Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188009037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-09
- Tag1880-09-03
- Monat1880-09
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1880
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint »glich früh 6'/. Uhr. »»t GiPedttt»» JvhaaniSgasse SS. Mrrchstmsr» -er Nctatttt» vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Dür Xe Nücktzid, etn,eiand»er Mein»« »achl fich die Red«tt»a nicht »eritndltch. Nnnahmr der für die nächft- folanide Nummer besttmmte» Anferate an Wochentagen bi« « Uhr Nachmittags, an Soun- «td Festtagen früh bis V,S Uhr 2» Se» Flltalr» str Z»s.-Xa»atMr: Otto Klemm, UniverfitLtSstr. 22, L«rt« Lösche, Katharinmstr. 18,p, nur bi« Uhr. Mpzigtr JagMM Anzeiger. Organ snr Politik, Lvcalgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 16,150. LS»»«ae,t»Prkt, viertelt. iacl. Bnugcrlohn L Mt, durch die Post bezogen «ML Jede einzelne Nummer 2» Pf. Belegexemplar 10 M. vebührm für Extrabeilage« ohne Postbefvrderung »« ML Mit Posldesvrderung 48 ML 2'serale Lgesp. Petrtzeile 20 M- Größere Schriften laut PrriSverzeichniß.—lad Sah nach höherem »rctimm, murr »n> «rSatttoixßttch die Spaltzrile 40 Pf. Inserate sind stet«and.Mm zu senden. — Rabatt wird gegeben Zahlung pro»»»»«»«» oder durch Postvochhu». »uzen« vi. laut uuftrr» -Tabeüamck« rem Lachs. 272. Freitag den 3. September 1880. 74. Jahrgang. Garten-Verpachtung. Zwei pachtfrei werdende Abthetluvgen deS der Smdtgemeinde gehörigen, hier an der Promenade hinter dem „da- Kloster" «-nannten Hausgrundstück, Klostergafse Nr. 15, gelegenen Garteu-ArraleS, und zwar die beiden ersten rechtS und link- am Eingänge von der Promenade au-, sollen bom 1. November diese« Jahres an gegen etnjöhrtge Kündigung Montag, den « September d. I, vormittag« 11 Uhr an NathSftele an die Metstbtttende« anderweit verpachtet werden. Die BerstrigerungS- und Bcrpachtungsbedingungen liegen schon vor dem Termine auf dem RathhauS« saale, I. Etage, zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 14. August 1880. »er «ath der «tadt Leipzig. Yr. Tröndlin. Slöß. Politische Uebersicht. Leipzig, S. September. Der Kaiser widmet der Entwickelung der Reichsmarine ein lebhafte- Interesse. Se. Majestät hat in Anlaß de- von Sr. kaiserl. und königl. Hoheit dem Kronprinzen des Deutschen Reiches Uber die Besichtigung des Uebungs- geschwader« und Uber die im Kieler Hafen abgehaltenen Manöver erstatteten Berichts seiner Befriedigung Uber die Leistungen der Marine durch nachstehende Cabineis. Ordre Ausdruck zu geben geruht: Ew. kaiserl. und königl. Hoheit Bericht vom 30. v. Mls. über den Verlauf der stattgehablen Be sichtigung und über den Zustand der Marine im Allgemeinen hat Mich sehr erfreut und Mir zur lebhaften Befriedigung gereicht. Ich wünsche dieS auch der Marine gegenüber zum Ausdruck zu bringen und ersuche Ew. kaiserl. und königl. Hoheit dem zufolge, diese Ordre zur Kenntniß des Chefs der Admiralität mit dem Ersuchen der weiteren Be kanntmachung bringen zu wollen. Bad Gastein, den 8. August 1880. Gez. Wilhelm Dem Sohne des deutschen Kronprinzen, dem Prinzen Heinrich wurde, wie erwähnt, bei feiner Anwesenheit in Eapstadt von den dor- Ligen Deutsche» eine Adresse überreicht. Die in der Capstadt erscheinende