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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-15
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1880
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lr»«cti»> „»» Orprtttte» Johannisgasse 3S. >»ttchst»,k» »er Nr»«cti»u vormittags 1V—12 Uhr. Nachmittags 4—8 Uhr. «er dir «a<r,»»t riNAesandiki M«mt- scriptk macht sich die Redaktion nicht »eitlndlich. «muchine der für die nächft- solaende Nummer bestimmten Inserate a« Wochentag«« bis 8 Uhr Nachmittags, an Lonn- uud Festtagen früh bis '/,8 Uhr. 2» »e» FUIate» fiir 2»j.-^>»ahmr: Otto Klemm. UniversttätSstr. 22, Lau»- Lösche, Satharinenstr. I d.p. nur bis V.3 Uhr. a? 314. Retz-Aufla-e At>»a»t«tot»prrt« viertelj.4'/,Mt^ incl. vringerlohn S ML. durch die Post bc-ogeu 8 Mt. Jede einzelne Stummer 2S Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesvrdrrung 3« Mk. mit Postbesvrderuug 48 Mk. InstrMe Sgesp. Petitzril« 20 Pf. Grvtzere Schriften laut unsere» PreiSvrrzeichiüß.—Labeklarischer Satz nach höherem Tarif. ürrtmar, „irr »nn Uedattt-mßrtch die Spaltzeil« 4» Pf. Juserat« find fiel- an d. «epchsti«, zu sende». — Rabatt »ird mcht gegeben. Zahlung praanumoraaUo oder durch Postvorschuß. Freitag den 15. October 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung, die städtische Ei«ko«»enste«er betr. Nach dem im Einvernehmen mit dem Etadtverordnetencollegium gefaßten Beschlüsse ist der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer de» 15. October dieses Jahre» «tt de« dterfache» Betrage de» einfache« Steuersätze» zu erhede«. Die Beitragspflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihre Steuerbett äge spätestens btnne« 14 Tage», von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steuereinnahme, Brühl bi II. Stock, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die SLumiaen eintretenden gesetzlichen Maaßnahmen abuiführen. Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlagen für die evangelisch-luthe rischen Kirchen in Leipzig verweisen wir auf die untenstehende besondere Bekanntmachung. Leipzig, den 95. September 1880. Ter «ath der Stadt Leipzig. vr. Georai. Koch Bekanntmachung. In Gemäßheit deS Einkommensteuergesetzes vom 9. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungs verordnung vom 11. October desselben JahreS sind, auS Anlaß der Aufstellung deS Einkommensteuerkatasters für daS Jahr 1881, die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter auttufordern: die ihnen behändigten HauSlistenfonnulare, nach Matzgabe der darauf abgedruckten Be stimmungen ausgrfüfit. dtnueu 8 Tage» vo» deren BehLndtguu« ab gerechnet und bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 58 Mark, die bei Verabsäumung des Termins unnachsichllich beiaetrieben werden wird, 1« der »Ite« Ntcolatfchule, Nicolaikirchhof Nr. 19, entweder persönlich, oder durch Personen, welche »ur Beseitigung etwaiger Mängel fichere «uSkuust zu erthetlen vermögen, abzugeben. Hierbei wird auf 8 Sk deS oben angezogenen Gesetzes, Inhalts welchem sowohl der Besitzer eines HauSgruudstückes für die Steuerdetröge, welche tu Folge vou ihm verschuldeter unrichtiger oder unvollständiger »«gade», de« Staate entgehe«, haftet, wie auch jedes Famtltenhaupt für die richtige «ugabe «ller zu seine« Hausstande gehörigen, eiu eigenes Einkommen habenden Personen, etnschlietzltch der «sernrtether und Schlafstellenmteiher verantwortlich ist, und auch darauf besonders hingewiesrn, daß die auf der letzten Seite der Lauslistenformulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, beziehentlich dessen Stellvertreter unterschriftlich zu vollziehe« ist. Falls Hausbesitzer oder deren Stellvertreter gar keine Hauslistenformulare oder solche nur in unzu reichender Zahl erhalten haben, so können dergleichen auf Erfordern an obengenannter ExpeditionSstelle in Empfang genommen werden. Leipzig, den 18. October 1888. Ter «attz der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bauplatz-Bersteigerung. n. zum Verkaufe versteigerte, aber nach vo ucvt zugeschlagene Bauplatz lt deS »ur Bebauung in geschlossener Har der BiSmarckstratze von VS8.S7 Quadratmeter FILchengehalt soll Kreit»,, de« SS. d. M. v»r«tttags 11 Uhr ttz»st*>e (NatbhauS, I. Etage, Zimmer Nr. 18) anderweit z»« verkaufe »ersteigert und wird der selbe mit 97,880 anaeboteu werde«. Die LerstergerungSvedingungen nebst Beifugen und ParcellirungSplan liegen in unserem Bauamte, Tiefbauvrrwaltung (RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 18) zur Einsichtnahme auS und werden daselbst auch Exemplare der Bedinaungen und des PlaneS zum Preis von je KO ^ abgegeben. Leipzig, am ll. October 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerutti. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß in der Nacht vom 16. zum 17. d. M. die Reinigung deS Hochreservoirs der städtischen Wasserleitung, in den Nächten vom 18. zum IS. und vom IS. zum SO. d. M. die Spülung der Hauptröhren und vom 90. d. M. an die Spülung der Zweigröhren vor- genommrn werden wird. Leipzig, den 14. October 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georai. btöß. Der bereit- am 10. vor. Mon. zum Verkaufe versteigerte, aber nach von unS unter Heutigem erlassener Bekanntmachung nicht zugeschlagene Bauplatz ll deS wr Bebauung in geschloffener Häuserreihe bestimmten Baudlvck» ll. an Bekanntmachung. Die Mitglieder deS RatheS und deS Stadtverordneten-EollegiumS werden zu einer Mittwoch den SS. p. M. Abends «/, vhr i« Saale der I. Bürgerschule abzuhaltenden gemeinschaftlichen öffentlichen Sitzung emgeladen. Zweck der Sitzung ist die Bornahme der Wahl von Vertrauensmännern für den Ausschuß zur Fest stellung der Schöffen- und Seschworenenlisten. Letztzig, den 14. October 1888. Ter »ath her Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangemann. Bekanntmachung. Die diesjährige MtchaeltSmeffe endigt mit dem IS. Vetvder. An diesem Tage find die Buden und Stände auf den Plätzen der innere« Stgpt biS 4 Uhr Nach- mittcw- vollständig zu räumen, und biS spätesten« 8 Uhr Morgen- de- 17. October zu entfernen. Die auf dem AugustuSplatze und auf den öffentlichen Wegen und Plätzen der Borstadt befindlichen Buden und Stände sind bis AbendS 8 Uhr deS 1«. October »u räumen und in der Zeit vom 18. bi- LI. October, jedoch lediglich während der Tagesstunden von 8 Uyr Morgens bi- 7 Uhr AbendS, abzubrechen und wegzuschaffen. Vor dem 18. October darf mit dem Abbruche der Buden und Stände auf dem AugustuSplatze nicht de- gönnen werden. Dagegen ist eS gestattet, Buden und Stände auf dem Roßplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher, jedoch nicht am Sonntage den 17. October, abzubrechen und wegzuschaffen, dafern nicht dadmch Störung deS Verkehr- oder Benachtheiligung deS Geschäftes in den ftehenoleibenden Buden herbeigeführt wird. ES bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubude« auf dem Roßplatze und Obstmarkte, sowie die jenigen Stände daselbst, an welchen uur Lebensmittel fetlgebote» werde«, noch am 17. October