Über die Hintergründe von J. S. Bachs Bewerbung in Amstadt 91 so wohl Figural alß Choral mit den Schühlem spiehlen wolle ? ... Da ers nicht thuen wollte, solle ers nur categorice von sich sagen, damit andere gestalt gemachet vnd iemand der dießes thäte, bestellet werden könne.“ 2 In beiden Fällen parierte Bach den Vorwurf mit der Forderung nach einem ,Director musices“, drängte also seinerseits auf die Einstellung eines weiteren haupt amtlichen Musikers mit dem Rang eines Kantors. Der Konflikt berührte fundamentale Mißstände, die nicht ohne weiteres zu beheben waren; auch im November 1706 - dem nächsten aktenkundig gewordenen Zusammenstoß mit dem Konsistorium - zeichnete sich noch keine Lösung ab, 28 und dies war für Bach sicherlich der Hauptgrund, sich bereits Ostern 1707 um eine berufliche Veränderung zu bemühen. 29 Der Plan einer festen Etablierung von Figuralmusik in der Neuen Kirche scheint auch nach Bachs Weggang im Sommer 1707 noch nicht aufgegeben w orden zu sein. Immerhin wurden bei den zur Probe gebetenen Kandidaten um die Nachfolge - Andreas Bömer und Johann Ernst Bach - auch deren Fähig keiten im „accompagnement dev figural Music“ geprüft. Die Verringerung des Gehalts von 50 auf 40 Gulden 30 deutet jedoch auf eine deutliche Rücknahme der Erwartungen. Anhang Brief von Ludwig Martin Herthum an Graf Anton Günther von Schwarzburg- Arnstadt, 23. April 1710 (Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt, Bestand Konsistorium Amstadt Nr. 1349, fol. 45r-48v), gekürzt. [fol. 45 r] Durchl. Fürst Gnädigster Fürst und Herr Daß Ew. Hochfürstl. Durchl. auf meine unterthänigste Supplicata iederzeit Gnädigste Intention und Landes Väterliche Sorgfalt gehabt, solches habe mich unterthänigst versichert, erkenne es mit unterthänigsten danck; da aber ich von Tit: Herrn M. Caroli ohn längsten versichert wurde, als ob Ew. Hochfürstl. Durchl. gnädigste resolution wegen des von mir gesuchten Organisten dienstes bey der Oberkirche alhier dahin ginge. daß mein Schwager Bömer dem selben haben solte, in erwegung, wie derselbe 1. ) zu zweymahlen bey Conferirung des Organisten dienstes hinden angesezet worden, 2. ) Er ein alter Organist, 3.) Ihme sein Vater (der in vielen Schulden stecke) wenig helffen könte, und er über dieses zwey Kinder zu versorgen hätte, auch (4.) unter- 27 Vgl. Dok II. Nr. 16. 28 Vgl. Dok II. Nr. 17. 29 Vgl. Dok II. Nr. 19. 30 Vgl. Dok II. Nr. 8 (Kommentar) und 34.