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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-16
- Monat1880-10
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1880
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Erste Beilage zum Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. .n rir. Sommbeud den 16. October 1880. 74. Jahrgang. Leber bir Wiedervermahtung -es Kaisers von Kvßlaud «nthält die „Köln. Ztg." folgende interessante Mit- Ihettuugen: Die Trauung wurde in größter Stille mit nur we nigen Zeugen, darunter Großfürst NicolauS und Knegsmininer Miljutin, vokrogen. Jetzt ist dag neu- vermählte Paar mit der bereit- zahlreichen Familie — die ältesten Söhne find schon im Jüngling» alter — in Livadia beisammen. Die Fürstin Dolgo- ruki, jetzt Gemahlin de- Zaren, gehört einem sehr alten und vornehmen Geschlecht« und zugleich einer Familie an, die lange schon dem »arischen Hause und insbesondere auch dem Zaren Alexander nahe stand da ihre ältere Schwester, jetzt Gemahlin de- Statthalter- von Warschau, General- Albedin-ki, bereits vor Jahren in ähnlichen Beziehungen zum Herrscher stand wie nachher die jüngere Schwester. Die Ver bindung mit dieser jüngeren Schwester wäre vielleicht von ebenso kurzer Dauer gewesen, wie die vielen ^früheren Verhältnisse de- Monarchen, wenn sie nicht ^in die Zeit des beginnenden Alters de- fürstlichen Liebhaber- gefallen und zugleich von besonder- fesselnden Eigenschaften der Geliebten unterstützt worden wäre, Eigenschaften, die, von einem könig lichen Wüchse abgesehen, vorzüglich in reichen Gaben des Charakters und Verstandes bestanden. AIS vor etwa anderthalb Jahrzehnten die Verbin dung sich festigte, forderte sie die Feindschaft der ver storbenen Kaiserin je mehr heraus, je deutlicher die Wahrscheinlichkeit hervortrat, daß sie eine dauernde fein werde. Viele Jahre hindurch wurde die Ver bindung von dem verletzten Stolz der Kaiserin be droht, vi- endlich ein Umschwung eintrat, als die Bigotterie der Letzteren zum Durchbruch kam und gewandte Zungen die Zarin zu überreden wußten, daß die Fürstin Dolgoiuki mit ihrem Charakter und ihrer GerfteSricbtung einen sittlich und religiös wohl- thätigen Einstuß auf den Zaren auSübe, der in das Gegentheil auSschlagen müsse, sobald der Monarch sich von ihr entfernen und in seinem vorgerückten Alter dem Strome seiner heftig-sinnlichenNatur wieder sich hingeben sollte. Seitdem duldete die Zarin daS Verhältniß nicht blos, sondern hielt und förderte dasselbe un unterbrochen. Der Zar lebte sich immer inniger in die Verbindung hinein und konnte bald nicht mehr die Nähe der Favoritin entbehren. Je länger daS Verhältniß dauerte, um so enger und wahrer ward dieses Leben in einer von wirklicher Gatten- und Kindesliebe getragenen Familie, die keine- Vorzüge- zu entbehren schien, mit Ausnahme de- einen: der Sanktion durch Gesetz und Sitte. Immer weiter zog die Zarin sich in die Heiligthümer der Kirche und Religion zurück und überließ immer freier » der Favoritin die Heiligthümer der Ehe und Familie. Endlich bezog die Fürstin Dolgoruki so gar eine glänzende Wohnung im Winterpalaft Aber der Wohnung de- Zaren, und so bildet« sich offen ein neue- Familienleben des Zaren darau-, da- nicht ohne Einstuß auf das öffentliche Leben bleiben konnte. Der Monarch selbst forderte von den Männern deS HofeS, daß sie der Fürstin ihre Auf wartung und Huldigung darbrächten, und natürlich beeilte man sich, diesem Wunsche zuvorzukommen. Nur die Glieder de- Zarenhauses blickten natürlich mit Eifersucht auf den Eindringling und hielten sich meist dem obern Hofe de- Palastes fern. Indessen fab man, alS die Krankheit der Zarin eine bedroh liche Gestalt annahm, mit Gewißheit