Wilhelm Werker, Studien über die Symmetrie im Bau der Fugen und die motivische Zusammengehörigkeit der Präludien und Fugen des "Wohltemperierten Klaviers" von Johann Sebastian Bach. - Leipzig : Breitkopf & Härtel, 1922
Kritik. Wilhelm w erker. Studien über, die Symmetrie im Bau der Fugen und die motivische Zusammen gehör! gleit derPräludien undFugen des „Wohltemperierten Klaviers" von Johann Se bastian Bach. (Abhandlungen des Sächsischen Staatlichen Forschungs instituts für Musikwissenschaft. Heft 3). Leipzig, BreirkopfLHärtel 1922. 356 S. Besprochen von Arnold Schering (Halle a. d. S.). Was diesem Ende 1922 erschienenen Buche als Empfehlung mitgegeben werden kann, ist sein Titel. Es ist ganz gewiß des Schweißes der Edlen wert, das „Wohltemperierte Klavier" einmal auf seine inneren und äußeren Strukturgesetze zu studieren und der anziehenden Frage nachzugehen, inwieweit die Fugen geistig und kompositionstechnisch an ihre Präludien gebunden sind. Jeder, der bisher nicht nur mit den Fingern, sondern auch mit Kopf und Herz Musik getrieben hat, wird sich diese Frage vorgelegt und die Antwort auf seine Weise gefunden haben. Nun kommt einer, der vorgibt, das Geheimnis des großen Klavierwerks völlig durchschaut zu haben, und der den Mut besitzt, es zu allgemeinem Gebrauch auf ein paar kurze Formeln zu ziehen. Diese Formeln sind Iahlenformeln, Rechenformeln, Glei chungen. Die Musik Bachs, so meint der Verfasser, sei gar keine Musik im gewöhnlichen Sinne, sondern bestehe aus Rechen- exempeln, deren zufällige Eigentümlichkeit nur darin liegt, daß dem Auge statt der Zahlen weiße und schwarze Notenköpfe dar geboten werden. Ehe Bach ans Komponieren ging, schuf er sich zunächst eine saubere mathematische Formel (S. 267). „Diese bestimmte fast immer die Tonzahl, und oft auch Rhythmik des Themas, die Modulation und Gliederung des Fugenbau-