holländische Zeitung „Het Bolkrblad" vom 3. August bringt den Wort laut dieser Adresse in holländischer Sprache, den wir hiermit in der Rückübersetzung wie folgt wie- dergebev: An Se. Königliche Hoheit Prinz Albert Wilhelm Heinrtch von Preußen. Durchlauchtigster Pnnz! ES erfüllte die hrer wohnenden Deutschen mit lebhafter Freude, Ew. Königl. Hoheit in der Cap stadt willkommen heißen zu können. In dem Hafen dieserEolonie sahen wir schon zu verschiedenen Malen die deutsche KriegSflagge weben als ein Zeichen der wachsenden Macht unseres Vaterlandes, noch nie aber hatten wir das Glück, einen Prinzen deS theuren Kaiserhauses zu begrüßen, dessen ehrwür dige« Oberhaupt die deutschen Stämme zu einem mächtigen Reiche vereinigt hat. Eben so wie wir in dem durchlauchtigen Vater Ew. König!. Hoheit den ruhmvollen Anführer der deutschen Armee be wundern, sehen wrr in Ew. Königl. Hoheit selbst den zukünftigen Chef der sich kräftig entwickeln den deutschen Marine, die den Ruhm der deut schen Flagge über alle Meere trägt und cS erreicht hat, daß man überall den deutschen Namen mit Achtung und Ehrerbietung nennt ES sei unS vergönnt, Ew. Königl. Lohnt unser Na tionalgefühl durch diese Adresse bemerkbar zu machen und zu gleicher Zeit eine Sammlung Pho tographien von Landschaften und Menschenracen Sud-Afrika- anzubieten Unsere aufrichtigsten Wünsche für eine glückliche Heimreise sollen Sr. Mai. Schiff „Prinz Adalbert" begleiten, und getreu wollen wir stet- bleiben unserem deutschen Vater lande und unserem deutschen Kaiserhaus«. M. Jurisch, W. Hermann, A. Wichura, L. Wiener, P. Pügram im Namen der übrigen Deutschen der Eapstadt. Der Ober-Präsident der preußischen Rheinpro vinz hat, der „Köln. BolkSzeitung" zufolge, auf dm mitget heilten Erlaß de- Kaiser-, die Feier zur Vollendung de-Kölner Doms betreffend, an das Domcapitel die Anfrage gerichtet, ob dasselbe bereit sei, am genannten Tage ein feierliche« Te- deum abzuhaltm, welchem Se. Maj stät selbst, so wie die Mitglieder des königlichen Hause- bei wohnen würdm. Der „Germania" zufolge wird da« Kölner Domc»pih»l seine Betheiligung oder Nichtbetheiliguvg an der Feier von der Entschlie ßung de« adgeschtea Erzbischof« Melchers abhängig mach«, der vorauSfichtlich einsichtig g-nug sein wird, nicht durch eine offene staats- und königSseindlich« Demonstration in diesem A>W blick die Eirkel de« Eentrum« zu stören. E« ist bezeichnend, daß dieselben Blätter, welche vor Kurzem noch sehr ««stimmt versicherte», e« werde an eine Veränderung der Ressort- derhältnisse anläßlich de« Rückcritt« de« Herrn Hofmaun von seinen bisherige« Aemtern »icht Stacht, sich jetzt ebenso bestimmt selbst demeutiven. Wenn dabet von einer Wiederanslösuag „des erst iät Kurzem bestehenden RetchSamte« de« Innern" gesprochen wird, so ist die- nicht einmal correct Rur der Name besteht erst seil kaum einem Jahre; der Sache nach ff da« Reichsamt de« Innern nicht«, al« der Nest der nach dem Ausscheiden größerer Ressortcom- rlexe auS dem altm Reichskanzleramte zurück- edliebenen, unter sich vielfach zusammenhanglosen Kompetenzen de- Reichs; seine Auflösung würde also nur die letzte Durchführung einer systema tischen Ressorteintheilung der Reich-Verwaltung ein. Die Bezeichnung als Ressort de- Innern ;at eigentlich nur Sinn für die