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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-20
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1880
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Wedarti»» »»> <«eMo» JohanniSgasse 33. Ayrrchstnotr» der »edattt«, Vormittags 10—12 Uhr. Rachmittag« 4—b Uhr. r »t« Srück-aix et»«»>-mdlrr »a«- »t» «ach» sich dir »rd-ctU« atch» »«M»»Uch. e her für die uüchst- R«««rr destimmtnr »te an Wochentagen dt« Hr Rachmittaäs. an SM. «h Festtagen srfiHdtS '/.* »Hr. S» de» «Matt, sttr Z^ ^—ah«: Ott« Klemm. Umverstttltspr. 22, «Ml« L-sttze.«atharmenstr. 1S.P. nnr bt« '/^ »he- ^>S zis. VlM für Politik, Lvcal-tfchichte, Handels- md GcschäMnkchr. Mittwoch den 20. October 1880. Auflage 16,200. ^dommaeatsprel» viertelt. «'/.VL, incl. «rinaerlohn 3 Ms, durch die Post bezogen « ML Jede einzelne Nummer 23 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne PostbesVrdrrung 38 ML Mit Postbefbrdrrung 48 ML Iustratr Sgesp. Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichnis — Tabellarisch« Satz nach höherem Tarif. Wettmar» »»Irr dem Netarttmeeßrtch die Gpaltzcil« 40 M Inserate find stets an d. EchnRN,, -u sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pmouuinoramto oder durch Poftvorschuß. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. von heute ab beträgt bei der Reichsbank der Di-cont 4'/, Procent, der Lombardzinsfuß 5'/, Procent. verlin, den 18. October 1880. RetchSdauk-rtreetvrtn«. Bekanntmachung, gewerbliche Schulen betreffend. In Gemißhett de- Gesetze- vom 3. April d. I unterliegen von jetzt ab alle gewerblichen Lehranstalten, einschueßlich der landwrrthschaftlichen Schulen, der Handelsschulen und der Lehranstalten für Musik, Maleret «nd ähnliche Unterricht-gegenstände, der staatlichen Beaufsichtigung. Hingegen fällt Privatunterricht in gewerblichen Fächern, insofern derselbe nur von einzelnen Personen mit oder ohne Mitwirkung von Famuiengliedern, unter Ausschluß anderer Lehrkräfte ertheilt wird, nicht unter da- Gesetz. Nachdem nun das königliche Ministerium de- Innern über die Verhältnisse der bestehenden, von dem Gesetze betroffenen Anstalten eingehende Anzeigen erfordert hat und deshalb an die unS bekannten Vor steher und Leiter gewerblicher Schulen bereits entsprechende Verfügung ergangen ist, werden alle sonst hier befindlichen, unS nicht bekannten Inhaber derartiger Lehranstalten hierdurch veranlaßt, bei Vermeidung einer Geldstrafe von 15 ihre Anstalt ungesäumt und spätestens -iS zum 25 S M schriftlich bei unS anzumelden. Zu ihrer Information können dieselben Exemplare der zu Ausführung deS gedachten Gesetzes von dem königlichen Ministerium deS Innern unter dem 0 Juli d. I. erlassenen Verordnung bei unserer Schulexpedition in Empfang nehmen. Leipzig, am 13 October 1880. Ter Rath der Stadt Leipzig. l>r. «eorai Lehnert Vcrmiethung von Verkaufsgewölben. Folgende zwei im Erdgeschosse de« «SrsevgebäudeS am Raschmarkt befindliche vrrkansSgewölbe, nämlrch 1) daS zeither an Frau Fanny verehel. PincuS vermischet gewesene Gewölbe an der Ecke deS SalzgätzchenS und Raschmarktes (RachhauSseite) nebst NiederlagSraum und 8) das z. Z. an Herrn Wildprethändler Reinhold vermiethete, auf der Stockhausseite befindliche ^ und auS zwei «btheiluugen bestehende erste Gewölbe vom Raschmarkte auS nebst Rieder» lagsrau«. sollen vom 1. «prtl 1881 au gegen etnhalbjährltche Kündigung an die Meistbietenden anderweit der» «tethet werden und beraumen wir hierzu einen