J. S. Bach und die Universität Leipzig - Neue Quellen 193 Johann Adam Franck wurde am 17. Februar 1730 als Sohn eines Rektors in Neukirchen (heute Markneukirchen) im Vogtland geboren. Er besuchte vom 11. Dezember 1744 bis Ostern 1751 als Alumne die Thomasschule 140 und wurde am 20. April 1751 an der Leipziger Universität immatrikuliert. 141 Franck war Präfekt der ersten Kantorei und somit wohl der unmittelbare Nachfolger von Johann Nathanael Bammler. der im Frühjahr 1748 die Thomasschule ver ließ und am 10. Mai 1748 an der Universität immatrikuliert wurde. 1764 übernahm Franck das Amt des Kantors und Rektors in Neukirchen, wo er am 28. August 1801 unverheiratet verstarb. 142 Zusammen mit seinem ehemaligen Mitschüler August Linke war Bammler am 13. Oktober 1750 vom Konzil das ..Hammerische Stipendium“ in Höhe von 17 Gulden und 12 Groschen bewilligt worden. 143 Gemäß einer Verfügung des Stifters wurde das gewährte Benetizium Bammler im Juni 1753 jedoch wegen seiner ..üblen Aufführung" entzogen. In Hammers Testament war hier zu folgendes festgelegt: Es solte auch der Löbl. Universität hiermit insonderheit Macht und Gewalt gegeben seyn. zum fall sich ein oder der andere Stipendiat mit spielen, Sauffen, freßen, Unzucht treiben rauffen. schlagen und der gleichen ungebührl. Verhalten, auch seinen Studiis nicht ordentlich und fleißig abwartten. und auf treul. Vermahnung von seinem bösen ärgerlichen Leben nicht als bald abstehen, sondern hierdurch sein Stipendium müßbrau- chen würde, ihme als dann stracks in facto deßelben ... zu entsezen. 144 Was dem Stipendiaten Bammler tatsächlich vorgeworfen wurde, ist den er haltenen Akten nicht zu entnehmen. Daß dieser einen schwierigen Charakter hatte, geht indes aus späteren Quellen hervor. 145 Im Blick auf Bachs Todesjahr liefert das oben zitierte Protokoll des Konzils vom 21. Juni 1753 einige kennenswerte Hinweise. Frühestens am Karsamstag (28. März) oder Ostermontag (30. März) 1750 unterzog sich der Thomaskantor „theils auf Anrathen einiger seiner Freunde“ jener verhängnisvollen Augen operation durch den Londoner Okulisten John Taylor, an deren Folgen er 140 BJ 1907, S. 75 (B. F. Richter). 141 Erler III. S. 94. 142 Freundliche Mitteilung des Pfarramts St. Nikolai in Markneukirchen. 143 UAL. Rep. 11 XVI1140. fol. 84v-85r. Bammler erhielt dieses Stipendium auch noch im Jahre 1751; UAL. Rector B 33. S. 46. 58. 144 UAL. Rep. III \ II\ IIHI 7, fol. 27r+v. 145 Zu Bammlers Vita siehe P. Wollny. Neue Bach-Funde. BJ 1997. S. 7-50. speziell S. 36-50. Das von Bammler in Eilenburg eingereichte Zeugnis vom 12. April 1749 (Dok V. Nr. A 82a) ist im Wortlaut nahezu identisch mit Bachs Zeugnissen von 1743. 1745 und 1748. Offensichtlich hat Bammler das von Bach ehedem für das Stipendiengesuch verfaßte Zeugnis für seine Eilenburger Bewerbung wiederver wendet. Vgl. auch Dok V, Nr. C 656a, 69le.