formalen Bundes- rathSgeschäste, deren Besorgung übrigen-, wie wir rüher schon hervorhoben und gegenüber einem immer noch sich wiederholenden Jrrthum nochmal« betonen, dem StaatSsecretair des Innern alS olchem kein Anrecht auf den Vorsitz im BundeS- rathe gab; dieser beruht nach der ReichSverfaffung edesmal auf persönlicher Sudstituirung deS Reichs- anzlers und wurde vom StaatSsecretair Hosmann allerdings regelmäßig, aber nur dann geführt, wenn ein besonderer politischer oder technischer Grund, ein anderes BundesrathSmitglied damit zu beauftragen, nicht vorlag. Mit seltenen Auönahmefällen war dies, wie natürlich, ein preußischer Minister. Dieser völlige Mangel einer RechtSbasi« seiner Stellung ist ja zweifellos für Herrn Hosmann der Grund gewesen, ihm dieselbe zu verleiden. DaS Richtige würde nun jedenfalls sein, worauf schon rüher hingewiesen worden, daß der Vorsitz im Bundes«, rh regelmäßig dem Generalvertreter de- Reichskanzler- gegeben, die formalen BundeSrath«. geschäfteabermttderReichSkanzleiverbunden würden, die ja eben auch das Bureau de« Generalvertreters ist. Dann bliebe von dem Reichsamt de-Innern in der Hauptsache ein Reffort sür Handel und Gewerbe übrig, welchem sich da« Patentamt und allenfalls auch noch da- HeimrthSamt naturgemäß angliedern würde, während da- Gesundheitsamt allerdings nur um so entschiedener auf die Erfüllung deS alten Wunsches hindrängen dürste, gleich dem RcichSeiseubahnamt direct dem Reichskanzler unter stellt zu werden. Da« Interesse der der Reichsregierung nahe stehenden Presse für eine zuverlässige Regie rungsmehrheit hängt auf- Engste mil den noch immer in nebelhaftes Dunkel gehüllten Steuer reformplänen des Reichskanzlers zusammen. Fürst BiSmarck will die Durchführung dieser Pläne — so wird der „M. Z." auS Berlin telegraphirt — mit dem größtmöglichen Nachdruck betreiben und nach dem Eindruck, welchen man während seiner kurzen Anwesenheit in Berlin gewonnen hat, würde er, wie eS heißt, im Noth- saüe auch vor einer Auflösung de- Reichstags nicht zurückschrecken. Man hört, daß dem Reichstage eine Denkschrift zugehen soll, welche die Noth- wendigkeit neuer indirecter Steuern zum Zwecke der Verminderung der directen Steuerlast dar- thun wird. Iu wie weit diese Denkschrift da von allen Seiten, neuerdings j, auch vom Herrn von Kardorfs geforderte klare Programm endlich bringen wird, davon verlautet Nichts. Die Vrr- muthung, daß die Regierung sich in ihren Steuer Vorlagen im Wesentlichen auf der Lmie der Kar- dorsi'scheu Vorschläge bewegen werde, hat bislang eine sichere Bestätigung nickt gefunden. Ja den Kreisen der agrarischen Gesinnungsgenossen deS Herrn v. Kardorfs findet da« Borgehen de ff.-Iben keinen soaderlichen Beifall und die Ansicht hat jedenfall« viel Plausible«, daß die Kundgebung de« agrarischcu Führer« voa äußeren Einwirkungen nicht ganz frei war. Se. Majestät König Ludwig von Baiern ist am Sonaabend, vom Schachen zurückkehrend, auf Schloß Berg am Starnberger See wieder eiagetroffeu. Inzwischen treten die Gerüchte über einen abermaligen Rücktritt de« Cabinetssecretair« I>r. von Ziegler immer bestimmter auf. E« ist gar kein Zweifel mehr — schreibt die „Bost. Ztg." — daß Herr v. Ziegler sich die allerhöchste Ungnade dadurch zuzoa, daß er vom König „als einzige Gnade