8 Werner Neumann gung in einer Meldung des Vortages: „Da der Königl. Poln. und Chur- fürstl. Sächsische Hof-Compositeur Bach die Direction des Collegii Musici im Zimmermannischen Caffee-Hause wieder übernommen; als wird solches hiermit denen Liebhabern bekannt gemacht, und zugleich eröffnet, daß solches morgenden Freytag, den 2. Oct. den Anfang nehmen, und damit wöchentlich bekannten Tages von 8. bis 10. Uhr Abends continuiret werden wird.“ Die Aufführung der Geburtstagskantate selbst wird am 7. Oktober in fol gender Form angekündigt: „Auf Sr. Königl. Maj. unsers allergnädigsten Landes-Herrns, hohes Geburts-Fest soll heute Abends um 8. Uhr vom Collegio Musico im Zimmermannischen Coffe-Hause eine solenne Serenade aufgeführet werden.“ Damit ist endgültig geklärt, daß Bach nach dem Gerlachschen Interregnum erneut die Arbeit mit dem Collegium musicum aufnahm. Daß er dies mit neuem Schwung tat, glaubt man aus den herzlichen Empfehlungsworten des Johann Elias herauslesen zu dürfen. Bachs erneuter Entschluß zur Übernahme war ohne Zweifel mit einer weiterreichenden Zukunftsplanung gepaart. Dokumentarische Belege hier zu findet man allerdings nur noch vereinzelt. Immerhin berichtet am 3. August 1740 die Zeitung, daß „auf Sr. Königl. Maj. . . . hohes Nahmens- Fest . . . um 4. Uhr vom Bachischen Collegio Musico im Zimmermanni schen Garten vor dem Grimmischen Thore ein solennes Drama aufgeführt werden“ soll. Für die folgenden Jahre hat Fritz Müller 14 darauf aufmerksam gemacht, daß in einem Breitkopfschen „Handbuch vor Leute, die nicht ordentlich Conto bey mir haben“ 15 noch zwei Aufträge Bachs für Textdrucke verbucht sind, der erste am 29. April 1741 als „Cantate auf die Königlichen Maje stäten“ (4 Exemplare in Atlas, daneben 200, 300 und 100 Stück für ins gesamt 7 1 / 2 Taler), der zweite „einige Jahre später“ (nach F. Müllers un genauer Angabe) als „Cantate für die Universität“. Gerade die Kenntnis dieses Datums wäre für die Abgrenzung des Bachschen Wirkens mit dem Collegium musicum von größter Bedeutung gewesen. Hat Bach etwa in der Mitte des letzten Jahrzehnts nochmals eine höfische Huldigungsmusik im Aufträge der Universität aufgeführt 16 , ist er etwa der Komponist des 14 Leider nur in einer knappen Zeitungsnodz der „Dresdener Nachrichten“ vom 28. 6. 1935 und unter mangelhafter Quellenangabe, aber nichtsdestoweniger glaubwürdig. Die Breitkopfschen Archivalien sind inzwischen durch Kriegseinwirkungen vernichtet. 15 Genauer Titel in H. von Hases Sperontes-Aufsatz in ZIMG, Jg. 14, S. 101: „Hand buch dahinein ich die per Accidens zu drucken vorkommende Carmina und andrer dergl. Kleinigkeiten, wenn sie nicht alsbald bezahlt werden, nodre. Vor Leute, die nicht ordentlich Conto bey mir haben.“ 16 Scherings vorsichtig formulierte Vermutung (a. a. O., S. 145), daß die beiden Fest musiken vom 30. 4. 1741 („Großmächtigster Herrscher und Vater des Landes“) und vom 10. 10. 1747 („Ihr Völker, ehrt dies hohe Paar“) Bach als Verfasser haben könnten, werden durch die Universitätsarchivakten zugunsten Görners widerlegt.