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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188009168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-09
- Tag1880-09-16
- Monat1880-09
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1880
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MMMDWW Grfchetrrt täglich früh 6»/, Uhr. Ledottl«, »»t ««Pttiti», JohamüSgaff« 88. Mmchstmckr, ber »rbattlo,! vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Gär dir RjUr-atr et«,rj«»dttr Kw» »Lchk ft» »», «eOacrto »v»t»dUch. Unncchme der für die uüchst- AUocndr Rümmer bestimmte« Mlierate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags. an Sonn- »tz Festtage« stütz bi« '/.v Uhr. H» de» FUtott» flr Z»s. T»aah»r: Ott» Klemm. UuioerfitLtSstr. 22. Omtt« Lösche, Kacharinenfir. 18,p. nur bi« '/^ Uhr. MWM.TuMM Anzeiger. Orgaii für Politik. Localzcschichtc. HandklS- md GeschästSverkchr. «lift««k 16,20«. Zd«me»e»toPrrt» vtettelj.4'/,MLi iucl. Bringkrlvdu 8 Mt., durch die Post bezog« » DU. Jede einzelne Nummer 2t Pf. Belegexemplar 10 M. Gebühren für Extrabeilage» ohne Postbefürderung 89 ML «st Postbefürderung 48 ML »-stralr ögesp. PetitM« 20 W Größere Echristm laut unfere» PrriSverzeichniß. —TabcLanfcher Satz «ach höherem Tarif. Aerlaae, »,lrr »«» »edartioaoßcktz die Spaltet!« 40 Pf. Inserate stad stet« an d. TePedttto« »u send«. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»souw«»L«t» »der durch Postvorschuß. 285. DounerStag den 16. September 188V. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Die von unS am «. dsS. MtS. zur öffentlichen Versteigerung gebrachten Abtheilungen Nr. V und Vl deS der Sladtgemeinde gehörigen, hier an der Promenade hinter dem „das Kloster" genannten HauSgrund- stück, Kloftergaff« Nr. 15, gelegenen »artenareales sind be« Höchftbtetern zuaeschlage« worden, und ennnstr« wir daher die unberücksichtigt gebliebenen Bieter in Gemäßheit der Bersteigerungsbedingungen hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 11. September 1880. Der «ath der «tabt Leipzig. — vr. Georgi. Stoß Steinbruch -Verpachtung. Der Abba« deS der Stadtgemeind« Leipzig gehörigen Grasdorfer Steinbruches soll auf vier Jahre verpachtet werden und fordern wir Pachtlusnge hierdurch aus, ihre auf ein jährliches Pachtgeld zu richten den Gebote bis zu« 1. Oktober b. I. bei UN- einzureichen. Die BerpachtungSbedingungen liegen in unserer Vekonomie-Juspection t« alten JohanntShoSpitale und bei dem StetnbruchSausseher Herrn Förster Zacharias in Lrabefelb zur Einsicht aus, wo auch sonst etwa gewünschte Auskunft erlhellt werden wird. Leipzig, am L5. August 1880. Der «ath der Stabt Leipzig. vr. Georgi. vr. Langemann. Feldverpachtung. Folgende der Stadtgemeind« Leipzig und bez. dem Johanni-hoSpitale gehörigen Feldstücken: t« ber Stabtflur 1. — K, 80.98 » --- 1 Acker ISS mR. sogen. Schmale am Dösener Wege, Parcelle Nr. L47S. 8. a - 46,77 ----- 11 . LOS - die auf der Ostseite der Südstraße gelegene Parcelle Nr. 8507, in ber Flur Ltnbrna» 3. L - 19.58 - --- 3 - 890 - sogen. Rodeland, Parcellen Nr. 708 und ein Theil von Parcelle Nr. 358 einschließlich 4.80 » --- 83 lUR zeith Lehmabfuhrweg, sollen zu« Aelbba«, also mit Ausschluß jeder anderen Benutzungsweise, auf bte «eu» Jahre 1881—188» an RathSstelle Svunabenb, be« 18. September b. I.. vormittags 11 Uhr an die Meistbietenden anderweit verpachtet werden. liegen in der Expedition Die Verpachtung-- und BersteigerungSbedingungen sowie die SituationSpläne li unserer Oekonomie-Jnspection im alten JohanmShoSpitale zur Einsichtnahme au-. Leidig, den 31. August 1880. Der «ath her Stabt Leipzig, vr. Georgi. StSß. Die Gesellschaft für internationales Recht. Zu Oxford tagt gegenwärtig, wie unfern Lesern wohlbekannt ist, va» „Institut äe äroit intoinLtio- In den bisher stattgefundenen