Mm» Lebe»«" da« E»ne erbat, daß der KMg zu» WitlelSbacherjubitäum nach München gehe. Die ablehnende Antwort de« König« soll, wie gar nicht unwahrschein lich ist, so unzweideutig und kräftig gewesen sein, daß Herr v. Ziegler, welcher beiläufig sehr vermögend ist, keine Lust mehr verspürt, dem König Rathschläge zu ertheileu. H rr v. Ziegler wird wahrscheinlich vom 1. Oktober an, vermuth lich ,,au« Gesundheitsrücksichten", den Cadinet« dienst quittireu. Vielleicht schickt man ihn, wie der „Fränk. Kur." muthmaßt, an Stelle Rud- »ardt'S, der höchst wahrscheinlich doch nicht mehr auf seinen Posten zurückkehren will, nach Berlin; einer Zeit war wenigsten« die Rede davon. . * . Die „Weserzeitung" bringt au« dem V aticane eine Nachricht, welche nicht verfehlen wird, in Deutschland Aussehen zu erregen, während sie nRom ganz unbeachtet vorüberging und nament- ich von keinem päpstlichen Journal gegeben wurde Dieselbe besteht darin, daß der Papst vor einigen Tagen den neuen Attache bei der deutschen Bot« chaft beim Quirinal, Prinz Ratibor, in Arivataudienz empfing. Der Pnnz trug bei der ludienz Zeine preußische L eutenantSuniform und wurde von seinem Onkel, dem Cardinal Fürst Hohenlohe, .Sr. Heiligkeit vorgestellt. Bor einigen Jahren, bei Lebzeiten PiuS' IX., wäre da« nichl möglich gewesen. Eine politische Bedeutung von Belang darf man übrigen« auch jetzt dem Factum nicht bellegen. Der Kaiser Franz Josef, welcher auf der ahrt von Olmütz nach Krakau auf allen Stationen mil jubelnden Zurufen begrüßt worden war, wurde bei seiner Ankunft in Krakau von der zahlreich herbeigesttömten Bevölkerung in der herz- lichsten Weise empfangen. Bürger hielten die Ordnung aufrecht, welche in keiner Weise gestört wurde. Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft empfing der Kaiser, welcher russische Uniform angelegt hatte, den Generalgouverneur von War schau, AlbediuSki. Wie der „F. Z " au« Petersburg gemeldet wird, machen sich in letzter Zeit russische Mi nister und hohe Militair« auffallend viel in den Ostseeprovinzen zu schaffen. Man sollte beinahe glaube»,, daß aw maßgebender Stelle plötz lich eine leidenschaftliche Liebe fUr TL'so ge haßten „N^emzft (Deutschen) und namentlich für das materielle Wohlergehen derselben erwacht ist. DaS schent Alle- Fürst BiSmarck mit seiner Politik gethan zu baden. Dieser Tage hat der finanzmmister Greig bei einem Diner in Libau olgende« geäußert: „Ick glaube nicht, meine Herren — so lauteten ungefähr die mit gehobenem Accent gesprochenen Worte deS Minister- — ich glaube nicht, daß ern Reich, wAcheS unter der Verwaltung meines Vor gängers und Freundes Reutern nicht weniger alS L0.000 Werst Eisenbahnen gebaut hat, ein Reich, daS einen Krieg geführt bat, der ihm mehr alS eine Milliarde kostete, und da- schon im folgenden Jahre da- Gleichgewicht zwischen Ausgaben und Einnahmen berzuftellrn wußte, ein Reick, welches binnen zwei Zähren zur Tilgung seiner Schulden über 700 Mil lionen Rubel Anleihen untergcbracht hat, ein Reich, welche- — um auf ein naheliegendes Beispiel zu ver weisen — soeben erst 7 Millionen Rubel zum Umbau deS Libauschen Hafens assignirt hat, ich glaube nicht, meine Herren, daß ein solches Reich arm genannt werden darf." Wie die Bevölkerung besteuert werden muß, um die Zinsen für