BersteigerungStermin an Rathsstelle auf Donnerstag de« 28. d. M Bormtttag« 11 Uhr an, in welchem Miethlustige sich einfinden und ihre Gebote aus die nacheinander in obiger Reihenfolge au-zubietenden Mtethlocaliläten thun wollen. Die Versteigerung wird bezüglich eine- jeden Miethobjecte- geschloffen werden, sobald darauf nach drei» maligem Au-rufe ein wettere- Gebot nicht mehr erfolgt. Die Vermiechuna-« und BersteigerungSbedinaungen nebst Jnventarmm der zu vermiethendeu Localitäteu liegen auf dem Rathhau-saale I. Etage zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 18 October 1880. Der Rath der Stadt Leipzig. 0r. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. In 8 32 de- Regulativ- über da- Droschkenwesen vom LS. September 1874 ist bestimmt, Hast de« Droschkensührer» da- knaleu mit der Peitsche nicht gestattet ist, die t« «ege befindliche« Per» so«e» und Fuhrwerke Vielmehr durch geeigurte» «uruse» rechtzeitig ««smerksam zu mache« ««d die Droschke«, da «öthtg, a«zuhalte« find. Diese nicht immer gehörig befolgte Vorschrift wird mit der Bestimmung, daß da- Anrufen ausschließlich durch da- Wort: „Achtung" zu erfolgen hat. hiermit zu strengster Befolgung in Erinnerung gebracht und zugleich aus die Führer aller bespannte« Geschirre ohne Ausnahme hierdurch erstreckt. Zuwiderhandelnde werden um Geld bis zu «0 ^l oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden. Lettqig, am 15. Oktober 1880. Der Rath und da« Poltzeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Rüder. Harrwitz. Bauplatz - Versteigerung. Der durch den Abbruch der beiden der Stadtgemeinde gehörigen Häuser Müuzgaffe Rr. 14/15 in gewinnende Bauplatz an der Ecke genannter Straße und deS FloßplatzeS von 580,45 qm ---- 1808,4« OE. Flächengehalt soll unter den in unserem Bauamte, Tiefbauverwaltung (RathhauS 8. Etage, Zimmer Nr. 18), nebst dem betreffenden ParcellirungSplane ausliegenden Bedingungen Donnerstag, den 21. d. M„ vormittags 11 »hr an RathSstelle zum verkause versteigert werden. Die Versteigerung wird geschloffen, sobald kein weitere- Gebot mehr auf den auSgebotenen Platz erfolgt. Leipzig, den 1. October 1880. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Eerutti. Vcrmiethung in der Fleischhalle am Hospitalplatz. In obiger Fleischhalle sollen die Abthetlungeu Rr. S, 8, 11 und 22 sofort gegen etnmouatltche Kündigung anderweit an den Meistbietenden vermiethet werden und haben wir hierzu DerfteigerungS- termin auf Sonnabend, den 23. d. M. vormittags 11 Uhr an RathSstelle anberaumt. Die VersteigerunaS- und Vermiethungsbedingungen können schon vor dem Termine auf dem RathhauS- saal«, I. Etage, eingesehen werden. Leipzig, den 18. October 1860. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. In Gemäßheit des 8. 67 unserer Semeindeordnung wird die »ahlltste zu de» bevorstehende» Gemetnbewatzte» vc-n Mittwoch, de» r» Oktober 1» rage lang in »nserer Gemeinbekan-let, »m Synagogengebäud« Tr. 1, ausliegen, innerhalb welcher Zeit etwaige Reklamationen bei dem unter» zeichneten Vorstände schriftlich anzudringen find. Leipzig, den 18. October 1880. Der Vorstand der Israelitischen ReltgionSgemetube zu Leipzig. Der Papst NU- das Leutrum. Wie oft ist nicht von der vatikanischen Presse die Behauptung ausgestellt worden, der mildherzige Heilige Vater, dessen Bestreben auf einen fried lichen Ausgleich der in Preußen zwischen Kirche und Staat bestehenden Schwierigkeiten gerichtet sei, billige keineswegs da- rücksichtslose Vorgehen der