voraus, daß, sobald der Tod dem Zaren die Freiheit geben werde, die Heirath mit der Fürstin folgen würde. Kaum war im Frühling diese- Jahre- der Tod eingetreten, so richteten sich als» alle Blicke auf den obern Stock de- Winterpalastes. Man war aber trotz alledem überrascht, zu vernehmen, daß kaum vier Monate feit dem Tode der ersten Gemahlin ver strichen waren, alS schon die zweite dem Herrscher vor dem Altar die Hand gereicht hatte. Warum diese Eile, sagte man, nachdem man so lange th tsäcbl ch ein vollkommen freie- Familienleben geführt, nachdem die letze Schranke, die eS behindert, gefallen, und wäh rend man sich doch gestehen mußte, daß nn russi schen, so streng den Vorschriften der Kirche und deS Herkommens folgenden Volke diese Verletzung sowohl der einen als der andern Vorschriften sehr lebhaft empfunden werden würde? Vielleicht rst die Erklärung darin zu suchen, daß die Ge sundheit de- alternden Monarchen eine solche ist, daß ein überraschende- Ende de- Leben- leicht der Heiligung eine- Verhältnisse- zuvorkommen könnte, welchem sich der Monarch so ganz ergeben hat. Denn da- Asthma, da- seit vielen Jahren den Zaren be drängt, steigert sich, und der Körperzustand de- Kranken tnrschlimmert sich stetig. Für die Gemahlin hat der Zar auch sonst al-bald gesorgt, indem er für zwei Millionen Rubel dcn Palast der Großfürstin Katharina ankaufte und für sie bestimmte; man sagt sagar, ihr bereit- schenkte. WaS weiter die Folgen dieser Herrath sein werden, ist schwer Vvrau-zusehen. Daß da- Verhältniß de- neuen Hofe- zu dem jungen Hofe de-Thronfolger- und manchen andern Gliedern der zarischen Familie kein gute- sein wird, ist wahr scheinlich. Ob aber der Zar dahin gelangen wird, dem Thronfolger die Regierung zu übergeben, wie Manche meinen, ist doch noch sehr fraglich, da die neue Gemahlin kaum dafür wirken wird, von ihrer Macht Etwa- einzubüßen. Carola-Theater. Leipzig, den 16. October. Der gestrige Theaterabend brachte »n- Grillparzer und Moliäre; da- Fragment: „Esther" und da- Lustspiel: „Der eingebildete Kranke". Die Stücke selbst haben wir schon bei dem letzten Gast spiel der Meininger besprochen. Die Besetzung war ivdeß diesmal eine andere. Das Fragment „Esther", ein schöner Torso der Grillparzer'schen Mnse, beruht wesentlich auf den beiden Hanptrollen, denjenigen des Königs und der Jüdin, und gipfelt in der Schlußscene, die in dramatischer Hinsicht vielleicht die beste ist. welche Grillparzer geschaffen hat. Frau v. Moser- Sperner spielte dirSmal die Esther ur.d zwar «it schönster Wiik'vg in der feinan-gearbe'tet-n schen Ausbrüchen leidenschaftlichen Sinnes; Liebesscene mit der Entwickelung de- Antheils und gesteigerten letzten Scene. Dagegen er schien uns der naive Ton dieser Esther in den ersten Scenen nicht stilvoll genug, es war mehr die Naivetät de- Lastspiels als des Trauerspiels. Herr Krausneck gab dem König düstre Schwermuth mit oft energi- die zur Neigung »nd der Neigung "zur Leidenschaft führte er in interessanter Weise durch. Gleichwohl erschien un- der Grundton de- Charakter- zu hart und schwer genommen. Gleich in der ersten Scene sagt Haman's Gattin von ihm: „da- ist die Art so dieser weichen Männer", und träumerisch weich muß auch die ganze Haltung des Fürsten sein. Der Haman des Herrn Teller entsprach der Charakteristik, welche seine Frau von ihm giebt, klein, ängstlich, jämmerlich und doch mit seinem „schneckengleichen Tasten" da- Richtige oft auS- spürend. Die Frau ZareS der Frau Berg war de- schwächlichen Manne- energische Ehefrau. Der Madorchai de- Herrn Richard war eine stilvolle Gestalt. Auch die Herren Kaufsmann (Bigthan). Rollet (ThereS), Pückcrt (Aridai) und vor Allem Herr Heine (Hruptmann) bildeten