Fünfzig Jahre ßachhaue Von Conrad Freyse (Eisenach) Seit 50 Jahren steht das Bachhaus zu Eisenach im Blickpunkt deutscher Musikpflege. Mit seinen wichtigen Sammlungen leistet es zugleich der Musikwissenschaft wertvolle Dienste. Gab das 34. Deutsche Bachfest der Neuen Bachgesellschaft in Eisenach Gelegenheit, in festlichen Veranstal tungen an die Erwerbung des Hauses vor 50 Jahren zu erinnern, so soll hier ein Rechenschaftsbericht abgelegt werden über alles, was seit der Be sitzergreifung im Jahre 1907 geleistet wurde. Dabei muß betont werden, daß das Haus nur durch die Entschlußkraft der Neuen Bachgesellschaft vor dem völligen Untergang gerettet worden ist. Obgleich das Geburtshaus eines großen Geistes in den seltensten Fällen un verändert auf die Nachwelt gekommen sein dürfte, steht es dem Empfinden des Volkes näher als das Sterbehaus. Das ist begreiflich. Verbindet sich doch in der Regel mit der Geburtsstätte auch die Heimat des Menschen. Kommt ein solches Geburtshaus zunächst in Privathände, bevor es zum öffentlichen Besitz wird, so ergeben sich für den Gestalter nicht geringe Schwierigkeiten. Dieser Fall trat bei der Erwerbung des Geburtshauses Johann Sebastian Bachs ein. Die Vorgeschichte des Hauses Grund und Boden des Hauses gehörten im frühen Mittelalter zur Dom freiheit, dem „Zirkel der Domherren“, die außerhalb der Stadtrechte am südlichen Stadttor, dem Frauentor, lag. Als Albrecht der Entartete (um 1300) das Kirchlein „Unser Lieben Frauen“, auf der Höhe des Frauenberges, vom Deutschen Orden erworben hatte und zu einer großen dreitürmigen Pfarr kirche ausbauen ließ, wird ihm der Erfurter Dom als Vorbild gedient haben, zumal es sich um den gleichen Augustiner-Orden handelte. Vermutlich war auch der Baumeister derselbe. Das wiederaufgefundene Bild vom Eisenacher Dom zeigt deutlich die bauliche Übereinstimmung. Auch der Eisenacher Dom war mit ähnlichen Treppenaufgängen zum Hauptportal versehen wie der Erfurter. Diese waren dem Volk Vorbehalten. Die Honoratioren be nutzten den an der Südseite liegenden langsam ansteigenden Reitweg, der zum oberen Seiteneingang des Domes führte; noch heute trägt dieser den Namen Rittergasse. Wie der Baubefund des Bachhauses beweist, stammt der westliche, größere Teil des Doppelhauses noch aus dem Mittelalter. Einer der neunzehn Dom herren hatte hier seine Wohnstätte aufgeschlagen. Dafür zeugen das breite Gebälk und der Keller, ein geräumiges Tonnengewölbe. Der Eingang wurde später, Anfang des 16. Jahrhunderts, mit einem sorgfältig behauenen, feinziselierten Steintor geschmückt, das deutsche Renaissance erkennen läßt. Die Ursache dieses Schmuckes ist leicht zu erklären, denn der Keller hatte eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: das Brauen und Lagern des Bieres. Das Haus gehörte zu den 244 Brauhöfen mit Braugerechtigkeit, die wir bis