die Kriegskosten und Anleihen, auf weiche der F man »minister so stolz ist, aufrubringen — daS hat der Herr Greig natürlich nicht gesagt. Die der rumänischen Regierung nahestehende eitung „Romanul" erklärt die über bulgarische anden in der Dobrudscha verbreiteten sensationellen Nachrichten für unbegründet. Die in der Dobrudscha vereinzelt auflauchendea Räuber banden hätten durchaus keine politische Bedeutung, beständen nicht au« Bulgaren, sondern aus brod- und hcimathlosen Türken und leisteten den rumänischen Soldaten niemals Widerstand. Wie gemeldet, hat die den französischen Je suiten vergönnt gewesene Gnadenfrist ihr Ende er reicht, und damit tritt die definitive Schließung aller von Jesuiten geleiteten Unterricht-anstalten ein. Die au-sührendcn Behörden werden leichte Arbeit haben, da die Jesuiten sowohl in Pari« wie in der Provinz rechtzeitig dafür gesorgt haben, dem Gesetz- ein Schnippchen zu sch agea, indem sie ihre Anstalten durchgängig an Eivitge- noffeuschaften überlasten haben, der« Direktoren dem weltlichen Klerus entnommen Pnd. Der Papst hat null, wie au« Rom gemeldet wird, iu Uebcreinstimmung mit der Eongregatiou der GtcmbenSpropaganda genehmigt, daß eia Theil der französischen Jesuiten eine Gesellschaft zur Ausbreitung der christlichen Religion in Mittel- asrika gründe. Im Haag hat eine Prinzessin da« Licht der Welt erblickt; die Eltern hätten e« Wohl lieber gesehen, wenn e« ein Prinz gewesen wäre. König Wilhelm III. hat am 19. Februar nächste» Jahre« sein vteruudsech-zigste« Lebensjahr voll endet. Wenn nun besagte Prinzessin da« einzige Kind de« König« bleibt, so ist ihr Geschlecht «ne sür die Erbfolge wichtige Frage. Holland wurde erst im Jahre 1815 zum Königreich der Niederlande erhoben und durch die Verfassung vom 24. August diese« Jahre- die Thronfolge geregelt. Der Art. 16 derselben lautet, wie d,e „V Z " hervorhebt: „Bei gänzlicher Ermangelung männlicher Nachkommenschaft im Hause Nastau- Oranien sind die Töchter de« König- nach de« Erstgeburt-recht zur Thronfolge berufen." Beider VersastungS-Revisiou im Jahre 1848 wurde dieser Artikel berbehalten. Nun hat König Wilhelm III. zwar noch einen Sohn auS erster Ehe, den am 25. August 1851 geborenen Alexander, besten GesundyeitSzustand ist jedoch ein so bedenklicher, daß Niemand erwarten darf, er werde sich je der- mählen und ein hohe- Alter erreichen. Nach mensch lichem Ermessen ist daher die einen Tag alte Prin zessin im Haag berufen, dereinst den niederlän dischen Thron zu besteigen, wenn sie entweder un vermählt bleibt oder den Fürsten zum Gemahl er wählt, welcher den Generalstaaten ansteht. Eiae Prinzessin der Niederlande, welche ohne Zustim mung der Generalstaaten eine Ehe emgeht, bat kein Recht auf die Krone. Eine Königin, die ohne diese Zustimmung eine Ehe eingeht, entsagt damit der Krone. Wenn unsere junge Prinzessin, wie e» ander- kaum anzunehmen ist, unter Bormundschaft kommt, werden die durch ein Gesetz zu ernennenden Vormünder wohl Sorge tragen, daß sie mit diesen VersastungSbestimmungen nicht m Collision geräth. In diesem Falle ist die künftige Nachkommenschaft ihre- Gemahls im Königreich der Niederlande erbberechtigt. Anders aber liegen die Verhältnisse im Groß- herzogthum Luxemburg. Für diesen mildem Königreich der Niederlande