Friedrich Bachs Briefwechsel mir Gersten berg und Breitkopf. Von Or. Georg Schünemann (Berlin). Das seltene Glück, das Johann Christoph Friedrich Bach durch die Mitarbeit Herders in der Oper, Kantate und im Ora torium zufiel, förderte nicht allein seine eigenen musikalischen Arbeiten, sondern vermittelte auch die Bekanntschaft mit neuen Erscheinungen und führenden Geistern der Literatur. So trat er den Mitgliedern und Anhängern der „Deutschen Gesell schaft" nahe, dem Pastor an der deutschen Petrikirche in Kopenhagen Balthasar Münter, dessen geistliche Lieder er zum großen Teil allein komponierte*), und dem Dichter Heinrich Wilhelm von Gerstenberg. Gerstenbergs erste musikalischen Arbeiten, die Kantate „Ariadne auf Naros"und das „Lied eines Mohren", beschäftigten seine Phantasie so stark, daß er die Dichtungen gleich in Musik zu setzen beschloß, obwohl ihm Scheibe, der Vertrauensmann der Gottschedianer, in der Kom position der „Ariadne" bereits zuvorgekommen war. Das „Lied eines Mohren" wurde von Bach im Jahre 1773 vollendet, eS erschien aber erst später unter dem Titel „die Amerikanerin" 1776 in Partiturdruck und ist Bachs bekannteste Kantate geworden 2). Mag nun Bacb die Handschrift an Gerstenberg ') Vgl. Bach.-Zahrbuch 1914, S. 118f. „I. E. F. Bach". 2) In Gerstenbergs Vermischten Schriften (Altona 1815, II, S. 156) steht die erste Fassung des „Liedes eines Mohren" mir dem Beginn: „Darachna, komm, mein Wunsch, mein Lied!" Bachs „Amerikanerin" bringt textlich einige Varianten, so gleich am Anfang: „Saide, komm, mein Wunsch, mein Lied".