Fünfzig Jahre Bachhaus 173 Sie brachte eine Tochter, Christiana Maria, im Alter Sebastians (geh. 28. 9. 1685) mit nach Eisenach. Bereits acht Wochen nach seiner Wiederverheiratung mußte Johann Ambro sius im Hause das heilige Abendmahl gereicht werden. Wir kennen die Ursachen seiner Erkrankung nicht. Wenige Wochen später, am 24. Februar 1695, trug man auch ihn zu Grabe. Wir besitzen von seiner Witwe ein Bitt gesuch um Gewährung eines Gnadenhalbjahres. Sie ist stolz auf den Namen Bach und meint, „es müsse doch wieder ein Bach“ gefunden werden! Aber der Rat lehnte ab. Er wünscht eine sofortige Besetzung. Schon nach einigen Wochen übernimmt Joh. Heinrich Halle das Amt des Stadtpfeifers. Der Nachfolger möchte das Haus beziehen. Die Witwe muß räumen und zieht mit ihrem Töchterchen nach Arnstadt zurück. Die un mündigen Bach-Söhne, Joh. Jacob und Joh. Sebastian werden Mitte März 1695 von ihrem ältesten Bruder Johann Christoph in Ohrdruf aufgenommen. Die Interimszeit des Hauses Durch ein gütiges Geschick ist das Haus, in dem Johann Sebastian Bach das Licht der Welt erblickte, auch fernerhin im Blickfeld des Bach- Geschlechtes geblieben. Als Johann Christoph Bach, „der große ausdrückende Componist“, 1703 verstarb, wählten die Eisenacher Ratsherren Johann Bernhard Bach, den Sohn des Ägidius Bach in Erfurt, zum Nachfolger. Die Nachkommen Johann Bernhards lebten noch bis in das 20. Jahrhundert hinein in Eisenach und wurden zu Trägern der Bachschen Familien- Tradition. Wir kennen die freundschaftlichen Beziehungen Johann Bern hards zu seinem Vetter Johann Sebastian in Leipzig. Der älteste Sohn Johann Bernhards, Johann Ernst, fand fünf Jahre (1737 bis 1742) als Schüler der Thomasschule in der Familie des Thomaskantors in Leipzig Aufnahme und war dessen persönlicher Schüler. Wir dürfen als sicher annehmen, daß in der Eisenacher Organistenfamilie das Wissen von Sebastians Geburts stätte durch Generationen bewahrt worden ist. Auch Johann Georg Bach, der älteste Sohn Johann Emsts, besetzte wieder den Organistenplatz in St. Georg. Als er zum Kaiserlichen Notar und Stadtkämmerer aufstieg und der Rat ihm nahelegte, die Orgelbank zu räumen, erinnerte er in seiner Antwort an das verpflichtende Erbe in seiner Familie und weist auf seinen ältesten Sohn Philipp Ernst Christian hin, der schon als Dreizehnjähriger eine außerordentliche Begabung für die Orgel zeige. Zu dieser Regelung ist es nicht gekommen, da er selbst von einer tückischen Krankheit hinweggerafft wurde. Über dem Leben seines Sohnes liegt eine Tragik. Obgleich er bei allen späteren Amtswechseln jedesmal seine Bewerbung als Organist einreichte, bleiben die Stadträte hart und ablehnend. Er hat nur auf den Orgeln der umliegenden Dörfer spielen dürfen und galt außerhalb seiner Vaterstadt als guter Organist. Philipp Ernst Bach starb am 29. März 1840 in Eisenach. Seine Nachkommen leben noch heute in Eisenach.