Cembalo oder Pianoforte? Vortrag, gehalten in der Mitgliederversammlung des vierten deutschen Bachsesics in Chemnitz.*) Von Richard Buchmayer. Hochverehrte Anwesende! Die Vorbereitungen zum dies jährigen Wachsest haben nur ein so reichliches Maß von Ar beit auferlegt, daß ich gern davon abgesehen hätte, an den Vorträgen der heutigen Mitgliederversammlung tcilzunehmen; dennoch habe ich die Notwendigkeit empfunden, mich zum Worte zu melden, weil ich eine Erörterung des von mir auf gestellten Themas für besonders dringlich halte und weil ich die Verpflichtung fühle, gewissen irrtümlichen Anschauungen, die weite Verbreitung erlangt haben, entgcgcnzutreten. Eine Bewegung, die unsere ganze Sympathie verdient in folge ihres Bestrebens, die Musikinstrumente des 17. und 18. Jahrhunderts wieder in die Öffentlichkeit einzuführen, die Klangmischungen der alten Ensemblemusik wieder herzustellcn — diese Bewegung ist neuerdings im Begriff, nach einer be stimmten Richtung über Maß und Ziel hinauszugehen. Die junge Generation von Musikforschern kämpft heute unter einem gemeinsamen Feldzeichen: dem Cembalo. Wo immer jetzt historische Konzerte unternommen werden, da prangt im Vor dergründe daS Cembalo als sichtbares Pfand der historischen Treue, oder mindestens der loyalen historischen Gesinnung. Das moderne Klavier gilt fortan für solche Zwecke als un zulässig und soll selbst als Soloinstrument durchaus in den Bann getan werden. *) Der Vortrag hat für den Druck eine etwas erweiterte Gestalt er halten.