ein Ensemble, da- auch mit seinem stummen Spiel da- Bild der dramatischen Situation lebhaft unter stützte. Die malerisch schönen und archäologisch treuen Dekorationen, die Säle im König-palaft zu Susa und die Euphratlandschaft haben wir schon früher gerühmt. War da- wirklich die Esther Grillvarzer'S, die, auö dem König-Palast in die Küche eine- Rentier verschlagen, un- durch ihr flotte Lustigkeit in die beste Laune versetzte, sobald der ausgehende Vor hang un- da- Zimmer de- „Eingebildeten Kranken" Moliöre'S gezeigt hatte? Ja der Thal, Frau von Moser-Spern er erschien vor uu» als Antoinette als eine der kecksten und ausgelassensten Soubretten, nachdem sie uns kurz vorher eine tragische Heldin vorgesührt hatte. Da haben wir ja auch eine Gerstinger in der Südvor stadt, die un- noch dazu ihr Doppelangesicht an einem und demselben Theaterabend zeigt. Mit Recht erntete Frau von Moser-Sperner für ihr übermüthiaeS Spiel, besonder- in der Doctor- maske, lebhaften Beifall. Auch Herr Hassel als der eingebildete Kranke Argan war ein er götzlicher Hypochonder. Die anderen Chargen, vr. DiasoiruS (Herr Kober), der auf dem Kinderstuhl sitzende Thomas (Herr Görner), der renommistische vr. Purgon (Herr Seidel- mann), der auf seine Handleistungen stolze Apotheker Fleurant (Herr voaRaven) sowie die Liebenden Angelique und Cleanthe (Frl. Werner und Herr Rollet) und die intriguante habsüchtige Frau Belind« (Frl. Schmidt), ebenso Beralde und Bonnefoi (Herren Pückert und Heine) ver- halfen dem Schwank Molisre'S zu einer durchaus ergötzlichen Gesammtwirkung. Ein kleine- CabinetS- stück war die Louison (Kl. Godeck) Im Uebrigen berufen wir un- auf unsere frühere Besprechung de- Stücke- und der Einrichtung. Zur Ergänzung und Berichtigung unserer letzten Kritik über daS Wintermärchen erwähnen wir noch, daß wir den dekorativen Schmuck de» Palastes de- sicilischen König- LeonteS zu weit in das Alterthum zurückverlegt haben. Die Gemächer sind decorirt ln dem von sarazenischen Elementen durchsetzten normanischen Stil Unteritaliens, wie er sich noch vielfach in siciliscben Bauwerken findet. Die dekorative Kunst hat sich also an den Licenzen de- Märchen- in vollstem Maße betheiligt, indem sie die Abgesandten de- delphischen Orakels zu einem Fürsten kommen läßt, der seine Gemächer im Geschmack der Normanenherzöge eingerichtet hat. Rud. von Gottschall. Zweites Gewandhauscoacert. Leipzig, den 15. October. Wie so manche- bedeutendere Kunstwerk seine Geschichte hat, so auch die Lsäur-Symphonie von R. Schumann, genannt die Rheinische. Man weiß, daß sie ver anlaßt wurde durch den Eindruck, welchen der Meister vom Kölner Dome empfing; auch sollen die damals (1850) stattgefundenen Feierlichkeiten zur Cardinalserhebung de- Erzbischof- Geißel vo» Köln die Entstehung des Werke- wesentlich beein flußt haben. ES erklärt sich au- solchen Mitthei lungen sowohl der feierlich ernste Charakter des ungewöhnlichen 4. Satze-, als auch das volk-thüm- liche Leben, welches besonders im 2. und letzten Satze pulsirt. Ohne gerade das Verständniß der Symphonie davo» abhängig machen zu wollen, wird man sich ihrer Beziehungen zum Kölner Dome stets gern erinnern; heute aber, wo die endliche Fertigstellung jenes nationalen Kunst werkes festlich begangen wird, um so lieber. War iS Absicht der Direktion der GewandhauSconcerte, durch dre getroffene Wahl an die Festtage von Köln zu ermvern, so muß zugegeben werden, daß e- auf sinnige Weise geschah Der Kölner Dom wird gewiß noch manches Jahrhundert überdauern. Wollte Gott, wir hätten ihm noch mancher Kunst werk zu verdanken gleich der Ls ckur-Symphonie von Schumann, die nun fest Deren»ien schon die kunstliebende» Kreise des deutschen Volkes