Ein interessantes Beispiel Bachscher Tert- auffaming. Don Alfred Heuß (Leipzig). Der einleitende Chor der Kantate: „Brich den Hungrigen dein Brot" hat schon mehrere Interpretationen erfahren. Die erste suchte PH. Spitta bei Besprechung der Kantate zu geben, indem er (II, 561) annimmt, daß die eigentümliche, zwischen Flöten, Oboen und Geigen geteilte Begleitung sich Bach zu nächst wohl aus der Vorstellung vom „Zerbrechen des Brotes" ergab. Sofort fügt dann aber Spitta die Worte hinzu: „Wie wenig er aber hierbei auf kleinliche Spielerei ausging, zeigt sich auS dem Verlauf, wo zu ganz anderen Worten die Begleitung sich fortsetzt". Diese Auffassung hat Spitta einen bedeutenden Vorwurf von Seiten Albert Schweitzers zugezogen, der (I. S. Bach, S. 441) schreibt: „Hier ist sowohl die Erklärung wie die Entschuldigung der Tonmalerei unzutreffend. Die Entschuldigung, weil man Bach keinen größeren Vorwurf machen könnte als den, ein Bild in der Musik auch dann noch beizubehalten, wenn es im Text gar nicht mehr vorhanden ist; die Erklärung, weil kein Hörer das Brotbrechen abgebildet sieht". Schweitzer gibt nun seine Erklärung, die in den Worten gipfelt: „Die Musik stellt also die Elenden dar, die gestützt und geführt inö Haus geleitetet werden. In dem Augen blick, wo die Worte ,führe in das Haus^ im Text vorüber sind, läßt die Begleitung diese Schilderung fallen und erbaut sich aus ganz anderen Themen".