ae- öffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie auf Schwellen errichtet, ingleichen die CarrouffelS und Zelte sind bis AbendS 10 Uhr deS IS. October, diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren da- Eingraben von Säulen und Streben gestattet, und eine längere Frist zum Abbruch nicht besonder- ertheilt worden ist, bis längsten- den SS. October AbendS 8 Uhr abjubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für welche bezwbentlich auch die betreffenden Bauhand werker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe biS zu 150 oder entsprechender Haft ««ahndet werden. Ueberdies haben Säumige auch die Obrigkeit- wegen zu verfügende Beseitigung der Buden rc. zu ge wärtigen. Leipzig, am 9. October 1860. »er «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Der Zuschlag der am s. und 10 v M. zum verkaufe versteigerte« Bavplätze 0. des vaublocks I. und deS Baublocks ll. an der BiSmarckstratze ist abgelehnt worden und entlasten wir daher in Gemäßheit der VersteiaerungSbedingungen hiermit die Bieter ihrer auf diese Plätze gethanen Gebote. Leipzig, den 11. October 1880. »er «ath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Gemäß der KirchenvorstandSordnung hat demnächst die Hälfte der Mitglieder deS Kirchenvorstandes von St. Thomae auSzuscheiden und eine ErgänzunaSwabl durch die Kirchengemeinde stattzufinden. Stimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen Männer evangelisch-lutherischen Bekenntnisse-, welche da- 98. Lebensjahr erfüllt haben, verheiratyet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung deS Worte» Gotte» oder unehrbaren Lebenswandel öffentliche-, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobene- Aergerniß gegeben haben, deS Stimmrechte- bei kirchlichen Wahlen wegen Bersäumniß der kirch lichen Trauung oder der Taufe ihrer Kinder verlustig geworden, oder von dem Stimmrecht der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. wer von feinem Stimmrechte Gebrauch machen will, hat aber vor Allem sich d»,««elde». Solche Anmeldungen können ebenso wohl schriftlich als mündlich gemacht werden. Die persönlichen Anmeldungen zu der bevorstehenden ErgänzungSwahl werden von Montag, den ll. October bis Sonnabend, den 16. October und Montag, den 18. October, BormittagS von 10—1 Uhr, in der Sakristei der ThomaSkirche angenommen. Schriftliche Anmeldungen, bei welchen genau anzugeben ist: 1) vor- und Zuname, 9) Stand, Gewerbe rc., S) Geburtstag und -Jahr, 4) Wohnung, werden vom 11. biS 18. d. M. zu jeder Tagesstunde (am 18. jedoch «ur bis 1 Uhr Nachmittag-) vom Pfarramt zu St. Thomae angenommen. Noch bemerken wir, daß zur ThomaSkirche folgende Straßen und Plätze der Stadt eingepfarrt find: Alexanderstraße, Alter AmtShof, Kleine Buragaffe, Burgstraße, Eentralstraße, Eolonnadenstraße, Davidstraße, Dorothrenstraße, Elsterstraße, Erbmannstraße, HarkortftraA, Hauptmannfttaße, Klostergaffe, König-Platz, Markt, Marschnerftraße, Mendelssohnstraße, Moritzstraße, Moschelesstraße, Mühlgaffe, Münzgaffe, Obstmarrr, PeterSkirchhof, PeterSsteinweg, PeterSstraße, Plagwitzer Straße, An der Pleiße. Pleißenburg, Pleißengafse, Preußergäßchen, Promenadenstraße, Roßplatz Nr. l—18, Rudolfftraße, Schillerstraße, Schloßgasse, Schreker- straße, Schcötergäßchen, Echulstraße, Sebastian-Bachstraße. Seitenstraße, Sporergäßchen, Eternwartenstraße, ThomaSkirchhof, LhomaSgäßchen, Lurnerstraße, UlrichSgaffe, Weststraße, Wiesenstraße, Windmühlenstraße Nr. 1—18, 99—81, Windmühlengaffe, Zimmerstraße. Wir fordern hiermit die evangelisch-lutherischen Einwohner der bezeichneten Stadttheile auf, sich inner halb der genannten Frist und spätesten- biS mit dem 18. October anmelden zu wollen, und ersuchen die selben um zahlreiche Ausübung diese- für die Selbstverwaltung der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde hochwichtigen Rechte-. Leipzig, 7. October. 