„Jakobs Kirche“ - Erkundungen im gottesdienstlichen Arbeitsfeld Johann Sebastian Bachs in Weimar Von Ernst Koch (Leipzig) Zu einer kritischen Biographie Johann Sebastian Bachs gehört in aller Regel auch eine Reflexion der Bedingungen, unter denen er an seinen Arbeitsorten gewirkt hat. Was Weimar betrifft, brachten über die bis dahin bekannten Daten hinaus vor mehr als einem halben Jahrhundert die Forschungen Reinhold Jauemigs neues Licht in die Vorgaben und Verhältnisse, die für den Hoforgani sten und Konzertmeister Bach maßgebend gewesen sind.' Zur personellen Zu sammensetzung der Hofkapelle steuerte Hans-Rudolf Jung neue Erkenntnisse bei. 1 2 Inzwischen ist Bachs Weimarer kompositorische Tätigkeit auf dem Feld der Kantaten wiederholt Gegenstand von Untersuchungen gewesen, ohne daß hierin bisher letzte Einmütigkeit zu erzielen war. 3 Daß es möglich ist, neue Quellen zu erschließen, hat zuletzt die Entdeckung der Aria zum Geburtstag von Herzog Wilhelm Emst im Jahre 1713 durch Michael Maul ge zeigt. 4 Was den Gesamtrahmen von Bachs kirchenmusikalischer Tätigkeit in Weimar betrifft, ist die Forschung noch immer auf die bekannten Daten an gewiesen. die in die Biographien Bachs Eingang gefunden haben: Unter den Geistlichen am Hof war es der Generalsuperintendent und Oberhofprediger Johann Georg Lairitz, mit dem der Hoforganist und Konzertmeister in jedem Falle zu tun hatte; seine musikalische Tätigkeit beziehungsweise die mit ihr verbundenen Verpflichtungen während des Gottesdienstes erscheinen, jeden falls was die Jahre bis 1714 betrifft, als vergleichsweise bescheiden. 5 Eine erneute Musterung der Quellen ist geeignet, auf ergänzende Aspekte auf merksam zu machen, die dann gegebenenfalls auch zur Korrektur bisheriger 1 R. Jauemig, Johann Sebastian Bach in Weimar. Neue Forschungsergebnisse aus Weimarer Quellen, in: Johann Sebastian Bach in Thüringen. Festgabe zum Gedenk jahr 1950. hrsg. von H. Besseler und G. Kraft. Weimar 1950. S. 149-105. 2 H.-R. Jung, Johann Sebastian Bach in Weimar 1708-1717, Weimar 1985 (Tradition und Gegenwart. Weimarer Schriften 16). 3 K. Hofmann, Neue Überlegungen zu Bachs Weimarer Kantaten-Kalender, BJ 1993, S. 9-29; A. Dürr, Bach als Hofkompositeur, in: Der junge Bach: weil er nicht auf zuhalten .... hrsg. von R. Emans, Erfurt 2000 (Begleitbuch zur Ersten Thüringer Landesausstellung. 24. Juni bis 3. Oktober 2000). S. 301 f. 4 M. Maul, „Alles mit Gott und nichts ohn' ihn“ - Eine neu aufgefundene Aria von Johann Sebastian Bach. BJ 2005. S. 7-35. 5 Vgl. C. Wo\ff, Johann Sebastian Bach, Aktualisierte Neuausgabe, Frankfurt am Main 2005, S. 139.