kanonisierungsprozeß selbst mit Eifer vorantreibt. Dieser Gregor, musikwissenschaftlich gebildet, ein ausgezeich neter Violinspieler, greift zur Geige und spielt vor dem Gerichtshof als Be weis für die Erhabenheit seines Anliegens die große Bach-Partita. Mit dieser Huldigung steht er am Ende seines Werkes: kurze Zeit darauf stirbt er, Bach wird nicht heiliggesprochen. Rübers Werk ist als eine Bereicherung der Bachdichtung anzusehen, weil er hier sehr maßvoll Gedanken anschnei det, die durchaus als Beitrag zu einem neuen Bachbild gewertet werden können. Um das Bild einigermaßen abzurunden, das Bach mit seiner Musik in der schönen Literatur unseres Jahrhunderts bisher fand, ist auf einige Werke einzugehen, die in unterschiedlicher Weise dem Thema gerecht werden. Helmut Stützei nennt seine ein wenig altväterlich anmutende Erzählung Fantasie g-Moll 255 , in der das Orgelwerk zwei Menschen, denen ein gemein samer Weg versagt bleiben muß, zum Schicksal wird. Auf die gelungenen Bemühungen Mosers um die Musikbelletristik wurde schon wiederholt hingewiesen. Im Roman um einen freierfundenen deut schen Musiker Die verborgene Symphonie 256 erlebt der Leser verschiedene Szenen, in denen der Verfasser auf Grund seines musikgeschichtlich fun dierten Wissens zur Vermittlung eines den Realitäten entsprechenden Bach verstehens beiträgt. Mosers Vertrautsein mit dem Werk des Thomaskantors verleitete ihn außerdem dazu, unter Pseudonym eine Novelette 64 neue Bachkantaten 2 ^ zu schreiben, in der er schildert, wie ein angeblich neuer Fund Bachscher Kompositionen das Blickfeld des Wissenschaftlers nach verschiedenen Seiten hin erweitert. Fritz Müller wiederum konstruiert zur Faschingszeit als gelungenen Ulk Beziehungen zwischen Bach und Shakespeare 258 , die keineswegs den Tat sachen entsprechen. Wie des Herrn Job. Seb. Bachen II’ eihnacbts-Oratorium ent standen ist 299 , betitelt er einen anderen sehr launigen Beitrag, der davon zeugt, wie Bach sich selbst bestiehlt, um mit Hilfe weltlicher Kantatensätze sein Oratorium zu komponieren. Während bei Stiitzel das Orgelwerk Bachs zur Trennung der sich Lieben den führt, verfaßt Ilse Armbrust eine rührselige Novelle, in der die D-Dttr-Ftige 260 jene Komposition ist, die zwei Menschen immer fester an einander bindet. Auf der gleichen Geschmacksebene bewegt sich auch Daisy Maria von Wolmar mit einer kurzen Geschichte 261 , in der ein Musiker erzählt, wie er den Weg zu Bach fand. 255 Naumburg um 1945. 256 Leipzig 1956. 257 Zeitschrift für Musik. Jg.99. 1952. S. 304—309. 258 Ebenda, Jg. 102. 1935, S. 132-134. 259 Ebenda, Jg. 101. 1934, S. 1213—1216. 260 Ebenda, Jg. 99. 1932, S. 114—119. 261 Begegnung mit Bach. In: Lebensbilder. Hamburg 1953. Bd. 3, S. 223—226.