begeistert! Gestern freilich blieb die eigentlich begeisternde Wirkung aus. Schuld des Orchesters war das wohl nicht. Es wurde «it der gewohnten Präci- sioa und Wärme gespielt und so ist wohl anzu- nehrn en, daß lediglich die üble Stellung am Schluffe de- P-ogramm- e- war, welche den < enngen Er folg der Symphonie veranlaßte. Zd bedenkt, wie kühl auch die am An war wenn man denkt, wie kühl auch die am Anfänge gespielte Onverture „Normannensahrt" von Albert Dietrich (Hofcapellmeister iu Oldenburg) auf- genommen wurde, da möchte man am Ge ichmacke des Publikums fast irre werden. Was fehlt dieser Ouvertüre zur Wirkung? Ist sie »icht klangvoll genug? Waren die Gedanken zu wenig gewählt oder verletzt sie das Formgrfübl des Hörers? Ich denke, kein- von Alledem: Die Ouvertüre ist ein durch und durch selbstständiges, nach innen und außen gleich tüchtiges Werk, welche- dem (Komponisten entschieden hätte mehr Aufmun terung emtragen müssen. Da war ja Herr O. Dessoff noch glücklicher mit seinen Kleiaig keilen von Liedern! Freilich war er so schlau ge wesen, einen weiblichen Vertreter seines künst lerischen Ich- zu entsenden. Leider zieht da- Ewig Weibliche in solchem Falle mehr als ein ganze- Herr von schwarzbrsracklen, ernst drein schauenden Orchestermusikern. Leider! Der Vortrag der beiden Lieder war so gemacht, wie diese selbst. Mit dem darauf folgenden Schlummerliede von R. Wagner war Frau Schübel-Meysenheim au- Karlsruhe (O. Dessoff war bi- vor Kurzem dort Hofcapellmeister) wieder nicht so recht in ihrem Fahrwasser. Zum getragenen Gesänge fehlt eS ihrem Organe an natürlichem Reize. Insofern war die Hänvel'sche Arie schon glücklicher gewählt. Schwerlich wäre Frau Meysenheim so glücklich weggekommen, hätte man sie nicht früher schon am anderen Orte als eine in ihrem Fache sehr bedeutende Künstlerin kennen und schätzen gelernt. Da hatte Herr Hall 6 au- London seinen Bor theil bester zu wahren gewußt. WaS dieser aus gezeichnete Künstler spielte — da- 6molI-Concert von Beethoven sowohl als auch die Stücke von Chopin und Heller, — da- war an sich schon wirkungsvoll, zum Mindesten in seiner Art ge diegen. Und wie schön hat Herr Hallä gespielt! Wie wußte er sich einzuschmeicheln mit seinen sammetweichen Händen, die den Tasten ebenso sammelweiche Töne entlockten! Mit dieser seiner »ngemeinen Zartheit de- Anschläge-, der sich ÜbrigenS alS ein weiteres äußerliche- Moment seine- Spiel- eine außerordentliche Glätte der Technik anreibt, steht Herr Hall4 wohl einzig da. Daneben ist er aber auch ein excellenter Musiker, der in seiner Sache vollständig aufgegangen ist oder auch die Sache in ihm, könnte man sagen, wenigsten- giebt er, WaS er giebt, mit einer Natürlichkeit de- Ausdruckes, daß man glau ben möchte, er besitze in seinem Innern je eine Beethoven- und Chopin- rc. Quelle, au- welcher er den herzerquickenden, edlen Stoff, frisch vom Faß, ohne jede künstliche Zuthat, zu verzapfen im Stande sei. Schulmänner mögen an seinem Spiele die- und da- auszusetzen haben. Er spielt seinen Chopin z. B. ziemlich frei (man denke an die vielgespielten beiden kleinen Walzer), daß aber bei ihm Alle- so klingt, als ob eS gerade so und nicht ander- sein müßte, daS werden auch sie zugeben müssen. Seine Mittel erlauben ihm aber Manche-, WaS sich Andere nicht gestatten dürfen. Sicher wird e- jedem deutschen Kritiker Freude machen, dem LandSmanne HallL daS Zeugniß auszustellen, daß er trotz seiner anstrengenden Thiitigkeit als Dirsi gent — die HallL-Concerte haben m London und Manchester emen ausgezeichneten Ruf — immer noch Sicherheit und Eleganz genug besitzt um in jedem Augenblick auch als Virtuos unt Glanz auftreten zu rönnen. M. Vogel. * Die „Signale" für die