Sitzungen wurde, wie wir kurz recapituliren, eine sehr be- achtenSwerthe Resolution angenommen. ES solle allen internationalen Verträgen eine Clausel an gehängt werden, nach welcher Ausländer jeder Re ligion und Nationalität die gleichen Rechte wie die Angeborenen genießen und Frauen die Nationalität ihrer Gatten erlangen sollten. Freilich dürften diese Wünsche hervorragender Rechtslehrer der civi- lisirtea Nationen r B. in Rußland noch nicht auf Verwirklichung hoffen, wo Juden deutscher Natio nalität ihre- Glaubens wegen einfach auSgewiesen werden. Obwohl sie dem Deutschen Reiche ange boren, können sie nicht da- Gefühl haben, wie der Römer oder der moderne Engländer im frem den Laude, daß eine Großmacht sie vor Unbilden schützt. Ueber die weiteren Entschlüsse de- Con- greffeS erhalten wir von einem deutschen Mitgliede desselben die folgende interessante Zuschrift. „Der Telegraph wird Ihnen wohl die Nachricht bereit- übermittelt haben, daß unserem verehrten Bluutschli in Heidelberg von der Universität zu Oxford der Grad eines voetor jurls civilis ver lieben worden ist. Neben ihm wurde nur noch ein Mitglied des ConareffeS dieser Würde theilhaftig, der belgische Minister deS Innern, Rolin-Jacque- myns. Die Ausnahme, welcke unsere Versammlung hier findet, ist eine überaus herzliche; mit der Universität Wetteifer» die städtischen Behörden in Bezeigungen der Sympathie; auch an einer sehr geschmackvoll auSgestatleten, feierlich überreichten Adresse hat es nicht gefehlt. Unsere Arbeiten nehmen einen sehr erfreulichen Verlauf; doch soll nicht verschwiegen werden, daß einzelne wichtige Materien, so das internationale Priseurecht, ferner die Anbahnung eine- internationalen Handelsrechts oder doch wenigstens der Versuch zu einer Ausgleichung der hier besonders stören den Verschiedenheiten, und endlich die Untersuchung der Mittel und Wege zur Ausdehnung deS euro päischen Völkerrecht» aus die Staaten de- O Neut rum Theil auS äußeren, aber auch au« inneren Gründen von den Verhandlungen ausgeschlossen bleiben mußten. Namentlich bezüglich des Prisen- rechtS wäre e» interessant gewesen, hier auf eng lischem Boden die Stimmen unserer englischen College» zu hören, deren Regierung bekanntlich die staatlich erlaubte Piraterie während eines KriegeS (etwa» Anderes ist ja da» Prisenrecht überhaupt nicht) als da- angcborne Recht de- Stärkeren betrachtet und demgemäß bisher jeder internationalen Codification auf diesem Gebiete widerstrebt hat. Die auf dem vorjährigen Cougreß zu Brüssel eingesetzte Commission z« Ausarbeitung eines Handbuch- internationaler KcieaSaofetze und, wenn der Ausdruck erlaubt ist, de« jknegS-ewohuheilS- rechtS hat ihre Ausgabe in musterhafter Weise er füllt. Das bezüglich« Rtferat, an da« iu diesem Sommer iu Heidelberg uuter Bluntfchü'« eifriger Mitwirkung die letzte Hand gelegt würbe, ist von dem Genfer Gustav Moyui« erstattet und wird, wie unsere Gesellschaft jetzt beschlossen hat, sämmt- llchen Regierungen Europa« und Amerika« mit der Einlckbnng zugeschickt werden, die hier uiederaelegtev Grundsätze bei WM Hnchmcktionen an die Armeen r« adopnre«. Hte Arbeit Movaier's ist eine sehr »esonnene, die Überall von der Praxis auSgeht und zur Praxi* zurückfühtt, die keine theoretische Be seitigung der Kriege durch Worte und Wünsche anstrebt, sondtt« dev Krieg als etwas Gegebene* htuuimmt «tb nur dessen Gräuel zu lindern versucht. Erwähnt sei noch, daß von den unsere» De batten zu Grunde gelegten allgemeinen Regeln, um die conforme Entscheidung in solchen rechtlichen Materien zu sichern, wo die abweichenden Einzel- gesetzgebungea zu rechtlichen Conflicten führen können, folgende nicht unwesentliche Artikel ange nommen worden sind: ,,a) Stand und rechtliche Befugnisse einer Person werden durch die G-setze deS Staates