CentrumSpartei. In Wirklichkeit verhält sich die Sache ganz ander«, denn Leo XHI. ist eine keineswegs versöhnliche Natur. Seine Heiligkeit gehört ebenso wie Pio Nono zu den kämpfenden Päpsten, wenn auch seine Kampfmethode «ne an dere ist als diejenige seines Vorgängers im Amte. Stark in der Tbat, wenn auch geschmeidig in der Form, scheint sein Wahlspruch zu sein. Bor Kurzem veröffentlichte die „Germania" eine Correspondenz auS Rom, die eine eingehende Be trachtung verdient. ES heißt unter Anderm darin: Den Verhältnissen in Deutschland widmet Ee. Hei ligkeit stets die größte Aufmerksamkeit und ergreift «tt Freuden jede Gelegenheit, um seine hohe Be friedigung ob der Haltung der deutschen Katholiken kund zu äeben. Im Laufe der letztverstossenen Woche äußerte sich Leo XUI. einer angesehenen Persönlichkeit gegenüber in der anerkennendsten Weise über die unerschütterliche Pflichttreue der Katholiken Deutsch land- und besonders über die unter ihnen herrschende Einigkett, an der ihre SlaubenSbrüder in manchen andern Ländern sich ein Beispiel nehmen könnten. Se. Heiligkeit zeigte sich genau unterrichtet von den Beschlüssen der jüngsten Ansammlungen in Köln und Münster, billigte die Zurückhaltung der rheini schen Katholiken gegenübn der Dombaufein und spendete den wackern Mitgliedern deS CentrumS herzliche Worte dn Annkennung. «* geht au- dieser Miltherlung unwiderleglich hervor, daß der Papst in fortwährender engster Verbindung mit der Führung der CentrumSpartei steht; er widmet dem erbitterten Kampf, den feine Trabanten in Deutschland mit der dort be stehenden Ordnung der Dinge führen, überhaupt die größte Aufmerksamkeit, grebt bei jeder Gelegen heit seine „hohe Befriedigung" über die ieivdliche Haltung derselben gegen Kaiser und Reich knnd, „billigte" jüngfihin speciell die auf den Versamm lungen in Köln und Münster beschlossene, direct gegen den Kaiser gerichtete Zurückhaltung der rheinischen Katholik«! gegenüber der Dombau« saer und spendete den Mitgliedern de- CentrumS, die sich aus jenen Versammlungen bekanntlich zu den leidenschaftlichsten Aufhetzungen der Bevöl kerung gegen da- „Teufel-, eich" de- Staate- Hin reißen netzen, „herzlich« Worte der Anerkennung". Selbstverständlich ist Derjenige, der seinen Sclaven nachträglich seine hohe Befriedigung und Annkennung für ihre Haltung au-spricht, Der selbe. von dem Letztere vorher die Richtschnur für thr Verhalten empfangen hatten. Der römische Papst ist also, wie da« auch v,u der römisch- katholischen Kirche nicht anders erwartet werden kann, der oberste Feldherr der ungeheuren Armee, mit welcher Rom in der ganzen Welt, auch in Deutschland, den modernen Staat auf Leben und Tod bekämpft. Hoffentlich finden die Mittheilungen der „Ger mania" Uber die Beziehungen des VaticanS zu der CentrumSpartei an entscheidender Stelle die Beachtung und Berücksichtigung, die sie verdienen. Hoffentlich lassen sich die Lenker des preußischen Staates dadurch in der Ueberzeugung befestigen, daß das Deutsche Reich und das prstestsntrsche Preußen keinen gefährlicheren Feind hat al« den römischen Papst und seine gehorsamen Diener, und daß e- der schärfsten Maßregeln bedarf, um Kais« und Reich mit Erfolg gegen den „obersten Herrn der Fürsten und Völker de« Erdkreise-" zu schützen. Der diplomatische Verkehr mit dem römischen Oberpriester muß aus immer aufgehoben bleiben, von Verhandlungen mit ihm darf nie mehr die Rede sein. Und wenn dre katholische Kirche überhaupt noch mit den bisherigen Rechten