musikalische Wett, welche in Folge der äußerst geschickten Redaction de- Herrn Bartholf Senfs die größte Verbreitung unter den musikalischen Blättern sich errungen haben, bringen einen vortrefflichen Artikel üoer JacqueS Offenbach, au- welchem die Be fähigung und der Charakter de- Künstler», sowie die Stellung desselben in der Pariser Gesellschaft klar zu erkennen ist. Der jedenfalls von Szarvady in Pari- herrührende Artikel berichtigt manche irrige Auffassungen und giebt in der Kürze ein sehr gelungene» Bild von der Haltung de- Pariser Publicum- den Offenbach'schen Burlesken gegen über. Dabei hebt derselbe den Unterschied „zwischen Paris und den Boulevard-" scharf her vor, so daß man über die wahre Sachlage ge« hörrg orientirt wird. * Die Opernsängerin Fräulein Marr au» Leipzig hat kürzlich als „Margarethe" in Gounod'S Oper „Faust" auf dem Brünner Theater große Erfolge errungen. Die Kritik rühmt besonder« die Auffassung, „daS sympathische weiche Organ" der Künstlerin und die musikalische Bildung. L. >VIi. Leipzig, 13. October. Wie seinerzeit gemeldet wurde, starb der frühere königliche Musik direktor Albert Hahn (Königsberg), Heraus geber der.Tonkunst". Seine hiuterlaffene Biblio thek kommt jetzt in Verbindung »it andern Gamm langen, die theoretische Werke über Musik, sowie seltene ältere Musikstücke und neuere Musikalien, auch Schriften über da» Theater enthalten, bei List <k Francke hier einzeln zum Verkauf (laut dem 144. Antiquarischen Verzeichniß dieser Firma). ES sind über 2000 Nummern mit beigesetzten Preise»; davon sind gegen 500 Nummern theoretische Werke, ein Viertelrausend Nnmmenr alte Vocal- und Jnflrumentalwerke, Gesang- und Ehoratbücher, Oratorien, Opern, Lieder rc.. über 400 Nummern neuere Kirchenmusik rc. — Eine Perle tstvidat's illustrirtes Werk Uber die Streichinstrumente (Paris, ,876—78: ,50 Frcs.) Die Breitkopf'sche „Allgemeine Musikalische Zeitung" ist anch vor handen (50 Mark), ebenso die Commer'fche LoUsetlo openun musicorruu vutarorum saeoull XVI. (72 Mark). Lin Sitd Ernst Leit'-. Der Männerturuverein zu Lindena«, der den Bau seiner Turnhalle de« Entgegenkommen Ernst Keil'- verdankt, hat gegenwärtig dieselbe frisch im Innern hergestellt, und es war nur natürlich, unter so manchem Schmuck und Nützlichen, wa» Freunde de» Verein» jetzt wieder weihen, daß der Vereins-Vorsitzende den Gedanken hegte, wie schön e- wäre, auch ein Bild Keil's, am lievste« ein Relief in Gip», al» Schmuck der Halle zu besitze». Ehe aber dieser Gedanke noch ausgesprochen nud irgend Jemandem mitgetheilt war, traf wunderbarer Weise ein Brief ein, in welchem Herr Klement in Leipzig, der Vater eines Schülers der Münchner Akademie, Johanne» Klement, dem Männer turnverein ein große-, von diesem junge« Künstler gefertigte- Reliefbild Ernst Keil'- als Geschenk anbot und zwar um deswillen, weil er bei Keil'» Begräbniß gesehen, daß der Männer- turnvercin ihm da- letzte Geleit gegeben und ans de- Vereins - Vorsitzenden warmen Worte« am Grabe erkannt habe, wie der Verein Keil verehre. So waren Wunsch und Erfüllung wunderbar zu- sammenaetroffen und da- Relief schmückte noch am selben Abend die Halle. Dasselbe, neulich schon in der Buchhändlerbörse ausgestellt, giebt ein unver kennbar ähnliche-, leben-frische- Bild Keil'-, e- ist der beste» Photographie au» K'S letzten Jahre» nachgebildet. — Wir freuen un» zugleich mit« theilen zu können, daß da» Relief auch käuflich z« haben ist und zwar in Fleischer'» Sortiments-Buch handlung (Herm. Haupt) in Leipzig. L. 6r. Wird i« T«l««d gelehrt, daß die Jude» die bhristerr betrüge» solle«? Wir Juden sind daran gewöhnt, vielfach und gründlich widerlegte Verleumdungen immer wieder neu austauchen ru sehen, wobei