bestimmt, welchem dieselbe ihrer Na tionalität nach angehört; ist die letztere unbekannt, so entscheiden die Gesetze de- Wohnorts; b) die Erbfolge in einer Hinlcrlassenschaft regelt sich hin sichtlich der erbfolgesähiaen Personen und ihrer Rechte, sowie des Änlheils an dem aufzutheilenden Vermögen und endlich der inneren Rechtsgültigkeit (vaiiäitc jlltrinsögae) deS letzten Willens nach der Gesetzgebung deS Staates, welchem der Verstorbene anqehörte. Ist indessen seine Nationalität nicht ersichtlich, so treten auch hier die Gesetze des letz ten DomicilS in Kraft, ohne Rücksicht ans die Be schaffenheit der Hinterlassenschaft und auf den Ort, wo sich dieselbe befindet, c) In keinem Fall können die Gesetze eine* Staates den Anspruch auf An erkennung und Wirksamkeit in einem anderen Stacke erheben, weuu sie mit dem öffentlichen Recht oder der öffentliche« Ordnung dortselbst in Widerspruch stehen/' Damit wäre denn da- Pro gramm deS Oxforder CongresseS in großea Um rissen umschrieben. Mögen denn zum Schluß, um die im besten Sinne objektiven Tendenzen unserer Gesellschaft klar zu legen, noch die Thesen Platz finden, die einen Theil (die Art. 13 und 14) der in der Ausarbeitung befindlicken Bestimmungen über die Auslieferung von Vervreckern bilden. Dieselben, bereit- angenommen, lauten: Art. 13. Die Aa« lieferung findet nickt statt bei politischen Ver brechen. Art. 14. Wird ein Staat um die Aus lieferung angegangen, so prüft derselbe durchaus selbstständig den Umständen entsprechend, ob die Hand lung, auf Grund welcher die Auslieferung verlangt wird, einen politischen Charakter trägt. Uad zwar hat sich diese Prüfung an folgende leitende Grundsätze zu halten: a) diejenigen Handlungen, welche, wie Mord, Brandstiftung, Raub, einen criminellen Charakler haben, fallen untrr die AuslieserungS- bestimmungen trotz der eventuellen politischen In tentionen ihrer Urhebnc. b) Zur Prüfung von Verbrechen, die im Verlaufe einer Insurrektion, eine- Bürgerkriege« »der einer politischen Revolu tion begangen worden, ist die Frage beranzuziehen, ob dieselben durch KciegSgebrauch ihre Entschul- digung finden oder nicht." Politische Rebersicht. Leipzig, 15. September. Die Fortschrittspartei entwickelt die denk bar größte Rührigkeit, um die allgemeine Partei tage für ihre Zwecke gehörig auszunutzen. Die Presse de-Herrn Eugen Richter ist denn anch in einer fieberhaften Tätigkeit ein Parteitag folgt auf den andern; und da» Alle-, um die Gruppe Lasker-Forckenbeck der extremen Linken mög lichst innig auzualiedern. Zur Sache wird unS au- Berlin geschrieben: „Der Parteitag, weichen die Fortschritt-Partei in der zweiten Hälfte de* Monat- November hieher oerufen will, wird nicht ganz so zusammengesetzt sein, wie der erste vor zwei Jahren hier abgehaltene. Da mals waren zur Theilvahme eiugeladen: alle Ab geordnete der Partei zum Reich«t«ge oder zu den Sinzellandtagen, die früheren Abgeordneten der Partei und die zur Partei gehörigen Verleger und Redakteure fortschrittlicher Blätter. Außerdem waren stimmberechtigt die Delegirtcu von Partei- Versammlungen (von Wahlvereine» durfte man nicht sagen, da Dem das preuß sche Verein*- aesetz entgegensteht). In Nr. 7 der damals ge faßten Beschlüsse über die Organisation der Partei ist «» -egen den früheren Modu« «ft einigen Einschränkungen festgesetzt: Zur Theilnahme am Parteitage sind berechtigt die gegenwärtigen und die früheren Mitglieder de« Reichstag- und der Einzellandtage, welcke zur Pattei gehören, die zur Partei gehörenden Redakteure und Verleger fort schrittlicher Zeitungen, „und zwar je ein Redakteur und Verleger für jede Zeitung", und der Delegirte von Parteiversammlungen. Die Zahl der letzteren darf für jeden ReichStag-wahlkreiS fünf nicht über steigen." Wie die Wochen - Correspondenz der deutschen Reich-- und