und Privilegien au«gestattet bleiben soll, so muß vor allen Dingen ihre Verbindung mit dem „Universalbischof' in Rom abgeschnitteu werden. Ein römischer Papst darf im neuen Deutschland Nichts mehr zu schaffen haben! Politische Ilebrrsicht. Leipzig, 18. October. Die Bedeutung deS Kölner Festes ist — und dies« Umstand verdient besonder- hervorgehoben zu werden — dadurch noch gesteigert worden, daß e« mit all seinen großen Eindrücken unmittel bar vor den Tag fiel, an welchem der Thronerbe de« Kaisn«, der deutsche Kronprinz, in sein fünf, zigste« Lebensjahr erntrat. Gewiß ein sehr freu dig«, aber auch ein sehr ernster Moment für den hohen Herrn! Auf dresem Höhepunkt menschlichen Leben« haben die Anschauungen und Ideale die feste Gestaltung gewonnen, dre sie al« letzten Aus druck d« Individualität «scheinen lassen. Da« Wort, mit welchem d« Kronprinz seine Rede aus dem Gürzenich schloß, hat man gewiß au dem Geburt-tag de« Kronprinzen mit besonderen Be trachtungen gelesen. Die frmdige Erhebung eine« großen glücklichen, in Flieden geeinten Volke« knüpfte der Kronprinz an da« geschaffene Werk an. Wa« können wir dem Thronerben Beffere« au diesem Tage wünschen, al« daß seine Hoffnung sich nsullen möge, daß « selbst dereinst der Fiihrn eine« solchen Volkes wird? Die deutsche Bevölke rung ab« wirb es dem Kronprinzen gedenken, daß er die freie, würdige, große Entfaltung de« natio nalen Leben« al- da- höchste Ideal in jenem feier lichen Moment proclamirt hat. Se. kaiserl. Hoheit begrüßte auch eine Logerrdeputation in überaus warmer und herzgewinnend«, von Patriotismus getragen« Weise und gab dabei den Empfindungen «hebenden Au«druck, den die Tage der Fei« auf ihn gemacht hatten. Diese- Fest, betonte der Kronprinz, sei ein nationale« Fest, ab« e« sei zugleich ein Fest der Hohenzollrrn. Sein ver ewigter Großvater, sein verewigter Oheim, seine Eltern, « selbst und seine gesaminte Familie hätten stet« da- wärmste Interesse für die Förderung und Vollendung de« herrlichen Dome« an den Tag ge« legl, dn jetzt dastehe, ein Wahrzeichen der Gotte«, Verehrung, der Treue in Gott und der Einigkeit der deutschen Nation. Der Kronprinz hoffe, daß der Bau kommenden Geschlechtern ein Wahr zeichen sein werde, in diesen Tugenden da- Höchste zu «reichen. Die Ueberlebenden hätten fich glück lich zu schätzen, die Bestrebungen der Vorfahren durch einen herrlichen Erfolg gekrönt zu sehen! DaS deutsche Volk kann sicherlich stolr darauf sein, in diesem Prinzen den Erben d« Kaiserkrone zu besitzen. Dn Stern de« Reiche- wird unter seiner Regierung nicht minder hell leuchten, al« unt« derjenigen seine« greisen Bat««! D« Versuch einer engeren Verbindung zwischen den gemäßrgt liberalen und gemäßigt konservativen Elementen, wie er rn Würt temberg unternommen wurde und in den dor tigen eigenartigen Verhältnissen gerechtfertigt sein mag, findet auf Seiten der Conservativen, we nigstens der „Deutschconservativeu", nicht viel Entgegenkommen. So sagt z. B. die „Kreuz zeitung": „Wir unsererseits sind nicht der Meinung, daß die württembergischerr Conserva tiven e« besonder« eilig haben sollten, mit dem sich rehabilitirenden württembergischerr Seitenzwerge der nationalliberalr« Partei sich zu vereinigen. Die gegenwärtige Situation mahnt die Conserva- tiven mehr al- je daran, fest zu bestehen auf ihrem Programm und alle Compromiffe mit unbestimm ten Elementen zurückzuwrisen." Da« hochconfer- vatrve Blatt hat mit diesem Satz ganz treffend die Hindernisse und Schwierigkeiten