1880. »er Ktrche«d»rfta«d z« St. Thawae. v. Lechler. Der Vom zu Köln. Ein denkwürdiger Tag ist heute für das deutsche Vaterland angebrochen. Nach einer Arbeit von Jahrhunderten ist ein Bauwerk vollendet, welches in seiner künstlerischen Gestaltung und, wir dürfen hinzufügen, in seiner nationalen Be deutung Alles überragt, was das deutsche Genie bisher geschaffen hat. Der Kaiser, umgeben von der Mehrzahl der deutschen Fürsten, seinen treuen Rheinländern und von Vertretern des ganzen großen deutschen Volke-, weiht heute zu Köln am Rhein da- herrliche Gotteshaus ein, dessen Thürme endlich in schönheitsvoller Vollendung in den Aether hinaufstreben, um damit aller Welt zu ver künden, daß es eines halben Jahrtausends bedurfte, diese» Riesenbau zum Abschluß zu bringen. ES ist erhebend, in dieser festlichen Stunde dem Gefühl Ausdruck geben zu können, daß die Vollendung de- Kölner Domes ein neues Bavd ist, welche- da- deutsche Volk mit der Dynastie der Hohenzollern verbindet. Die Mitglieder diese- Fürstengeschlechte-, besonder- König Friedrich Wilhelm IV. und sein erhabener Bruder Kaiser Wilhelm, waren e-, welche unter Hülfeleistung der ganzen Nation ein Werk förderten, da- nun vollendet al- ein Denkmal innigster Eintracht zwischen Fürst und Volk sich in den Fluthen de- deutschen Strome- erhaben-prächtig abspiegelt. Haß und Uebelwollen römischer Finsterlinge hatten lange vor diesem Festtage Mine auf Mine güegt, um den idealen und nationalen Charakter der Feier zu stören ; man hat e- sogar gewagt, die allerhöchste Person in die Leidenschaften des Tage- mit hineinzuziehen und dem Kaiser da dreiste und sinnlose Wort zuzurufen: „Majestät, geben Sie uns unfern Erzbischof wieder!" Der Ultramontanismus, der Erzfeind des deutschen Volkes, so weit seine christlich-geschichtliche Tra dition reicht, hat sich damit selbst gerichtet und, wie uns bedünken will, für ewige Zeiten mit Schmach und Schande bedeckt; denn keine Person im Vaterlands dürfte in ihrer edlen Toleranz und schlichten Herzensreinheit mehr zur Versöhnung und zum Ausgleiche bestehender Gegensätze geneigt sein als unser Kaiser! Wenn durch die Umtriebe und die unwürdigen Anschläge dieser vaterland-losen Partei ein Miß ton in die schöne und erhebende Feier hinein getragen wurde, so ist dadurch der gerechte Zorn jede- aufrichtigen Vaterlandsfreundes erregt wor den. Jndeß da- mächtige Domgeläut übertönt heute mit dröhnender Stimme diese ohn mächtigen, von Rom aus dictirten Kund gebungen de- Jesuitismus und verkündet aller Welt, daß ein protestantischer Kaiser in einem katholischen Gotte-Hause für da- Wohl der Nation betet und seinem Gotte dankt für den glücklichen Abschluß eine- unvergleichlichen, mit tausend Schwierigkeiten und unzähligen Opfern verknüpften Werke-! Was uns aber anbetrifft, die wir hier im Herzen Deutschlands abseit dem Rheinstrome stehen, wir rufen heute nach dem festlich geschmückten Köln hinüber: Freude dieser Stadt und dem großen deutschen Vaterlande bedeute de- Dome- Vollendung, und Friede, Eintracht und Versöhnung sei sein hoffnungsvolle- Geläute! Glückauf dem Dom und Heil dem Kaiser! Politische Ilebrrsicht. Leipzig» 14. October. Ob da- Verhalten