nur durch Personal union verbundenen Staat wurde bei der Consti« tuirung 1815 ausdrücklich die Erbfolgeordnung nach dem nassauischen Erbverein von 1783 aufrecht erhalten, nach welcher nur die männliche Succesfio» gilt. Wäre unsere Prinzessin ein Prinz, so wurde derselbe nach dem Tode seine- Bater« unstreitig Großherzoavo» Luxemburg werden, die Prinzessin bleibt von diesem Throne ausgeschlossen. Nach der luxemburgischen Erbfolgeordnung ist der 1866 dcpoffe- dirte Herzog Adolph von Nassau der legitime Erbe der Linie Naffau-Oranien, e- sei denn, daß man auS dem neuen Eroberung-recht deducirt, daß durch die Eroberung de« HerzogthumS Nassau daS Hau- Hohenzollern in alle Rechte de« vi« dahin regierenden Fürstenhauses getreten ist, auch m das SuccessionSrecht in Luxemburg, da- unter önderbaren Verhältnissen zwar, aber immerhin u Deutschland gehört. Der Slrasproceß gegen Liebknecht. * Leipzig, 2. September. Der Schriftsteller und ReichstagS-Abgkvrdnete Liebknecht hier, 1826 in Gießen geboren, wegen politischer und Pceßvergehen :c. bereit- bestraft, hatte im April d. I. in einer Reichstags-Rede über die durch den damaligen Staatsanwalt und jetzigen Ober- StaatSanwalt Richter verfügte Brschlagnahme der an Wiemer gerichtete, Briefe rc. sich miß billigend ausgesprochen und bei dieser Gelegenheit ich ungefähr dahin geäußert, daß Richter eine Befugnisse überschritten habe, mit dem Hinzu« ügen, daß dieser Mann, der da« Gesetz mit Füßen getreten, einem Manne zur Flucht dcrholfeu habe, der wegen eine- abscheulichen Verbrechens ver- urtheilt werden sollte. Cc, Richter, habe e« zu gelassen, daß dieser Mann in eine Privat-Irren anstalt entlassen wurde, aus welcher er natürlich entflohen sei. Für diese seine Worte stehe er ein und hoffe und erwarte, daß die Regierung Maß regeln dagegen ergreifen und eine eingehende Unter suchung anstellen lassen werde. DaS „Dresdner Journal" brachte in seiner Nummer vom 9. Mai d. I. und im Anschluß an di« Liebknecht'sche Rede einen (allerdings im »icht amtlicken Theil aufgenommenen) Artikel, in wel chem die Unwahrheit der Liebknecht'schen Äuße rungen behauptet und besonder- b.tont wurde, StaatSanwalj Richter habe erst mit dem von Lieb knecht gemeinten Proceffe gegen den Privatmann U»»d«itz in Dresden zu khan gehabt, al« Letz terer bereit« in der) Privat-Irrenanstalt de« vr. Lehmann in Pirna sich befand. Darauf, und zwar in der Nr. 56 der „Dresdner Abendzeitung", erfolgte ei»e ve«öffentlicha»g Liebknecht'«, welcher schon iu der betreffenden ReichStagSsttzung für die ausgesprochenen Worte einzustehen sich bereit erklärt hatte. Diese Publi kation destalld außer Liebknecht'« eigenen Worte» in Eitateu an« Briefen, welche Liebknecht von völlig glaubhaften Personen erhalten haben wollte «ud worin behauplet wurde, Richter habe den der Unzucht mit Kindern angeklagteu Rauduitz dadurch der Untersuchung entzogen, daß er zw- gelasftn, ihn in eine Privat, (nicht in dk Lande«-)Jrren-Anstalt zu bringen, au« der er entflohen sei. Im Lause der Verhandlung erklärte Liebknecht, die Worte: „er wolle der Regierung'' rc. im Reichstag bezögen sich lediglich aus den Chemnitzer Fall (mit Wiemer); die Erklärung de« „Dresdner Journal-" habe er nicht al» osstciö« anseheu
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite