Eine Leipziger Bach-Gedenkstätte 2 i ihm 1710 das bezeichnete Haus aus älterem Familienbesitz gegen Zahlung des Schätzwertes von 8000 Talern zugefallen. Es war eins jener älteren Leipziger Bürgerhäuser, die mit ihrer fast nüchternen, nur durch zwei übereinander stehende Erker belebten Fassade wenig von der komfortablen Geräumig keit des inneren Gebäudetrakts verrieten. In einer 1731 anläßlich des Todes Georg Heinrich Böses angelegten Verlassenschafts-Akte ist es in einem amtlichen Schätzungsbericht eingehend beschrieben, allerdings in dem Zu stand, den es nach weitreichenden Ausbauarbeiten inzwischen erlangt hatte. 7 Der aus einem Vordergebäude, zwei Seiten- und einem Hinterge bäude bestehende, durchweg dreistöckige Wohnkomplex, der sich um einen gepflasterten Hof gruppierte, enthielt neben zahlreichen Wirtschafts räumen insgesamt 19 beheizbare Stuben. 8 Die meisten Wohnräume waren mit kostbarer Stückarbeit verziert. Als repräsentativster Raum des Hauses bot sich im oberen Stockwerk des Hintergebäudes „ein wohl ausgedienter Saal“ von 19 y 4 Ellen Länge und 10 1 / i Ellen Breite dar, dessen Seitenwände „mit 4 eingemauerten großen Spiegeln“ und dessen ausgeschalte Decke „mit artiger Einfaßung von Stoccatur-Arheit“ versehen war. Ein „gemahltes ovales Decken stücke, so oben drüber mit angemachten Rollen an Reinen aufgezogen werden“ konnte und „eine Gallerie mit einem säubern Ballustraden-Geländer“ freigab, krönte den festlichen Raum. An das Hinterhaus schloß sich ein geräumiger Lustgarten an, der mit Buxbaumhecken, „figurirten Lust-Beeten, Rabatten und Blumen- Stücken“, gepflegten Obstbäumen, einer Sommerlaube und einer „Fontaine“ ausgestattet war. Hinsichtlich Lustgarten und Festsaal wird festgestellt, daß „man in hiesiger Stadt seinesgleichen bey keinem Wohnhauße findet, und solches diesem Hauße eine nicht geringe Zierde und Annehmlichkeit machet“. Der nachgewiesene Hausrat an Kupfer, Zinn, Eisen, kostbaren Gläsern, Porzellan (Delfter, Dresdener und ostindischer Herkunft), dazu Schmuck, Kunstgegenstände und Bildnisse mannigfacher Art 9 lassen eine kultivierte und kunstfreudige Häuslichkeit erkennen. Im Jahre 1706 hatte Georg Heinrich Bose in Hamburg Eva Sibylla Bach maier, die in Venedig geborene und aufgewachsene Tochter des Dänischen Konsuls Matthias Bachmaier geehelicht. Aus diesem Lebensbunde ent sprangen zwischen 1707 und 1729 insgesamt elf Kinder, fünf Knaben und sechs Mädchen. Schon eine Gegenüberstellung der Bachschen und Bose- schen Geburtenfolge zeigt, daß durch Kinder- und Jugendfreundschaften auf zwanglosem Wege Familienbeziehungen zwischen den beiden Nachbar- 7 Schon im Jahre 1710 hatte der neue Besitzer nach Ausweis erhaltener Baubesichtigungs akten die Nebengebäude als ,,meistenteils gar alt und unbequem, auch hölt^ern“ abreißen und durch massive dreistöckige Bauten ersetzen lassen. 8 Eine 10 Jahre spätere Inventarisierung des Mobiliars anläßlich des Todes der Mutter führt allein 50 Tische und 179 Stühle auf. 9 Die Schildereyen, Portraits und Kupferstiche erzielten 1731 einen Schätzwert von 1259 thlr., 6 gr., 6 der allerdings 1741 um ein Viertel der Summe wegen Schwerverkäuflichkeit ermäßigt wurde.