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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-24
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1880
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. NcSaeti»» »ad «rpeSilt-, JohauuiSgasse öS. r»«q-»»Sra »er tleSarrio, Vormittags 10—I2Ubr. Nachmittags 4—5 Uhr. Mr dt« rnttkqad« «ingssandtrr M<nm» jr»tdt« «acht sich di« Acdattton nicht v-rdindlich. Amuchmr der für dir nächst- fotacndr Rümmer bestimmten Amcratk au Wochentagen bis S ühr Nachmittags, an Lomr- «» Fefttagn, früh dis '/.9 Uhr. La Sc, FtUatc, für Znf. ^nnah«: Ott» Klemm. UniocrMtsstr. 22. L»«tS LSsche. Satha rincn str. l 8. p. nur btt Uhr. Anzeiger. Orgaii skr Politik, Lmlgefchichtk, HaudrlS- md Geschjstsvkckkhr. Auflage Itz.ÄM. ^Lsnanrunteprel» viertelj. 4',,Mt., iiicl. Brinacrlohn 5 Ml., durch die Post bezogen « Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen otrue Pvstdefbrderung Nt Mk. Mit Postbefürderuug 48 Mt. Zusrrate bgefp. Prtitzrlle 20 Pf. Größere Schriften laut unsere« Prrisverzcichuib. — Labeliarilchcr Sah nach höherem Tarif. Nerlinne« »ntrr Sem lisSactl« »«strich die Spaltzcilr »0 Pf. Inserat« find stets an d. LrpebM», zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«niua«rai»ch» oder durch Postoorfchuh. 323. Sonntag den 24. Ocloder 1880. 74. Jahrgang. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten «ittwach. »m 27. vet,»er ». e. «»e»»S V/, Uhr 1« «»»le »er I. «»„erschnte. Tagesordnung: l Bericht de- Bau« und be». Oekonomie-AuSschufle- über ». den ParcellirungSplan für den ehemaligen Kohlenbahnbof; d. veränderte Eintherlung der verlängerten Pfaffendorfer Straße und der Gohlrsrr Straße, die Baumanpflanrunaen dort, sowie die Eimheilung der Eutritzscher Straße. II. Gutachten de- Bau-Ausschusses über die Anschaffung von Doppelfenstern für die Buffeträume in der ersten Etage deS Neuen Theater-. III. Gutachten de- Bau-, StiftungS- und de,. Oekonomie-AuSschuffe» über >. den Bau einer Be- aräbnißcapelle nebst Leichenhallen auf dem JohanniSfriedhofe; d. die Einrichtung deS alten JohanniS- boSpitalS als HülfSstatron für daS Krankenhaus. IV. Gutachten deS Stiftungs-Au-schuffeS über s. Einrichtung mehrerer Zimmer im JohanniShoSpital zur Aufnahme von Eheleuten: d. die lleberschreitung de- WaisenhausbudgetS pro t8i7; e. verschiedene StiftunaSrechnungen. Bekanntmachnng. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß der Cigarrenbändler Herr Johann Theodor Friedrich Hermann Preßler die ihm unterm b. Juli e. ertheilte Concession zur gewerbmäßigen Beförderung von Auswanderern nach überseeischen Häfen und Abschließung hieraus bezüglicher Verträge im Aufträge deS obrigkeitlich concejsio- nirten EchiffSexpedienten Earl Ludwig Bödecker m Bremen wieder niedergelegt hat. Leipzig, am 19. Oktober 1880. Der Nattz »er Stadt Leipzt» ' Or. Georgi. Uhlmann. Bekanntmachung. In 8 33 des Regulativs über da- Droschkenwesen vom 89. September 1874 ist bestimmt, »atz »en Lrofthkensübrern »as Knallen mit der Peitsche nicht gestattet Ist, »te im Wege »efiu»ltchen Per sien uu» Fuhrwerke vtrlmehr durch geeignetes Anrufen rechtzeitig aufmerksam zu machen und die Drafchkeu. da u-thig. anzuhalten find. Diese nicht immer gehörig befolgte Vorschrift wird mit der Bestimmung, daß da- Anrufen ausschließlich durch daS Wort: ..Achtung" zu erfolgen hat. hiermit zu strengster Befolgung in Erinnerung gebracht und zugleich auf die Führer aller bespannten Geschirre ohne Ausnahme hierdurch erstreckt. Zuwiderhandelnde werden um Geld bis zu «0 >l oder mit Haft biS m 14 Tagen bestraft werden. Leipzig, am 15. Oktober 1880. Ter «ath und das Poltzeiamt der Stadt Leipzig vr. Georai. vr. Rüder. Harrwrtz. Bekanntmachung. In Gemäßheü deS Einkommensteuergesetzes vom 3. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungs verordnung vom 11. Oktober desselben Jahre- sind, auS Anlaß der Aufstellung b«S SinkommensteuerkatafterS für daS Jahr 1881, die Hau-befitzer oder deren Etellvertreter aufzufordern: di« ihnen behändigten HauSliftenfonnulare, »ach «atzgatze der daraus «»gedruckte« vr- sttmmungen ausgefüllt, »tunen 8 Lage» »au deren vehLndtguna n» gerechnet nn» »et Vermeidung einer Geldstrafe »iS zu 5V Mark, die bei Verabsäumung de- Termin» unnachsichtlich beigetrieben werden wird, in der alten «tcolatschule, Nicolaikirchbof Nr. 13, entweder persönlich, oder durch Personen, »eiche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu ertheile» vermögen, abzugeben. Hierbei wird aus 8 35 deS oben angewgenen Gesetze-, Inhalts welchem sowohl der Besitzer eines HanSgrnndstückes für die Steuerbetröge, welche tu Folge van th« verschuldeter unrichtiger oder unvvllstöndiger «ngaden, dem Staate entgehe«, hastet, wie auch jedes Kamtltenhaupt für die richtige Angabe aller zu seinem Hausstaube gehörigen, eia eigenes Einkommen habenden Personen, etnschitetzltch der Astermtether und Schlasfiellenmiether verantwortlich ist, und auch darauf besonder» hu,gewiesen, daß die auf der letzten Seite der HauSliftenfonnulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, beziehentlich dessen Stellvertreter unterschriftltch zu vollziehen ist. Falls Hausbesitzer oder deren Stellvertreter gar keine HauSliftenformulare oder solche nur in MPi- reichender Zahl erhalten haben, so können dergleichen auf Erfordern an obengenannter ExprditionSstell« in Empfang genommen werden. Leipzig, den 13. Oktober 1880. Ker «ath der Stabt Leipzig vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. Der Buchhändler Herr Karl Scholtze und Frau Marie Scherpe qeb. Scholtze beabsichtigen, in ihre« in der Kleinen Fleischergaffe unter Nr. 11 gelegenen Grundstücke Nr 518 de» Flurbuch» und Fol- 467 de» Grund, und HypoihekenbuchS für die Stadt Leipzig eine Sletnvtehschlöchteret zu errichten. Wir bringen dieses Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Ein» Wendungen dagegen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei unS anzubringen. Einwendungen, welche auf besonderen privalrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Er ledigung drrselben die Gemhmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen En scheidung zu verweisen. Leipzig, am 19. Oktober 1880. rer «ath »er Etabt Letpztg. vr. Georgi. Uhlmann. Die Amuestirrmg -er Lischöse. Wir kommen auf eine gestern kurz erwähnte An gelegenheit zurück, auf deren Bedentung wir öeute besonder- aufmerksam machen möchten. Die Nach richt, daß gelegentlich des Kölner DombausesteS eine umfassende Amnestie von auf Grund der preußischen Maiaesetze verurtheilten katholischen Priestern beabsichtigt gewesen, daß aber infolge der unerhört schroffen Haltung der ultramontanen Demagogen diese Absicht, deren Ausführung im gegenwärtigen Augenblick nur al» Schwäche der Regierung gedeutet werden könnte, aufgegeben worden sei, hat bisher ossiciö- keinen Widerspruch erfahren und wird wohl al- beglaubigt gelten können. In der That liegt nicht da» Geringste vor, wa- zu einem solchen Gradenacte gegen wärtig Veranlassung geben könnte. Der Ver such. die kirchenpolttische Gesetzgebung in einer Weise zu revidiren, die den klerikalen Forde rungen so weit entgegenkommt, als e- ohne Preis- gebung wichtiger staatlicher Rechte geschehen kann, ist von Seiten der parlamentarischen Vertretung de» „katholischen Volks" mit einem Undank und einer Mißcchtung zurückgewiesen werden, welche die Neigung, aus diesem Bftge noch weiter vor zuschreiten. gründlich verleiben muß. Nicht die mindeste Anerkennung ist von dieser Seite gezollt worden, daß da- neue sog. FriedenSaesetz eine Reihe werthvoller Erftichterungen und Zugeständ- nsse enthält; im Gegentheil ist unverkennbar auf der ganzen ultrawontanerr Linie die Parole auS- gegeben worden, auf» Neue schärfer zum Angriff tiberzugehen und die Agitation lebhafter zu be- treiben. Bei dieser Sachlage haben Gnadenacte keine innere Berechtigung und e» muß dem Kaiser gebar kt werden, daß er den politischen Erwägnn. gen den Vorrang vor Regungen des Herzen- ge lassen hat. Es taucht übriger« bei dieser Gelegenheit wieder über den Umsang deS königlichen Begnadigungs rechte- der alte Streit aus, den man noch den Landtag-Verhandlungen über da- genannte Kirchen gesetz für erledigt hätte halten sollen. Nach ultra- montaner Auffassung steht e- dem Land«-Herrn frei, einem gerichtlich abgesetzlen Geistlichen durch einen Gnadenact sein Amt zurückzugeben. Die Thatsache, daß in dem vielbesprochenen Art. 4 dem König da» Recht erst beigeleat werden sollte, einem amt-entsetzten Bischof dre staatliche Anerkennung al» solchem aus- Neue zu ertheilen, bewies, daß die Regierung anderer Ansicht ist, und der Äustizminister Fciedberg hat in der Sitzung des preußischen Ab geordnetenhauses vom 21. Juni tu höchst über zeugender und juristisch unanfechtbarer Werse dar- gelegt, daß da» Begnadigungsrecht der Krone hier eine Grenze hat. Eine namhafte Autorität auf kirchenrechtlichem Gebiet, der Abo. Proftssor Garei« in Gießen, hat im jüngsten Hist de« „Jahrbuch- für Gesetzgebung, Verwaltung und Bolk-wirthschaft" einen Eowwen- tar über da- neue kirchrnpolitische Gesetz geschrieben, worin er sich über den fraglichen Punct, ganz im Einvei ständniß mit den anerkanntesten Rechts- gelehrten, folgendermaßen au-spricht: „DaS Be gnadigungsrecht erstreckt sich nur auf Strafen und die vom Strafrecht festgestelltcn Strasfolgen; die objektive AmtSerlevigung kann nicht als Strafe oder Straffolge im Sinne des deurschen Straft echt- aufaefaßt, sondern nur vom Standpunkte einer ge- setzltch ausgesprochenen Avmiristrativir aßreget auS ausdrücklich oder thatftichlich aufrecht erhalten wer den. Folglich kann die Am tSerledigung nicht durch eine Begnadigung seiten- deS Staatsoberhaupts, sondern, wenn überhaupt, nur durch cinen Gesetzgebungsakt oder durch einen von der Gesetzgebung in die Be fugnisse de- Staatsoberhaupts ober seine« Ver treter« gelegten Rechtsakt rückgängig gemacht wer den, und es war demnach, wenn der in Art. 4 niedergelegte politische „Gedanke auSgesührt werden sollte, in der That der vom Entwurf hierzu vor- geschlagene Weg'juristisch erforderlich " D>e einfache Wledereriheilung de» Amtes an die abgesetzten preußischen Bischöfe durch kaiserliche Begradigung rst nach Lage der Gesetzgebung ganz unmöglich und wird eS hoffentlich auch dlerben. Keine Gnade für Diejenigen, welche die Majestät deS Staate- und der Krone mißachten! Die Erwürgung -er deutschen Nationalität in Ungarn. ES wird wenige Deutsche geben, welche die rück sichtslose, Gesetz und Recht verhöhnende Ver gewaltigung unserer StammeSc «gehörigen in Un garn und Siebenbürgen ohne den Unwillen verfolgt haben, der daS Feuer de- Zorne- in- Auge treibt. Wir sagen mit Vorbedacht „wenige", denn daß eS wenigstens einen solchen giebt, daS beweist ein in einer der jüngsten Nummern der Augsburger „Allgemeinen Zeitung" erschienener Artikel, in wel chem der Beweis versucht wird, daß alle diese An griffe sich nicht gegen die Nationalität, vielmehr gegen das politische Bekenntniß richteten. Unsere Leser wessen auS diesen Spalten, wie man unfern deurschen Brüdern dort drüben in Ungarn mitgespiett hat. Durch einen en fachen Machtspruch, dem Recht ein Schlag in» Gesicht, wurde da» deutsche Theater in Pest, da» seit langen Jahren dort bestand, lange ehe man da» mühsam mit Staatsmitteln errichtete ungarische Theater kannte, geschlossen, und mehr al» 150 Deutsche sind brodlo» geworden, nicht weil sie gegen irgend ein Gesetz de- Lande», in dem sie wohnen, verstoß n hatten, nicht weil die Leistungen ihrer Kunst dem Gemeinwohl schadeten oder viel leicht nicht den Avfordermrgen genügten, welche civilisirte Nationen an ihre Bühne zu stellen be rechtigt find, sondern einzig und allem weil sie — in diesem Falle unglücklicherweise — Deutsche und nicht Magyaren waren. Noch gewaltihätiger ist man in Siebenbürgen vorgegavgen. Ohne die verbrieften Gerechtsame zu achten, welche nicht deutsche Kaiser, sondern ungarische Könige wie Geiser II. und Andrea» II. durch den berühmten „goldnen Freibrief" verliehen hatten, wonach den auS Niederdeutschland Ein wandernden die Erhaltung ihrer Sprache und eigene Gerichtsbarkeit »uaestanden wurde, hat man mit allen Mitteln versucht, die Deutschen zu errl- nationalisireo. „Die deutsche Sprache muß zur Sprache der Pefler Hausknechte gemacht werden", so rief vor einigen Jahren schon einer der hochmütigen magyarischen Junker im ungarischen Reichstage. Die deutsche Sprach« soll durch Ne der Magyaren verdrängt werden, eine Enltnriprache durch die eine- Bocke-, da-, als Ganzes genommen, wenig über den Standpunkt gelangt ist, auf welchem r» stand, als eS, seine Zelte abbrechend, auS den hrimathlrchen Steppen Asien- nach Westen cuf- brach. Und jetzt drärgt man in Wort und Schrift eifrig darauf hin, daß die ungarische Sprache vor Gericht, im öffentlichen Verkehr, im Handel und Wandel die einzig und allein er laubte sei. Ein Verlangen, daS wohl noch lange, wenn je, aus seine Befriedigung zu warten hat. Wer n, wie Renan einst klagte, die Publikationen der Prster Akademie für die Außenwelt versiegelte Bücher sind, weil man sie in einem unverständ lichen Idiom geschrieben hat, so versichert ein dor tiger deutscher Correspondent, er müsse DaS aller dings beklagen, denn vie magyarischen wissenschaft lichen Zeitschriften seien in ihren Originalartikeln Sammlungen höheren HumorS. „Ern magyari scher Gelehrter", so fährt er fort, „ist eine so komische Frpur wie ein Papuahäuptling, der von einem Schiffe einen Cy inder und StaatSsrack für Vieh und Früchte eingchandUt hat. und unt beiden KlerdungSstücken, den Frack verkehrt angezogen, gravitätrsch am Strande aus und ab spaziert." AIS aber der CultuSminister Eöivös beim Land tage die Berufung deutscher Professoren beantragte, so wurde eine so'che Zumuthung mit Entrüstung abgelehnt. Sie wollen keine deuischen Professoren, ohne zu wissen, daß sie solche schon haben! Die Magyaren sind stolz auf ihren VawbLry, den Reifenden und Sprachforscher; schade nur. daß er in seiner Jugend ern Jude war und sich Bam- berger nannte. Einer der angesehensten Akademiker ist Herr Toldy, welcher früher schlechtweg Schädel hieß, ein anderer ist Herr Akin. geborener Kohn. Dem Namen deS Proftssor- der Nationalökonomie Horn sieht man ohne Weitere« die nichtturanische Abstammung an und der Dekan Telfi führte ehemal- den Namen Winter. Der Lehrer de- öster reichischen Kronprinzen Rudolf. Pater Hyacinth No- nay, Hecht eigentlich OechSl. Alle diese Herren, und eS könnten roch mehr aufgeführt werden, hielten e< für besser, ihre Namen in der Sprache eine« EulturvolkeS abznlegen und sich al- Magyaren zu verkleiden. E« wir» DaS kau» dazu geholfen haben, die ohnehin schon geringe Achtung vor dem deutschen Namen zu erhöhen. Die Zahl der Deutschen ist im verhältuiß zu den übrigen Völkern der Stephan-kröne nicht groß. Ohne da» Militair befand« sich 1876 nach vr. A. Ficker unter 15,055.500 