Johann Sebastian Bach und die Universität Leipzig Neue Quellen (Teil I)* Von Andreas Glöckner (Leipzig) 1. Die Scheibe-Orgel - Reparaturen und Umbauten seit 1717 Die Dokumente bezüglich der zwischen 1711 und 1716 in der Pauliner- oder Universitätskirche errichteten Orgel sind im wesentlichen bekannt. * 1 Nachdem sich die Verhandlungen mit Gottfried Silbermann zerschlagen hatten, 2 wurde am 11. Mai 1711 ein auf 2926 Taler kalkulierter Umbau des Instruments mit dem Orgelbauer Johann Scheibe vereinbart. Vertragsgemäß sollten Teile des alten, bereits 1528 errichteten. 1619 erstmalig bei Michael Praetorius er wähnten. 1626/1627 von Josias Ibach und später von Heinrich und Esajas Compenius reparierten Orgelwerks mitverwendet werden. Die Bauaufsicht oblag dem Nikolai-Organisten Daniel Vetter und dem Thomaskantor Johann Kuhnau; als Berater hatte man den Breslauer Orgelbauer Adam Horatius Casparini hinzugezogen. Der Orgelbau verlief schleppend und keineswegs reibungslos. Zu dessen Beschleunigung hatte Scheibe in der Kirche sogar des Nachts bei Kerzenschein gearbeitet. Wie aus dem Protokoll des Concilium Dominorum Decemvirorum vom 7. März 1715 hervorgeht, wurden seine Arbeiten nicht ohne Argwohn überwacht, zumal die stets auf höchste Sparsam keit bedachten Universitätsbehörden eine Explosion der Kosten vermeiden wollten: Für die Benutzung der überwiegend erstmalig herangezogenen Quellen bin ich dem Universitätsarchiv Leipzig zu Dank verpflichtet. Dieser gilt besonders den Mit arbeiterinnen Petra Hesse und Sandy Muhl. Außerdem danke ich meinen Kollegen Hans-Joachim Schulze, Michael Maul und Peter Wollny für einen anregenden Ge dankenaustausch zum vorliegenden Thema. 1 Vgl. Dok I, Nr. 87; U. Dähnert, Historische Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar. Leipzig 1983, S. 182-184; A. Schering, Musikgeschichte Leipzigs, Zweiter Band: Von 1650 bis 1723. Leipzig 1926. S. 316-319. Eine detaillierte Schilderung aller Vorgänge bis zur Fertigstellung der Orgel steht freilich noch aus. In den Universi tätsakten ist der Orgelbau bis 1717 vergleichsweise gut dokumentiert, die seit 1730 vorgenommenen Reparaturen und Umbauten sind hingegen nicht lückenlos zu belegen. : Silbermann empfahl ein neues Orgelwerk mit 43 klingenden Stimmen, wofür er eine Gesamtsumme von 3000 Talem und eine Bauzeit von zweieinhalb Jahren veranschlagte.