Zur Gcfchichte i>er Permutationefugc Von Carl Dahlhaus (Göttingen) Die Permutationsfuge, die von Werner Neumann 1 als ein Typus der Chor fugen Bachs erkannt wurde, ist ein aus drei bis sechs obligaten Kontra punkten gebildeter Sat2, der durch vier Merkmale bestimmt ist: als Fuge i. durch das sukzessive Einsetzen der Stimmen und 2. durch den Wechsel zwischen T und D (Dux und Comes); als Permutationsfuge 3. durch den Stimmtausch im mehrfachen Kontrapunkt und 4. durch einen festen suk zessiven Zusammenhang der Kontrapunkte in den einzelnen Stimmen. Paradigmatisch ist das Schema der Chorfuge „Himmelskönig, sei will kommen“ aus Kantate 182 (Neumann 22): S A T B 1 2 3 1 2 1 T D T 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 D T D 3 4 2 3 4 1 2 3 4 1 2 T D T Die Merkmale zu trennen, ist keine überflüssige Pedanterie, weil sie in der Vorgeschichte der Permutationsfuge Bachs in verschiedenen Verbindungen Vorkommen: z. B. als Stimmtausch mit T-D-Wechsel, aber ohne sukzes sives Einsetzen der Stimmen, oder als Stimmtausch mit sukzessivem Ein setzen der Stimmen, aber ohne T-D-Wechsel. I 1. Die Permutationsfuge ist eine Form der Vokalfuge; und man kann das Permutationsprinzip, das Festhalten an den immer gleichen Kontrapunkten, charakteristisch vokal nennen, weil es, nach Riemanns Worten, auch „in der Instrumentalfuge doch eigentlich immer eine Art von vokalem Ge baren bleibt,, wenn die einzelnen Stimmen immer wieder mit dem gleichge zeichneten Stück Melodie heraustreten, gleichsam als wenn sie auf dieselben Worte immer wieder zurückkämen, wie das die Stimmen in der Vokalfuge wirklich tun“ (260). Andererseits ist, wie Neumann betont, die Zusammen setzung der Permutationsfuge aus obligaten Kontrapunkten nicht aus dem Text zu erklären, denn „die Gliederzahl des Textes hat in keiner der analy sierten Fugen die Zahl der Kontrapunkte festgelegt“ (42). Wie also kann eine Form charakteristisch vokal sein, die der Syntax des Textes nicht ge recht wird? 1 Mehrfach zitierte Literatur: Chr. Bernhard: Tractatus compositionis augmentatus, in: J. Müller-Blattau: Die Kompo sitionslehre Heinrich Schützens, 1926. W. Neumann: J. S. Bachs Chorfuge, 1938. H. Rjemann: Große Kompositionslehre, Band II, 1903. J. G. Walther: MusicalischesHexikon, 1732 (Faksimile-Nachdruck 1953).