angedeutet, die sich heute mehr al- früh« ein« verständianog zwischen Conscrvativen und Liberalen entgegenstellen. Unter den conservativen Parteien hat mit jede« Jahre mehr die extremere Richtung überhand genom- men, die auf ihrem Programm besteht und keine Compromiffe mit dem Lrberali-mu- habe« will. Die Verschmelzung der rhemaligen alt-und neu- conservaüven Partei hat unverkennbar den extre meren Elementen da- Uebergewicht verschafft und damit die Verständigung mit den Liberalen er schwert. Die Bewegung nach einer Reorganisa tion, die gegenwärtig im konservativen Lag« herrscht, stellt ein noch entschieden««- Hervor- treten dieser Richtung, die auch üb« di« Absichten der preußischen Regierung weit hinarrSgehen dürfte, in Au-sicht. E« soll demnächst ein groß« Partei tag der Conservativen abgehalten werden, wo mau ohne Zweifel noch deutlicher deren fortschreitende Entwickelung nach recht« erkennen wird. Die Lust, die gegenwärtig weht, ist für conservaliv-liberale Verschmelzungsversuche nicht günstig. Ultramontane Blätter, z. B. der „Westsäl. Merkur", enthalten die wunderliche Behauptung, es sei an maßgebender Stelle „bi- Anfang vorig« Woche" d. h. etwa bi- zum 7. Octob« eine Am nestie für die im AuSlande befindlichen Geistlichen, also auch für die abgesetzten preußischen Bischöfe und unter ihnen He« Melcher-, beabsichtigt gewesen und nur wegen dn Haltung d« ultra montanen Führ« bei den Massenversammlungen in Westen und Osten unterblieben. Diese Nachricht, welche au« inneren wie äußeren Gründen gleich unwahrscheinlich ist, bedarf gewiß nicht ein« ernst haften Widerlegung. Aber sie ist intereffaut durch die Tendenz, au« welch« heraus sie erfunden worden. Offenbar will man in der katholischen Bevölkerung die Meinung verbreiten, daß so etwa- wie eine Zweiseelentheorie in den maßgebenden Kreisen Platz greife und daß die Wohlgeneigtheit de- Kaiser- für die „Märtyrer" de« KlerikaliSmuS nur durch de« Fürsten Bi-marck Einfluß au ihr« Bethätigurg gehindert werde. Der Bundesrath wird am Mittwoch seine erste Plenarsitzung halten. Den Vorsitz wird in derselben, wie man hört, zunächst d« preußische Staat-secretair des Innern, Staat-minister v. Bötticher, führen. Ja der ersten Sitzung werden nnr Formalien erledigt. Die Wahl des Protokollführ«« dürfte wie im vorigen Jahre auf den Geh. Rath Afchenborn fallen, und e« «folgt dann die Wahl der Au-schüsse, so weit diese nicht durch kaiserliche Ernennung gebildet werdeu. In der Zusammensetzung der Ausschüsse «wartet «an nur lmerhebliche Veränderungen. Wie e- heißt, wird der Bmrdesrath fich zunächst mit ein« Reihe von verwaltung-angelegenheiten zu beschäftigen haben. Bor Kurzem war in Straßburg der Lande«» auSschuß für da« Reich-laud versammelt. Die Versammlung soll fich nach ein« Depesche der „Fr. Z." auch mit der Frage der Wiederher stellung eine« ordentlichen Municivalrath« tu Straßburg beschäftigt Habers eine Angelegenbett, für vre namentlich der Stattbalt« Freiherr v. Mauteuffel fich sehr tnteressiren soll. Die Stadt Straßvurg entbehrt ein« geordneten Ge meindevertretung, und e- haben sich im Reichs tage namentlich die Autonomisten für Einsetzung eine« rite gewählten Municipalratbe« ausge sprochen; auf ihren Antrag ist eine Resolution zur Annahme gelangt, welche sich hinfür erklärt. W e nun »«lautet, soll im elsässischen StaatSrath der Vorschlag gemacht worden sein, al« städtische Ver tretung ftir Straßburg eine hohe Notabeln -
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