J. S. Bach und die Universität Leipzig - Neue Quellen 185 geschnitten? 97 Der Chor hat in dieser Kantate bezeichnenderweise nur einen Choralsatz zu singen, so daß Bach auf die Mitwirkung der Alumnen verzichten konnte. 5. Zur Finanzierung der Musikaufführungen Noch immer stehen wir hinsichtlich der Finanzierung von Bachs Aufführun gen vor offenen Fragen. Wie hoch waren etwa die Mehrausgaben für die all jährliche Passionsmusik? Auf welche Weise wußte Bach seine studentischen Flelfer und sonstigen Adjuvanten zu entschädigen, wenn finanzielle Zuwen dungen (Beneficia) aus der Stadtkasse nur spärlich flössen beziehungsweise ganz ausblieben? Etwas besser informiert sind wir hingegen über die Ein nahmen - etwa bei der Aufführung von Trauermusiken, Trauungskantaten oder Huldigungsmusiken. Ein finanziell besonders einträglicher Kompositionsauftrag erging an Bach beispielsweise im Frühjahr 1738. Er galt der Huldigungskantate „Will kommen! Ihr herrschenden Götter der Erden“ (BWV : Anh. I 13) für Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen und dessen Familie. Das mit den Leipziger Studenten als Abendmusik vor dem „Apelischen Hause“ am Markt darge botene Werk ist leider verschollen. Bach erhielt für die Komposition und Aufführung das ansehnliche Honorar von 50 Talern. 98 Von der Universität waren den Ratsmusikem immerhin acht Taler zugebilligt worden. Bachs Amtskollege Johann Gottlieb Görner wurde bei ähnlichen Darbietungen allerdings gleich behandelt: 50 Taler erhielt er beispielsweise für die Auf führung der Abendmusik ..Großmächtigster Herrscher und Vater des Landes“ am 2. Mai 1741 oder für die Hochzeits-Serenade „Erscheint, ihr muntren Musensöhne“ am 15. Januar 1747. Der Textdichter Johann Christoph Gott sched mußte sich hingegen mit 12 Talern begnügen. Die Gelder für solche kostspieligen Aufführungen 99 wurden stets von honorigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gestiftet. Freilich waren solche gewinnbringenden Kompositionsaufträge eher die Ausnahme - vielleicht aber eine gerechte Entschädigung für den finanziellen 97 Siehe dazu auch A. Schering. Bachs Musik für den Leipziger Universitätsgottes dienst 1723-1725. BJ 1938. S. 75 f. 98 Dok I. Nr. 122. 99 Die Aufführung der Kantate BWV 2 Anh. I 13 hat insgesamt eine Summe von 332 Talern und 22 Groschen verschlungen. Gömers Abendmusik ..Großmächtigster Herr scher und Vater des Landes“ war mit 369 Talern und 20 Groschen hingegen noch etwas kostspieliger ausgefallen. Freilich wurden solche Aufführungen ausschließlich aus Spendenmitteln finanziert. Im Fall der Kantate BWV 2 Anh. I 13 entfielen auf je den Spender (abgesehen von wenigen Ausnahmen) 3 Taler und 20 Groschen.