0 Neuerhenntniffc zu J. S. Bache Köthener Zeit Von Etnst König (Köthen) Im Bach-Jahrbuch 1954 hat Christoph Schubart, Weimar, einen Beitrag zur Köthener Bachhaus-Forschung veröffentlicht. Er schien Licht in das Dunkel dieses Problems zu bringen. Leider ist aber dem Verfasser ein grundlegen der Irrtum unterlaufen. Er ist dadurch entstanden, daß in den städtischen Schoßregistern Köthens die Grundstücke des Johann Andreas Lautsch und des Johann Friedrich Werth, isoliert von ihren Nachbargrundstücken, durch die Jahre 1705 bis 1722 verfolgt wurden. Wären noch einige Nachbar häuser hinzugezogen worden, hätte der Verfasser bei der Lokalisierung der Gebäude eine andere Lösung bekommen. Johann Andreas Laütsch hat in Köthen um 1720 drei Häuser besessen: eins im Schalaunischen Viertel, das andere auf dem Weibermarkt und das dritte auf dem Wall. Wo hat Bach gewohnt? Hat er die Wohnung seines Vorgängers Augustin Reinhard Stricker übernommen? Die Akten des Agnusarchivs widerlegen das. Im Juli 1714 berief Fürst Leopold das Ehepaar Stricker nach Köthen. 1 1716 wohnte es im Oberpredigerhaus der Agnusgemeinde. Das Gebäude lag in der Magdeburger Gasse zwischen den Häusern des Schusters Nien burger und des Sattlers Saltzburger. Am 13. 4. 1718 verkaufte es die Kirche an den Bäckermeister Georg Krause für 715 Taler. Das Hintergebäude grenzte an den Kirchhof des lutherischen Gotteshauses. Es stand daher nicht weit von der Ecke entfernt, die heute die Friedensschule einnimmt. 2 Am 14. Mai fand die Erbhuldigung des Fürsten Leopold statt. In der Liste erscheinen die Hausbesitzer mit ihren Hausgenossen. Da heißt es: „Das lutherische Pfarrhaus, Herr Capellmeister Stricker.“ Er bewohnte es bis 1717. Das Monitum zur Kirchenrechnung 1717 stellt die Frage: „Von welchem Hause hat Herr Huth die Miete gegeben, und wenn es das Stricker- sche, ob derContrakt auf 1 Taler höher laufe ?“Antwort: „Ist das Strickersche, welcher Michaelis ausgezogen, maßen die Miete, von welcher Herr Huth ^jährlich 5 Taler 6 Groschen gegeben, um 1 Taler erhöhet worden.“ 3 Letztlich zahlte Stricker 5 Taler Miete am 6. 10. 1717 für das Vierteljahr Johannis—Michaelis 1717. 4 Damit steht fest, daß Kapellmeister Stricker von Mai 1716 bis Michaelis 1717 im Oberpredigerhaus der Agnusgemeinde gewohnt hat. Auf keinen Fall hat er das Haus Wallstraße Nr. 25 als Miets wohnung benutzt. Es wurde erst um 1729 erbaut. Um sein Entstehungs jahr zu finden, wurden aus den Ratsrechnungen der Stadt Köthen die Schoßregister herangezogen. 5 Die Besitzer der Häuser werden in einer 1 Bach-Jahrbuch 1903 : Bunge, J. S. Bachs Kapelle, S. 17. 2 Agnusarchiv, Memorial v. 13. 4. 1718. 3 Agnusarchiv, Kirchenrechnung 1717. 4 wie 3 . 5 Stadtarchiv Köthen, Ratsrechnungen 1694—1717.