die keck als ausge machte Wahrheit hingestellte Behauptung die Stelle de- Beweises vertreten soll. ES ist nicht immer der Mühe werth, darauf zu antworten. Wenn aber der Kammerherr Freiherr von Friesen auS Rölha, nach dem Referate de- „Leipz. Tagebl." vom 7. October, es für gut befunden hat, in seinem in Borna vor einer öffentlichen Versamm lung gehaltenen Vorträge gegen die obligatorische Civiltrauung ohne irgend einen Beleg, als wäre es allbekannt und selbstverständlich, die Behauptung auf- zustelle»: ,Lm Religionsbuche der Juden, dem Tal mud, da stehen Dinge, die wirklich staat-gefährlich sind, da wird gelehrt, daß die Juden die Christen betrügen sollen" — so scheint es doch angezeigt, diesen Herrn, der seine Lalmudkenntniß auS irgend einem boshaften Pamphlet geschöpft haben mag, eines Besseren zu belehren. Und dazu mögen ihm zwei Stellen auS dem Talmud dienen, die ich hier in ge treuer llehersetzung »iedergebe. Im Talmud Traktat Baba Kamma Fol. 113 lehrt R. Lkih« (starb alS Märtyrer um 13s n. Ehr. in der Hadnanischen Glaubensverfolgung): ,Mo lehrt die Tora, daß man einen Heiden nicht detrügen darf ? Im 3. v. Mos. LS, 47.48. Daselbst heißt eS: „„Wenn ein Fremder »der Geduldeter bei Dir zu Vermögen kommt, Dein Bru der aber verarmt und sich an den Fremden verkauft, so soll, nachdem er sich verkauft hat, ein Auslösung-- recht stattfinden. Einer von seinen Brüdern löse ihn auS."" — Nicht also darf da- jüdische Gericht ihn ohne Lösegeld dem Käufer entziehen. Daß Du aber nicht wähnest, der LuSlösende dürfe den heidnischen Käufer detrügen lindem er in der Berechnung der Jahre bis zum Jobel ihn täuscht), so fügt die Schrift ftmselbft V. SO) hinzu: „..Sr rechne alSdann mit dem Käufer von dem Jahre an, da er ihm ver kauft worden, bis zu« Jobel und da- Kaufgeld t helft er nach Anzahl der Jahre ein"" u. s. w. Er soll also mit dem Heiden, fährt R. Akiba fort, (jedakdek) gewissenhaft berechnen." Aber Nicht nur der Betrua einet Heiden ist i« Talmud »erboten, sondern im Tractat Cholin Fol. 94 lehrt Samuel (lebte um 840 n. Ehr.) ausdrücklich, man dürfe weder einem JSraeliten noch eine« Heiden gegenüber sich eine GefinnungStäuschung erlauben, um sich unverdient seine Zuneigung ru er schleichen, wenn auch keine Uebervortheilung damit verbunden wäre. Zur Erläuterung wird hinzugefügt, es dürfe ein Weinhändler seinem Kunden nicht vor- aeben, er habe seinetwegen ein frische- Faß ange» stochen, wenn er eS ohnedies schon willen- war, oder wenn Jemand zufällig vor da- Thor geht und eine« würdigen Manne begegnet, der in die Stadt einzieht, so dürfe er nicht vorgeben, er sei ihm entgegen ge gangen, selbst wenn er «S im Falle seiner Kenntniß von dessen Ankunft wirklich gethan haben würde. Diese beiden Stellen thun wohl deutlich da- Gegen- theil Dessen dar, WaS der Herr Kammerherr Freiherr von Friesen dem Talmud unputiren will. Gerade so wird'- auch im Echulchan Lruch, dem RechtS-Eodex, gelehrt; dagegen wird et Niemandem gelingen, eine Stelle im Talmud auszufinden, die dem Vorwurfe de» Herrn von Friesen den gerinasten Anhalt bietet. Zum Schluffe aber habe ich noch zu bemerken, daß nicht, wie Herr von Friesen meint, der Talmud. son dern die Bibel da- ReligionSbuch der Juden ist, zu welcher der Talmud nur die historische Entwickelung bietet. vr. L. Landau. Lönigl. sachs. Standesamt Leipzig. «usgedote« wurden in der Zeit vom 8. bis «it 14. October 1880: von Reneße, Heinrich Ludwig Friedrich, Buch händler, mit von Kern, Salltz Henriette Emma, hier. Hauschild, Friedrich Oswald, Markthelfer, «ft Wede, Anna Maria Franzisca, hier. Wild, Christian Edmund Louis Earl. Korbmacher, mit Barth, Eva Marie, hier.
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