204 Joshua Rifkin Schrifttafel“ (Weiß 97) zeigt, rührt die Ersatzstimme von Bach selbst her und besteht aus einem Blatt mit dem Wasserzeichen ..Mondsichel mit Gesicht nach heraldisch rechts“ (Weiß 96). 5 Dieser Wasserzeichentyp kommt bei Bach außer in den zur Leipziger Probe am 7. Februar 1723 entstandenen Kantaten „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“ BWV 22 (P 46) und „Du wahrer Gott und Davids Sohn" BWV 23 (D-Bsak, SA 5175) nur während des Zeitraums Juni 1724 bis Mai 1725 sowie vereinzelt noch im Jahr 1726 vor. 6 Zu den Nachweisen des letztgenannten Jahres gehört indessen der 20. Sonntag nach Trinitatis, der 1726 nur drei Tage nach dem Reformationsfest lag; mithin käme als Aufführungsdatum eventuell auch der 31. Oktober 1726 in Betracht. 7 Allerdings wollen sich die verschiedenen Indizien nicht restlos zusammen fügen. Im Gegensatz zu Kuhnaus Stimme, zu deren Beginn die Worte „Nach der Predigt“ in großen Buchstaben stehen, weist die sorgfältig geschriebene autographe Stimme keinen entsprechenden Vermerk auf, was wohl eher auf eine Aufführung des zweiten Kantatenteils als eigenständige Hauptmusik statt etwa „sub eommunione“ schließen läßt. 8 Bei dieser Annahme stellt jedoch das Reformationsfest keinen sehr plausiblen Termin dar - nicht allein, weil das Breitkopf-Verzeichnis nur Teil 1 damit in Verbindung bringt, sondern auch, weil sich der Text von Teil 2 schwerlich zum Reformationsfest eignet: Nur im entferntesten Sinne wird man etwa die Mahnung im Rezitativ Satz 9, die Ehre Gottes müsse „durch steten Streit I Mit Haß und mit Gefahr I In dieser Welt gereinigt werden“, oder die Worte der darauffolgenden Arie „Hasse nur, hasse mich recht, I Feindlichs Geschlecht!“ auf die Epistel des Tages (2. Thess. 2, 3-8) beziehen können. Zudem spricht einiges dafür, daß Bach 1724 zum Reformationsfest Telemanns Kantate „Der Herr ist König“ TVWV deest auf- 5 Vgl. NBA 1/16 Krit. Bericht, S. 40-42. Weiteres zum Verhältnis der beiden Stimmen vgl. unten. S. 223. 6 Vgl. Dürr Chr 2, S. 126-128 und 171; W. Weiß und Y. Kobayashi, Katalog der Wasserzeichen in Bachs Originalhandschriften (NBA IX/1. 1985),Textband, S. 72-78 und 142; und J. Rifkin, Bach’s Chorus: Same New Parts, Some New Questions, in: Early Music 31 (2003), S. 573-580, hier S. 573 f. sowie S. 577, Anmerkung 12. 7 Vgl. Dürr Chr 2, S. 91 und 128, allerdings auch A. Glöckner, Eine verstümmelt über lieferte Telemann-Kantate im Aufführungsrepertoire J. S. Bachs, BJ 1998, S. 83-92, hierS. 90. 8 Zum Vermerk bei Kuhnau vgl. NBA 1/16 Krit. Bericht, S. 66; zur Aufführung von Kantaten oder Kantatenteilen bei der Kommunion vgl. in erster Linie A. Dürr, Be merkungen zu Bachs Leipziger KantatenaujfUhrungen, in: Bericht über die Wissen schaftliche Konferenz zum III. Internationalen Bach-Fest der DDR, Leipzig, 18./ 19. September 1975, Leipzig 1977, S. 165-172, und U. Wolf, Überlegungen zu Bachs Kommunionsmusiken, BJ 1999, S. 133-141, sowie unten, S. 223.