Bewohnern Ungarn» und seiner Nebrnländrr 5,410,OOS Magyaren »ud 1,840.000 Deutsche. Die letzteren fitzen dabei nicht in einer corvpactea Masse beisammen, son dern find io einzelne Gruppen verstreut. Aber die Bedeutung der Deutschen li«t nicht in ihrer Zahl, sondern in ihrer Eultur. In ihren und der 310,000 Juden Häudea sind alle großen Geschäfte mit Au-uahme de- ViehhavdelS und ve» Handels mit ungarischen Stiefeln und Hosen. Daher werden alle Geschäftsbücher, alle geschäst- licken Correspondcnzen in deutscher Sprache ge führt. Die Magyaren schwören hoch und theuer, Das müsse nun ander« werden. Aber ihrer Sprache fehlen alle Ausdrücke für Handel und Gewerbe, desgleichen für da- Eisenbahn- und Bankwesen. Nur die dorische Sprache ist also da zu gebrauchen. Al- Professor Lohr Ungarn bereiste, fiel e« thm auf, daß selbst in Debreczin, einer echt magyari schen Stadt, von der gerühmt wird, daß in ihr da- reinste Magyarisch gesprochen wird, ans dem Bahn hofe „Beamte und Arbeiter, Wrrthe und Kellner deutsch sprachen, auch zu den Rersenten.' Uuv von dem echt magyarischen Nyiregihaza behauptet er, daß dort „wenn Holland inNolh sei. Alle- deutsch versteht'. Und diese lieber legend eit des Stammes und der Sprache fürchtet der culturftindliche Maayare «nd möchte sie unterdrücken! WaS vermöchte er an diese Stelle zu setzen? Daß er eS wagen konnte, in so gew»ltthätigcr We se Vorzuges», liegt aber zum großen Theil an den Deutschen Ungarns selber. Eie haben die Erhebungen ihrer StammeSgenossen im Mutterlonde 1813, 1848 und 1870 nicht mitgkmacht und können des wegen auch da- dadurch gehobene Selbstgefühl nicht theilen. Aber die Mißwirthschasthat auch sie. geduldig wie sie sind, aufgerüttelt. Während die Deutschen andere. Gegenden niemals darauf An spruch machtrn, einen der Ihrigen al- Vertreter ihrer oft verletzten und stet- bedrohten Interessen io den Landtag zu schicken, haben die siebrubürgrr Sachsen stets deutsche Vertrauensmänner ge» wühlt, welche die Beschwerden de« Volke« vor der Versammlung vertraten, freilich ohne irgend wel chen Erfolg. Im Gegentheil, Schritt für Schrill ist man gegen sie ohne Recht und Gesetz vor- gegangen ; schlimmer al« e- von dänischer Seite gegen unsere Landsleute in Schleswig «nd Hol stein geschah. Niemand feierte die Siegesfeste im Jahre 1871 froher als jene Sachsen, ein lange von uu- ge trennter unv doch noch so treu gebliebener Stamm. Nachdem sie 1867 dem Magyarenthn« geopfert wurden, sehen sie hoffend nach Deutschland. „Wenn Leid und Unglück trifft", so sprach ein Festredner in der sächsischen Stadt Mühlbach, „wir wer. den nicht allein und verlassen stehen." „Nicht daß nn« Deutschland bewaffnete Eolonne» zu Hülse sende, aber seine geistige und sittlich« Macht wird wie ein Engel mir zürnendem Schwerte an unsrer Seite stehen, mit Schutz und Schirm, eine Borg in der Noth." Und Da- soll nud wird fein! Glauben diese Maayaren, daß sie io einem wesentlich durch deutsche Eultur gegründeten und durch deutsche Eultur zusammengehaltenen Reich nicht nur allein herrschen, nein auch den Stamm, welchem sicher da« Recht der Leitung de« Ganzen gebührt, unter drücken können ? Und welcher Hohn ist e«, wenn sich dasselbe Volk, welche- unsere Interessen an «useru Brüdern, an unsrer Sprache auf da« Empfindlichste schädigt, sich erbietet, für die Garantie seiner nationalen Existenz durch da« Germanenthum die Interessen de« deutschen Sta«. me- im Osten zu vertreten! Wie kann ein Volk unsere Interessen wahrnehmen, da« sich unseren StammeSgenossen, nur weil sie »nsere Sta»meS- aenoffen find, so feindlich zeigt! Ist ihm um nnsere Freundschaft zu thun, so zeige e» sich derselben wtkvig! —g
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