der preußischen Ultra- montanen der Kölner Tombaufeirr gegenüber von Einfluß auf die Haltung der StaatSregieruna sein wird, steht dahin. Wir können unS vorerst darauf beschränken, dem Mißfallen der Presse Uber da- Gebühren der CentrumSpartei Ausdruck zu geben. Die von dem Bureau der Deutsche» Reichs- und freicouservativen Partei ber- au-gegebene Wochen-Correspondrnz schreibt: „Die feindliche Haltung, welche die Mlramontanen dem Kölner Dombau-Fest gegenüber einnehmen, und die Sprache, weiche sie in der Adresse an Se. Majestät den Kaiser und König und in ihren Versammlungen führen, dient wesentlich zur Klärung der politischen Sitnation. Bisher war planmäßig von den Leitern de- Centrum» eiue besondere Devotion gegen die Person de- Lande»- Herrn zur Schau getragen und über die Monster hinweg dieser angerufen worden. Neben deu Zielen, welche man dabei nach oben verfolgte, erwies sich die- Verfahren in doppelter Hinsicht wirksam. Mau beschwichtigte die Bedenke«, welche die volitischen streng couservativen Elemente iu den eigenen Reihe« gegen die priuciviell oppositionell« Haltung der Partei hege» mußten, uud erweckte gleichzeitig die Sympathie der Conservattveu, bei welche» die Anhänglichkeit an die Person de» LaodeSherru besonder- stark ausgeprägt erscheint. Nickt minder wurde die Fiction erhalten, daß dieser den Bestrebung«» de- CentrumS nicht abgeneigt sei. Jetzt wird klar, daß die zur Schau getragene Verehrung gegen den Landesherrn nvr so lange vorhält, al» er nicht die Enkel de- Eentrum» stört, anderenfalls aber in da» völlige Gegentheil mnschlägt. Die Zurück weisung der »ltramoutaueu Adresse uud der aus geprägt nationale Charakter, welcher dem Dom baufest gegeben wird, beweist ferner aufs Klarste, wie man an Allerhöchster Stelle Über daS Centrum und siine Bestrebungen denkt. .. Obwohl die Herren vom Fortschritt sich deutsche Fortschritt-Partei zu nennen belieben, so qualificiren sie sich dennoch ihren Worten und Thaten nach als die eifrigsten Particularisteu. Auch in Hamburg ist neuerdings wieder — wie wir bereit» grstern auSfllhrten — diese Erschei nung zu Tage getreten. Zu den Preßorganen, welche auf diesen Widerspruch Hinweisen, gehört auch die „Nationalliberale Correspondenz". Da» Blatt schreibt: „Der iu Hamburg adgehalteue erste uordwestdeut sche Parteitag der Fortschrittspartei hat eine Art von neuem Programm aufgestellt, da» für deu heutigen Geist dieser Partei lehr bezeichnend ist. An der Spitze diese» fortschrittlichen Programm» prangt der Satz: Der Parteitag hält e» für die wichtigste Ausgabe, die versvssuugSmäßiaen Rechte der Einzelstaaten gegen jede unmittelbare oder mittelbare Beraewal- rtgung zu schütze». Damit hat sich die Fortschritts partei mit der uationaleu Frage abgefunv« uud tarn» sich dann ruhig der Berurtheiluna der Militair- uud Steuerlasten, der wirth'chafttichen Reaclio«, der socialdrruokratifcheu und „social- aristokratischen" Bestrebungen widmen. Die Fort schrittspartei pflegt stet» mit volltönenden Phrasen aus ihr Kämpfen und Ringen für die nationale Einheit in vergangenen Zeiten hiuzuweiseu, um endlich dabei anzulangen, ihre erste und wichtigste Aufgabe in dem Schutz der Rechte der Ltuzel- staaten zu erblicken War«« sagt mau nicht lieber: in dem weiteren Au»ba« de» buude»- gen össi scheu Lharakter» de» Reich», iu der Schaffung neuer föderativer Garantien, in der bessern Ausbildung von einzelstaatlichen Reservat- rechten? Bei der heutigen Strömung scheint
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