freiconservativen Partei schreibt, läge cS in der Absicht, die Steuer-Reform in der bevorstehenden Session des Reichs- und preußischen Landtages zum Abschluß zu bringen und zwar, soweit sich auS den allerdings nur bruch- iückweise vorliegenden Mitteilungen ersehen läßt, n der Hauptsache nach den bekannten Kardorff'« chen Vorschlägen. Danach würde für Preußen die Ueberweisung der halben Grund- und Ge bäudesteuer, die Beseitigung der untersten beiden Stufen der Claflensteuer und die Ermäßigung der übrigen Classensteuer, sowie der untersten Stufen der Einkommensteuer und die Beschaffung der Mittel durch Bier-, Branntwein-, Börsen-, Wehr-, vielleicht auch Zuckersteuer in Aussicht stehen. Der vor Kurzem in Kopenha--n stattgttun- dene unliebsame Zwischenfall wird noch vielfach besprochen. Telegramme englischer Blätter haben bereit* einen Nachfolger des Baron v. MagnuS alS deutschen Gesandten in Kopenhagen namhaft gemacht. In unterrichteten Kreisen wird indessen mit Bestimmtheft versichert, daß zunächst über diese Dinge noch gar keine weitere Anordnung getroffen ist, als diejenige, daß Herr v. Magnus nicht auf seinen Posten zurückkehren wird. Im Uebrigen wird eine Veränderung in unserer Diplomatie nach verschiedenen Richtungen ermattet und angenommen, daß bei dieser Gelegenheit denn auch eine Bestim mung über den Kopenhagens Posten erfolgen werde. Die am Montag zuConstanz eröffnet« General versammlung der Katholiken Deutschlands ist, wie die „Voss. Zta." meldet, zwar zahlreich und von kirchenpoliiischen Notabilttäten besucht, doch hat sie dadurch in der ihr zugeschriebenen polltischen Bedeutung verloren, daß die Abgg. vr. Windthorst und Frhr. von Schorlemer- A l st noch in letzter Stunde mttgetheilt haben, daß sie verhindert seien, dem Congresse anzuwohnen. ES sollten noch zwei öffentliche Sitzungen und außerdem Sitzungen der Ausschüsse stattfinden, welche 1) für Missionen; 2) für christliche Chari tas; 3) für die sociale Frage: 4) für christ liche Kunst; 5) für christliche Wissenschaft; 6) ür Presse und Vereine; 7) für die Schule; 8) für Formalien gebildet sind. Dem gleichzeitig mit der Generalversammlung der Katholiken Deutschland», aber nicht in Constanz, sondern in Baden- Baden tagerden Cougreß derAltkatholiken sind vom AuSlaude sympathische Kundgebungen zugegangen. Wenn es sich für den UltramontaniSmuS darum handelt, den Gegensatz zwischen Staat und Kirche zu verschärfen, sind stet- tausend Hände bereit, um an- Werk zu gehen. Go soll der katholische rheinisch-westfälische Adel be schlossen haben, sich au der am 15. Oktober statt- stabenden Dombaufeier in Köln nicht »u be- theiliaeu. Unter diesen Adliaen befinde» sich eine Anzahl Personen, die dem Hofe sehr nahe stehen oder im Besitze von Hofcharaen find. Auf die Haftung des Führer* der ällramontunea am Berliner Hofe, de« Oberhofmeist«« der Kaiserin, Grafe» Resfelrode, darf »an einigermaßen spannt sein. Herr von Mantenffel scheint abermal« eine wichtige Entscheidung im Sinne de« Ultramonta- niSmu« getroffen z« haben. Wie badftcken Blät tern au« Straßburg i. E. mitaetbttlt Wird, chwebeu schon seit längerer Zeit veeHavdlnng« iber die Wiedereröffnung de« im Jahre 1873 ae- chloffenen kleinen Seminar« zu Finstingea vr »othringen. Der Abschluß der Verhandlungen oll sogar nahe bevorstehrn und ist eine für da« Seminar günstige Entscheidung zu erwarten. Der Kronvrinz Rudolf ist bekanntlich so wohl vom Kaiserhause al« auch von der Berliner Bevölkerung auf da« Herzlichste empfangen wor- den. Die uns vorliegenden österreichischen Blätter betonen durchweg mit hoher Befriedigung diese Thatsache. „Diese Aufnahme des österreichi schen Kronprinzen in der Hauptstadt deS Deutschen ReickeS — meint das Wiener ,,Frdbl." — ent spricht sicherlich den engen Beziehungen sowohl zwischen den beiden Rachbarreichen, als