Joh. Seb. Bachs Sammlung von Kantaten seines Vetters Johann Ludwig Bach 57 von 1854 zeigt dagegen folgende Ordnung: 1 bis 7, 15 bis 17, 14, 13, 8 bis 12 und „Es erhub sich ein Streit“. Hier finden wir jedoch bereits die Parti turen in erster Linie nach der Benennung des Komponisten, dann nach der Ordnung des Kirchenjahres gruppiert. Schwerlich können die Partituren schon damals in einem Band zusammengebunden gewesen sein, denn die sieben Partituren mit der Benennung di J. L. Bach (JLB 1-7) sind in der Verkaufsliste von den übrigen Partituren getrennt durch die fünf nur in Stimmen vorhandenen Kantaten. Es ist deshalb am wahrscheinlichsten, daß S. W. Dehn die Partituren nach ihrer Ankunft in der Königlichen Bibliothek zu Berlin binden ließ, und zwar in der Anordnung, in der er sie vorfand. Die fünf nur in Stimmen vorhandenen Kantaten waren natürlich, da sie nicht eingebunden wurden, in ihrer Anordnung häufigeren Wechseln unterworfen. Immerhin mag es von Bedeutung sein, daß JLB 14 obenauf lag, als Mosewius sie studierte, und daß sie auch zur Zeit des Verkaufs den Vermerk trug: „enthält den Brief“. Denn diese Kantate ist innerhalb der fünf ohne Partitur die früheste im Kirchenjahr. Manches weist also darauf hin, daß die Kantaten zur Zeit Mosewius’ und Dehns bereits nach dem geschilderten Prinzip geordnet waren. Andererseits fragt man sich, warum diese Anordnung nach der Benennung des Komponisten überhaupt jemals gewählt wurde. Der nächstliegende Grund ist, daß man darüber im Zweifel war, ob die Zuweisung di J. L. Bach und di Joh. Buden'. Bach einerseits und di Bach andererseits wirklich dieselbe Person meinte. Wir haben gesehen, wie Mosewius dadurch irre geführt worden war und vielleicht sogar Spitta. Demgegenüber läßt sich aus dem oben zitierten Brief leicht nachweisen, daß Philipp Emanuel Bach über den Komponisten der 18 Kantaten keineswegs im unklaren war. Solange sich also ein Besitzer der Sammlung an Emanuels Brief hielt, konn ten ihm über die Zusammengehörigkeit der einzelnen Kantaten eigent lich keine Zweifel kommen; die einzige einleuchtende Erklärung ist an scheinend, daß diese seltsame Einteilung schon hergestellt war, bevor Ema nuel seinen Brief schrieb. Auch das deutet wiederum darauf, daß diese Ordnung zu sehr früher Zeit vorgenommen worden sein muß. Kehren wir jetzt jedoch zurück zum eigentlichen Gegenstand der vor hegenden Studie, der verlorenen Osterkantate von JLB. Auf Grund von Emanuels Brief müßten für die Sammlung folgende Annahmen zutreffen: 1. Sie enthielt die Handschrift einer weiteren Kantate, die ihr jetzt fehlt. 2. Diese Kantate war eine Komposition JLBs. 3. Ihre Besetzung bestand aus drei Trompeten, Pauken, zwei Violinen, Viola, Sopran, Alt, Tenor, Baß und Continuo 26 . 26 Emanuel schreibt: „Zu einem sind 3 Trompeten und Pauken; und noch zu einem 2 Waldhörner.“ Das erste ist natürlich die fehlende Kantate; Die Besetzung der zwei ten (JLB 7) verlangt 2 Hörner, 2 Violinen, Violen, Sopran, Alt, Tenor, Baß und Con tinuo. Ein Blick auf die Besetzungstabelle der JLB-Kantaten zeigt, wie einheitlich das Instrumentarium der gesamten Gruppe ist, wenn man von den Blasinstrumenten absieht.