Louis Spohr unö öle ßach=Rcnaiffance Von Herfried Homburg (Kassel) Über die Geschichte der Bach-Renaissance liegen bisher nur wenige knapp gehaltene Arbeiten vor. Deren Verfasser legten ihren Studien über dieses wichtige kultur- und geistesgeschichtliche Faktum jenen Bericht über die Entstehung der Bach-Gesellschaft zugrunde, den Hermann Kretzschmar im Schlußband Jg. 46 (1899) der Bach-Ausgabe gab. Dieser Bericht wurde zwar verschiedentlich ergänzt und berichtigt, jedoch blieben dabei wert volle Dokumente unerschlossen. Mit Recht ist in dem betreffenden Schrifttum die bahnbrechende Arbeit Johann Nikolaus Forkels, der Eifer Friedrich Rochlitz’ 1 , sind die prak- 1 tischen Versuche Karl Friedrich Zelters und des jungen Felix Mendels- > sohn-Bartholdy in Berlin, Johann Nepomuk Schelbles 2 in Frankfurt a. M., [ Hans Georg Nägelis 3 in Zürich, Anton Friedrich Justus Thibauts 4 in I Heidelberg und Johann Theodor Mosewius 5 in Breslau herausgestellt worden. Die Historiker folgern aber oft aus der Tatsache, daß es Mendels- 3 sohn 1829 als erster nach einer Pause von 100 Jahren wagte, die Matthäus- I Passion neuaufzuführen, die Bachbewegung sei insgesamt doch von der i Zelterschen Berliner Singakademie ausgegangen, in der dem jungen Mendels- 8 sohn die großen Werke des Thomaskantors erschlossen worden waren. I Im Bach-Jahrbuch 1955 versuchte Karl Anton, die Verdienste des Bach- J Verehrers und -Sammlers Franz Hauser um das Werden der Bachbewegung s zu würdigen 6 . Er konnte überzeugend nachweisen, welch wichtige Arbeit 1 1 F. Rochlitz (1769-1842), Herausgeber der AMZ, setzte sich als solcher und in seinem Werke Für Freunde der Tonkunst, Leipzig 1824-32, für eine Wiederbelebung der Werke J. S. Bachs ein. s 2 J. N. Schelble (1789-1837), Sänger und Komponist, führte seit 1824 mit dem Frank furter „Cäcilien-Verein“ Werke von J. S. Bach auf. Näheres über ihn vgl.: O. Bor- mann,/. N. Scbelble, Diss. Frankf. 1926. 3 H. G. Nägeli (1773—1836), Musikverleger und Komponist, Dirigent in Zürich, gab in seinem Verlag ab 1801 Werke Bachs heraus. t 4 A. F. J. Thibaut (1774-1840) führte mit dem Heidelberger Singverein 1825 Kompo sitionen J. S. Bachs auf. Vgl. BG XLVI, \ orrede. In seinem Werk Ober Feinheit der Tonkunst, Heidelberg 1825, setzte er sich für die Erweckung des Verständnisses der alten Musik ein. 3 5 J. Th. Mosewius (1788-1858) gründete 1825 die Breslauer Singakademie und be- j trieb mit dieser eine vorbildliche Pflege der Vokalmusik, u. a. führte er in den 1830er Jahren Werke von J. S. Bach auf. J 9 6 F. Hauser (1794-1870) kam 1821 als Baßbariton von Prag nach Kassel, ging 1825 g an die Dresdener Oper, 1826 nach Frankfurt a. M. O. Bormann, a. a. O. und Karl Anton, Neue Erkenntnisse ?ur Geschichte der Bachbewegtmg in: BJ 1955, geben falsche I Daten an.