Zur Biographie öco ßach=Schülcrö Johann Chriftian Kittel Von Gustav Fock (Hamburg-Blankenese) Johann Christian Kittel war einer der letzten Schüler Bachs und hat das Verdienst, durch seine 50 jährige Tätigkeit als Organist und Lehrer des Orgelspiels die Bachsche Schule der thüringischen Organistenwelt ver mittelt und die Tradition Bachscher Kunst pietätvoll bis ins 19. Jahrhun dert hinein gepflegt zu haben. Er war ein biederer, derb-schlichter Mann von altbürgerlicher Art, darum volkstümlich und durch sein verständliches und ansprechendes freies Orgelspiel mehr auf das Volk wirkend als irgendeiner. Noch Jahrzehnte nach seinem Tode gedachten Kenner wie Laien, vor allem Rinck, mit Begeisterung seiner Improvisationen, die, wie es scheint, weit über dem standen, was von ihm geschrieben und gedruckt worden ist. Dieses Urteil Kümmerles in seiner Enzyklopädie der ev. Kirchenmusik wird nun durch einen Fund im Kirchenarchiv in Altenbruch bei Cux haven bestätigt und ergänzt. Der um 1800 lebende fleißige Kirchspiel schreiber und Chronist Scherder in Altenbruch berichtet nämlich im 2. Band seiner Biographischen Nachrichten von den Kegenten des Landes Hadeln und von den im Lande Hadeln angestellt gewesenen geist.- und weltlichen Offizianten von einer im Jahre 1801 stattgefundenen Organistenwahl, zu der sich unter vielen anderen sogar „der hochberühmte Organist der Erfurter Kats- und Pre digerkirche, Johann Christian Kittel“ beworben hat. Kittel hielt sich damals in Hamburg und Altona auf und arbeitete an einem Neuen Choralbuch für Schleswig-Holstein. Er stand im 69. Lebensjahr. Kärgliche Besoldung, Schicksalsschläge, Widerwärtigkeiten und Enttäuschungen hatten ihm Erfurt, das noch dazu damals ein Sammelplatz von Emigranten war, ver leidet. Er muß seelisch sehr zermürbt und zerrüttet gewesen sein; denn an ders läßt sich kaum erklären, daß der gefeiertste Orgelspieler jener Zeit sich um einen Dorforganistenposten an der Elbmündung bewerben konnte. Scherder schreibt: „Der Organist Hinr. Hinke, Sohn des Kantors Joh. Hinr. Hinke in Groden, war plötzlich im Alter von 48 1 / 2 Jahren am Schlagfluß gestorben, als er soeben zu Pferde von Lüdingworth ge kommen war. Ein junget Musikus, namens Bach 1 , geb. 1776 in Wester- Ihlienworth, der sich in Altenbruch aufhielt, bewarb sich um die Organistenstelle. In einer Versammlung der Provisoren ward erwogen, ob man zur ordentlichen Wahl schreiten oder den Musikus Bach einstimmig erwählen wolle. Einige wenige Provisoren stimmten für eine ordentliche Wahl. Es ward hierauf eine Anzeige der Vakanz in die Zeitungen einge rückt, worauf sich unter 26 Bewerbern auch Johann Christian Leberecht Kittel, Organist an der evangelischen Hauptkirche in Erfurt, einer der größten und vielleicht'der größte Orgelspieler Deutschlands, meldete. [Dann folgt ein kurzer Abriß von Kittels Leben.] 1 Ob er zur thüringischen Organistenfamilie Bach gehört, war bisher noch nicht nach- zu weisen.