auch zwischen den beiderseitigen Höfen und wird wohl überall als ein Beweis jener Intimität aufgefaßt werden, welche dieselben auSzeichnet." * » * Die galazische Reise deS Kaisers Franz Josef hat die Blicke der österreichischen Presse wieder auf die Armee gelenkt. Gegenüber dm von fachmännischer Seite wie au» Laienmuude verbreiteten anerkennenden Urtheilen Uber die Re sultate der großen Manöver der letzten Tage fehlt eS auch nicht an scharfen Kritiken. Die übri gen» auch vom Kaiser gerügte Thatsache, daß ein projectirte» Cavallerie-Mauooer vollständig miß lang, indem sich die beiden feindlichen Divisionen gar nickt fanden, giebt dem „Pester Lloyd" — der, nebenbei bemerkt, kürzlich schwer beklagt hatte, daß in den höheren Commandostellen der Armee so wenig Ungarn zu finden seien — Anlaß zu fol genden bitteren Auslastungen: Daß die Truppen unter allerlei Titeln sott und fort vermehrt werden, nun. da- fühlen wir schmerz lich genug. Wie steht eS aber mit der erhöhten Tüch- tiakeit des Mannes und wie besonder- mit der In telligenz der Führer? Wir arme, simple Laim sind zur Beuttheilung solcher Fragen, wie gewiegte Schlacktenverlierer versichern, durchaus nicht kompe tent. Möglich! So viel aber verstehen wir immerhin, um lmndeftens die auffälligsten Lehren zu begreifen, welche sich zufälligerweise gerade jetzt aus den Ma növern ergeben. Wir meinen z. B-, man müsse nicht durchaus ein studitter Stratege sein, um zu ver stehen, daß bei den Manövern vom 7. d. einige Be- tisen ersten Ranges begangen worden sein müssen. Da standen einander zwei Eavallette Divisionen gegen über, die sich treffen sollten, die sich aber hartnäckig verfehlten. „Freund" und „Feind" müssen Groß artiges an Ungeschicklichkeit geleistet haben, denn all sie so eine Heit lang gestanden und — im eigenen liande — nicht wußten, ob nach rechts oder link-, zeigten beide sich als die Gescheckteren und zogen sich, teder auf seine Seite, zurück. Man kann wirklich nicht gemülblicher Krieg führen. Nun stelle man sich eine dieser vbtheilungen vor, wenn sie im wirklichen Krieg, in Feindesland, unter solcher Führung einem halbwegS intelligent geführten Feinde gegenüber stünde! Die beutizen Pariser Nachrichten bieten ein ganz besondere- Interesse dar. Die innere sowohl al- auch die äußere Lage zwingen da- Cabinet zu energischem Vorgehen. Gleich nach dem morsen, Donnerstag, oder Freitag ftattfindenden Minister- rathe wird das „Journal Ossiciel" eine Erklärung über die beiden Cardinalfragen, die Flottea- dem onstrat ion und die Ausführung der März« decrete, bringen. Die Miuistercombiuatiouen dauern fort. In erster Reihe werden, nach einem Telegramm der„Post",Challcmel-LacourundFloquet genannt. — In Pari* kommt nun die Affaire Woestyne-U ung vor Gericht. Herr von Woestyne hatte bekanntlich im „GauloiS" behauptet, die deutscheRegierung beziehe seit langer Zeit Nach richten auS dem französischen KriegSmmisterium, und mit dieserBehauptung den OberstlleutenantN ung i» verdächtigende Verbindung gebracht. Der ver leumdete Osficier trat al« Kläger auf. Wie da genannte Blatt meldet, ist nun Woestyne vor dem Untersuchung-lichter erschienen uud hat sich bereit erklärt, den Beweis der Wahrheft seiner Behauptungen mit einem imposant« Zeugenappa- rate anzutreten. Unter seinen Zeugen nannte er nämlich eine Anzahl Persönlichkeiten, worunter sogar den KciegSminister General Farre. sowie den gewesenen Chef de-KriegSportefeuille«, General de Cissey, und schließlich die geschiedene Frau f)uog, welcke angeblich dem Kläger dazu gedient haben soll, dem Krieg-Ministerium anvcrtraute Staats« Geheimnisse an fremde Regierungen auS zu liefern Arthur Ranc, dessen Ehrenhaftigkeit keinem Zweifel unterliegt, giebt über diese ganze Affaire im,Sol-
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