Johann Scbaftian Bache Sammlung oon Kantaten feines Vetters Johann LuCwig Bach Von William H. Scheide (Princeton, New Jersey, USA) (deutsch von Alfred Dürr) I Die verlorene Osterkantate ABKÜRZUNGEN BG = Gesamtausgabe der Bachgesellschaft 1851 — 1899 BJ = Bach-Jahrbuch BWV = Bach-Werke-Verzeichnis von Wolfgang Schmieder, 1950 JLB = lohann Ludwig Bach JLB 1 -17: Johann Ludwig Bach, Kantaten Nr. 1 - 17, gezählt nach BG 41. S. 275 f. JSB = Johann Sebastian Bach NBA = Neue Bach-Ausgabe 1954 ff. Eine der Entdeckungen, die der Bachforschung in letzter Zeit gelungen n sind 1 , besagt, daß Bach seinem dritten Leipziger Kantaten-Jahrgang ur- -1 sprünglich Kirchenkantaten eines anderen Komponisten einverleibt hatte, ,s seines Meininger Vetters Johann Ludwig Bach (1677- 1731). Selten hat die si Nachwelt einen so genauen, vollständigen und deutlichen Überblick über st das Verfahren und den Umfang erhalten, in dem Bach die Musik fremder st Komponisten benutzte und die Weise, in der er sie für seine eigenen Zwecke 3t verwendete. Es erscheint daher sinnvoll zu erforschen, in welchem Aus- -a maß die Kantaten Johann Ludwig Bachs für das Werk Johann Sebastians an von Bedeutung gewesen sind, und zwar sowohl zu seinen Lebzeiten als auch rf: durch ihr Schicksal in den 200 Jahren seit seinem Tode 2 . Wir sieben zunächst einen Überblick über die 17 Kantaten und folgen dabei b< der Numerierung in BG 41, S. 275 b Die ersten zwölf Kantaten liegen so- -o wohl in Partitur als auch in Stimmen vor, die letzten fünf nur in Stimmen, .n: |eder Partitur geht eine von JSB selbst geschriebene Titelseite voran. Die 3t( Stimmen derjenigen Kantaten, zu denen keine Partitur erhalten ist, sind bn eingelegt in einen Umschlag, der auf seiner Vorderseite einen ähnlichen ns Titel trägt. Da die Stimmensätze jeweils Dubletten für die Violinstimmen nsi 1 Siehe dazu: A. Dürr, Zur Chronologie der Leipziger Vokalwerke J. S. Bachs, BJ 1957, S. 5 ff. .Bf (auch als Einzeldruck) und G. von Dadelsen, Beiträge 37/r Chronologie der !!' erke Johann wnß Sebastian Bachs, Tübinger Baji-Studien, Heft 4/5, Trossingen 1958. 2 Wie schon häufig hat Philipp Spitta auch diesen Sachverhalt schon vor langer Zeit treffend erfaßt, als er in seiner Bach-Biographie (I, 566) schrieb: „Raum und Neigung gnu für des anderen [JLBs] Weise waren in diesem [JSB] immer noch reichlich vorhanden, ,na£ reichlicher, wie es scheint, als für irgend einen zweiten Componisten. Von keinem hat lerf er sich durch selbstgemachte Abschrift noch in späteren Jahren eine solche Menge von nov Compositionen angeeignet.“