8o Herfried Homburg worden sein. Aus Briefen Spohrs darf man jedoch folgern, daß - von einigen Spenden abgesehen - nur Notenmaterial zu solchen Werken angekauft wurde, deren öffentliche oder interne Aufführung geplant war. Wir dürfen deshalb auch für die anderen im Repertorium verzeichneten Bachwerke (s. o.) zumindest Proben und mehrfache Aufführungen in geschlossenen Veranstaltungen des Vereins voraussetzen 47 . Proben eines Bachwerkes be wirkten jedenfalls eine Leserzuschrift an die „Kasselsche Allgemeine Zei tung“, abgedruckt am 13. Februar 1842: „Bitte. — Es geht das Gerücht, daß bei dem alljährlich auf dem Charfreitag stattfindenden geistlichen Konzerte, diesesmal Sebastian Bachs Passions-Musik zur Aufführung kom men werde. Einsender dieses, angeregt von vielen wahren Musikfreunden, glaubt dem Wunsche des gesamten Publikums sicherlich zu entsprechen, wenn er den hiesigen löblichen Singvereinen die dringende Bitte anheimstellt, jenes Gerücht zu verwirklichen, — das unübertreffliche Werk, nach dessen unsterblichen Wundertönen man längst ver gebens lauscht, und dem unter der Leitung eines Meisters wie Spohr das Siegel großer Vollendung aufgedrückt wird, zur Aufführung zu bringen! — Dii juvent.“ Bereits am 28. Februar wurde diese Bitte in einer umfangreicheren Zuschrift wiederholt und auf selten zu hörende Werke anderer Komponisten er weitert. Abermals replizierte F. Nebelthau (am 4. März) und legte dar, daß die Zeit zum Einstudieren zu kurz sei, um eine gute Aufführung garan tieren zu können, außerdem sei auf vielfachen Wunsch eine Wiederholung des Spohr-Oratoriums Der Fall Babylons schon lange geplant. Louis Spohr antwortete in einer Zeitungszuschrift, die (am 7. März veröffentlicht) mit den Worten begann: „Herzlichen Bitten willfahren zu können, gereicht mir stets zur Freude, namentlich wenn sie ein so würdiges Werk wie die Bach’sche Passion zum Gegenstand haben . . .“ Der Kurprinz bewilligte nun zwar das beantragte Karfreitagskonzert, ver bot aber (am 12. März 1842) die Aufführung des Spohrschen Oratoriums, „als nicht für eine Kirche, noch weniger für den Karfreitag geeignet“. Auf Grund eines Gutachtens des Konsistorialrates Th. Piderit gestattete der Mitregent schließlich, das Werk am ersten Ostertage im Theater aufzu führen 48 . Für den Karfreitag 1843 bereitete Spohr seine vierte Aufführung der Matthäus-Passion vor. Der Kurprinz lehnte aber den am 26. März ge stellten Antrag, die Aufführung in der Hof- und Garnisonkirche zu ge nehmigen, ohne Angabe von Gründen am 30. April ab. Spohr erneuerte daraufhin am 1. April das Gesuch mit der Bitte, doch an die Witwen und Waisen zu denken, „...um so mehr, da die Unternehmer bei der diesjährigen Wahl des aufzuführenden Musikstücks darauf bedacht gewesen sind, ein solches zur Aufführung zu bringen, das 47 Im Ver^eichniss der hinterlassenen Musikalischen Bibliothek von L. Spohr (Archiv der Louis- Spohr-Ges.) ist unter den „gebrauchten Musikalien“ als Nr. 3 eine handschriftliche Kopie des Magnificat (BWV 243) verzeichnet. 48 Der Vorgang und die folgenden Auszüge sind einer Akte aus dem Staatsarchiv Mar burg entnommen: 300 An, 4/1.