J. S. Bach und die Universität Leipzig - Neue Quellen 187 nicht regelmäßig musiziert, 104 wohingegen in den Leipziger Hauptkirchen - mit Ausnahme der Fastenzeiten - das ganze Jahr über Figuralmusik erklang. Bei der Finanzierung der Kirchenmusik erging es Görners Amtskollegen in der Neukirche ähnlich: Auch Carl Gotthelf Gerlach hatte „einen ziemlichen Theil“ von seinem Salarium „zu Unterhaltung der Instrumente, als auch aus Erkänntlichkeit gegen diejenigen welche mir die Musiqve aufführen helffen, unumgänglich" 105 weiterzureichen. Da bereits Johann Kuhnau von seinem „Salarium fixum ... denen Studiosis, so mit zu Chore gehen, manche Ergötz- lichkeit machen“ 106 mußte, dürfte auch Bach seinen studentischen Hilfskräften nicht allein kostenlosen Instrumentalunterricht gegeben, sondern sich zudem auch in finanzieller Hinsicht erkenntlich gezeigt haben. Daß er vor allem bei der alljährlichen Passionsmusik an die Grenzen seiner finanziellen Möglich keiten gelangte, erklärt vielleicht seine eher unwillige Reaktion, als ihm die Aufführung am Karfreitag 1739 „bis auf darzu erhaltene ordentliche Erlaub- niß" untersagt worden war: „er fragte nichts darnach, denn er hätte ohnedem nichts darvon, und wäre nur ein onus“. 107 6. Stipendien für Schüler Johann Sebastian Bachs Am 18. Juni 1591 richtete der „Artzney Doctor“ Dr. Mathem Hammer 108 in Steyr (Österreich) eine Stiftung von „viertausend Gülden Rheinisch“ ein, die zu gleichen Teilen seiner Heimatstadt und der Universität zu Leipzig zugute 114 Vgl. A. Glöckner, Die Musikpflege an der Leipziger Neukirche zur Zeit Johann Sebastian Bachs, Leipzig 1990 [BzBF 8], insbesondere S. 131 f. 105 Stadtarchiv Leipzig, 777. VII. B. 106, fol. 213r-214v, vollständig wiedergegeben in BzBF 8. S. 153f. 106 Stadtarchiv Leipzig, Stift. VIII. B. 2d (Schuel zu St. Thomas Vol. IV.), fol. 185r. wiedergegeben bei Spitta II, S. 861-865. 107 Dok 11, Nr. 439. 108 Matemus Hammer (t 1591) war ein aus dem nordböhmischen Brüx (heute Most) stammender getaufter Jude, der sich im Sommersemester 1544 in die Matrikel der Universität Leipzig einschrieb (Erler I. S. 649: „Maternus Hamer Bruxiensis“) und später in Steyr lebte. Siehe F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr und ihrer nächsten Umgebung, Steyr 1837 (Nachdruck Steyr 1965), S. 224, sowie W. Neuhauser-Pfeiffer und K. Ramsmaier, Vergessene Spuren. Die Geschichte der Juden in Steyr, Linz 1993, S. 23-24. Über die an die Stipendienvergabe geknüpften Bedingungen wird in der letztgenannten Schrift mitgeteilt, daß die Empfänger in Steyr beziehungsweise Leipzig eine ebenso lange Zeit (bezahlte) Dienste leisten sollten, wie vorher der Bezug des Stipendiums gedauert hatte. In Steyr erfolgte 1789 aus Kostengründen eine Reduzierung der Förderungen auf nur einen mittellosen Studenten. (Auf die hier genannte Literatur wies freundlicherweise Hans-Joachim Schulze hin.)