Au Bachs Weihnachtsoratorium, Teil 1 bis 3. 15 müßte die Wiederholung des Einganges als sinnlos bezeichnet werden. Aber nach dem vorstehend allgemein und an Bei spielen Dargelegten handelt es sich in Wahrheit nicht darum, sondern um eine kirchliche Feier, hier also um eine Sieges- seicr, in der die Kampfessreudigkeit hell nachklingt. Der erste Teil des Chores ,,Es erhub sich ein Streit" ist auch keineswegs nur die Ankündigung des folgenden, — schon sein großer Umsang widerlegt dies; er ist bereits gesättigt mir Sieges jubel, — bei himmlischen Machten ist ja Kamps und Sieg nur Eins! DaS Wiederauslodcrn des Siegesjubels nach dem Be richt vom Sturz des Feindes ist aber innerlich durchaus be rechtigt, und da der Text seinerseits mit der Schilderung des Sturzes abschließt, so ergab sich das Zurückgreifen auf den Eingang, dem vielleicht gerade darum die beschriebene Hal tung gegeben war. Das ist nickt die einzige und vielleicht auch nicht eine ideale Lösung; aber widersinnig erscheint sie nur dann, wenn man Bach Ziele beilegt, die er nach seiner ganzen Richtung nicht haben konnte. Es darf hier auch noch einmal darauf hingewiesen wer den, daß Bach bei zahlreichen Chören, die an sich eine Dacapo- Form zugelassen hätten, eine solche garnicht oder in Umge staltung angcwendet hat. Jene Form war ihm keineswegs die einzige. Ich möchte nicht den Anschein erwecken, als ob cs mir an einer Ehrenrettung Bachs um jeden Preis läge. Bei der vielfach erzwungenen, ja gelegentlich handwerksmäßigen Kom- positionStätigkcit war ihm natürlich der Genius nicht immer und nicht gleichmäßig gehorsam; die Wirkungslosigkeit auch seiner größten Schöpfungen aus die Mitwelt mochte daneben nicht selten niederdrückend wirken. So gibt cs unzweifel haft Stücke, die sich in gewohnten Formen in einem gewissen Schlendrian bewegen, — nach meiner Ansicht indessen doch in relativ geringer Zahl. Worum es sich aber an dieser Stelle allein handelt, sind die Grundsätze seines Schaffens, die ich verständlich zu machen wünsche.