106 Michael Maul hier dem Kantor traditionell ein finanzieller Ausgleich von Seiten der Stadt kasse gezahlt wurde, der zum Musikalienaustausch mit Kollegen anregen sollte, wenngleich der jährlich ausgezahlte fixe Betrag von nur 1 Gulden 5 Groschen und 3 Pfennigen vergleichsweise bescheiden ausfiel. 42 Im Septem ber 1749 bat Einicke nachdrücklich darum, ihm einen angemessenen jähr lichen Zuschuß zu zahlen, damit er „die Kirchen=Musik fortzuführen und mit den besten neuesten Musikalien zu versehen im Stande seyn möge.“ 43 An weiteren Zeugnissen haben sich aus Einickes Frankenhäuser Jahren neben mehreren Texten zu musikalischen Gelegenheitswerken 44 noch das gedruckte Textbuch zu einem 1749/30 aufgeführten Kantatenjahrgang erhalten. 45 Nach Ausweis der Vorrede Einickes, 46 datiert auf den 15. November 1749, handelt es sich bei dem Jahrgang allerdings um ein eigenes Kompositionsprojekt, das dieser „wechselsweise“ mit dem Stadtorganisten Johann Conrad Wagner 47 angehen wolle. Insofern ergeben sich auch hier keine weiteren Anhaltspunkte zu möglicherweise einstmals in Frankenhausen vorhandenen Bachiana. Wenigstens die dem Kantatenzyklus zugrundeliegenden Dichtungen könnten jedoch vielleicht teilweise Leipziger Provenienz sein; zumindest liegt für den Text der Kantate auf Johannis „Gelobet sei der Herr“ 48 eine Vertonung „di Schwaegrichen“ vor, bei dessen Autor es sich möglicherweise um den Leipziger Studenten und seit 1731 bis 1741 als Kantor in Pegau bei Leipzig wirkenden Gottfried Siegmund Schwägrichen handelt 49 G1I FR1DERICI EINIKE MVSICAE D1RECTORIS ET COLL. II [...], Nordhausen 1770; Exemplar: Stadtarchiv Norhausen, R Le 8) sowie drei Textdrucke zu von ihm aufgeführten Gelegenheitswerken aus den Jahren 1764/65 (ohne Signatur). 42 Der Betrag ist nachgewiesen aus der Amtszeit von Einickes Nachfolger Johann Wilhelm Cunis (Stadtarchiv Bad Frankenhausen, 1AI D-14). 43 Stadtarchiv Bad Frankenhausen. I/V-I88 (Acta Anschaffung derer Kirchen Musica- lien hetr. 1714-1758), unpaginiert. 44 D-HAu, Signatur 78 M 851. 45 Gottgeheiligte Kirchenandacht in einem neuen poetisch=musikalischen Jahrgange, welcher mit dem neuangehenden Kirchen=Jahre Vormittages in der Stadt= und Hauptkirche zu Frankenhausen aufgeführet werden soll. Frankenhausen, gedrukt in der Keltischen Buchdruckkerey. Exemplar in D-GOl, Cant. spir. 1310. 46 Ebenda. S. 3-4. 47 J. C. Wagner (1706-1774), seit 1747 Organist in Frankenhausen. Seiner Auto biographie zufolge (abgedruckt bei Marpurg, wie Fußnote 35, S. 462) soll er in Frankenhausen „auf die zwanzig Jahrgänge verfertiget“ haben; einiges davon ist offenbar überliefert in der Bösenroder Musikaliensammlung (in D-Gs). 48 Gottgeheiligte Kirchenandacht (wie Fußnote 45), S. 73-75. 49 D-LEm, Poel. mus. 283 (1788). Zu Schwägrichen siehe R. Vollhardt, Geschichte der Cantoren und Organisten von den Städten im Königreich Sachsen, Berlin 1899 (Reprint Leipzig 1978), S. 252.