Zu öcn Erfurter Jahren Johann ßernharö Bache (1676-174*) Von Siegfried Orth (Erfurt) Das 17. Jahrhundert bedeutete einen Höhepunkt im traditionsreichen musikalischen Leben der Stadt Erfurt. Außer namhaften Organisten war es die Erfurter Ratsmusik, die sich zu einer eigenständigen Schule heraus bildete, deren Wirksamkeit weit über die Grenzen Thüringens hinausstrahlte und die gesamte Musikpflege Mitteldeutschlands nicht unwesentlich beein flußte. Ein Jahrhundert lang war'die Erfurter Ratsmusik aufs engste mit dem Namen Bach verknüpft, so sehr, daß „in der zweiten Hälfte des 18. Jahr hunderts noch die Stadt-Musikanten den Namen ,die Bache“ trugen“ 1 . Eines der bedeutendsten Mitglieder des Erfurter Zweiges der Familie Bach ist ohne Zweifel Johann Bernhard Bach gewesen. Seine Erfurter Jahre sind bisher kaum gewürdigt worden. Sie waren aber bedeutsam für seine spätere Entwicklung, gerade seine Gymnasial- und Universitätsjahre legten den Grund für seine allgemeine und insbesondere seine musikalische Bildung. Auch er kann noch jenen Männern zugerechnet werden, die eine besondere Ehre darin sahen, den Weg zu beschreiten, den vor ihnen viele Organisten und Kantoren gegangen waren, den Weg über die Latein schule, den Schul- oder Kirchenchor und das akademische Studium in die musikalische Praxis. Sie sahen in der Musik wohl immer noch einen Be standteil der „artes“, obwohl diese schon längst nicht mehr Lehrgegen stand an den Hochschulen waren. Johann Bernhard Bach war ein Sohn des Johann Agidius Bach und ein Enkel Johann Bachs, des „Stammvaters“ der Erfurter Bache. Sein Vater wurde am 9. Februar 1645 im Hause „Zum roten Hirsch“ in der Kürschner gasse geboren. Von 1675 bis 1677 wohnte er in dem Hause „Zu den drei Rosen“, Junkersand 3, dann im Hause „Zum weißen Bracken“, Kürschner gasse 26, ab 1685 wird er als Eigentümer des Hauses „Zum grünen Schilde“, Wenigemarkt 21, genannt. Johann Agidius wirkte bald als Bratschist in der Erfurter Ratsmusik mit. Im Jahre 1671 wurde er anstelle „seines Vetters Ambrosij Bachen, so sich nach Eysenach gewendet“, zum Ältesten in der Stadtmusikanten-Kompanie ernannt. 2 Johann Agidius, der am 9. Juni 1674 seine erste Ehe mit Susanne Schmidt aus Arnstadt einging, hat es sich zeit seines Lebens angelegen sein lassen, seine beschränkten Erwerbs möglichkeiten zu erweitern. Als sein Bruder Christian, der im Jahre 1667 Christian Volprecht in dessen Amt als Stadtmusikdirektor nachgefolgt war, im Jahre 1682 an der Pest verstarb, wurde er am 30. (20.) Juli 1682 „zum künftigen Meister oder Directore“ der Stadtmusik vorgestellt. 3 Im folgenden Jahre übernahm er auch noch das Organistenamt an der