12 Werner Neumann „von Herrn Bachen recommendiret“ war, hätte ihm die Leitung des Colle giums, das seit seiner Gründung durch Telemann stets der Neukirche zu geordnet gewesen war, automatisch zufallen müssen. Offenbar hatte sich aber Bach schon im voraus mit dem zu erwartenden Nachfolger vereinbart und seine Empfehlung (Sitzungsprotokoll vom io. Mai 1729) vom Verzicht auf die Leitung abhängig gemacht, sonst hätte er seinen Willen zur Über nahme des Collegiums nicht schon im Briefe vom 20. März 1729, d. h. zwei Monate vor Gerlachs offizieller Ernennung, so deutlich formulieren können. Als Reservoir für die kirchliche Figuralmusik hat das Collegium in Zukunft wohl beiden gleicherweise gedient. Bach hatte allerdings schon im folgen den Jahre Anlaß, sich über die abnehmende „Willfährigkeit der Studio- sorum“ infolge Entzugs „einiger Ergötzligkeit“ und der „wenigen bene- ficia“ beim Rate zu beklagen, und Gerlach bemühte sich, offenbar aus glei chen Erfahrungen, um Festanstellung eines kleinen Musikerstamms für seine kirchenmusikalischen Aufführungen. Nach der Übernahme des Collegiums in den Jahren 1737-1739 scheint Gerlach jede sich bietende Gelegenheit ergriffen zu haben, um mit Kon zerten, Huldigungsmusiken und anderen Aufwartungen vor die städtische Öffentlichkeit zu treten, wie die Zeitungsnachrichten beweisen. Die zweite Periode der Gerlachschen Direktion war von ebenso kurzer Dauer, aber offenbar weniger prall mit Veranstaltungen gefüllt. Schon am 1. Mai 1746 erscheint Johann Trier, gleichfalls Bachschüler, zum erstenmal als Leiter, und der folgende Adreßkalender 1747 bestätigt diesen Wechsel, für den uns die Gründe unbekannt sind. Die folgende Übersicht erfaßt alle quellenmäßig belegten Aufführungen des Bachschen Collegiums in den Jahren 1729-1744 (einschließlich der unter Gerlachs Leitung) und ordnet ihnen die entsprechenden Aufführungen Görners (in Kleindruck) zu 25a . Auf Markierung der Neuerkenntnisse und Berichtigungen wurde verzichtet, da sich diese bei Vergleich mit der bisherigen Literatur leicht herausschälen 26 . 25 “ Unberücksichtigt blieben natürlich die im Rahmen offizieller Universitätsakte aufge führten, amtsgebundenen Odenkompositionen Görners; vgl. hierzu Schering, a. a. O., S. 123 fr. und Krit. Bericht NBA Bd. I/38, S. 7 fr. 26 Folgende Abkürzungen finden hierbei Verwendung: B = H. von Hase, Breitkopfsche Textdrucke %u Leipziger Musikaufführungen t(U Bachs Zeiten. B J 1913. H = König/. Poh/n. u. Churfürstl. Sachs. Hof- und Staats-Calender L = Leipziger (Post-) Zeitungen O = Der Deutschen Gesellschaft in Teipefg Oden und Cantaten, Leipzig 1738 P = Picander, Ernst-Schert^haffte und Satyrische Gedichte R = Salomon Riemer, Stadtchronik (hs.) S = Sic ul, Annales Lipsienses T = Textdruck U = Akten des Universitäts-Archivs Leipzig