208 Joshua Rifkin BWV 68 und BWV 76 eine Datierung in die 1740er Jahre nicht nur plausibel, sondern geradezu zwingend. Für abwärts kaudierte Halbe mit Notenköpfen in der hier anzutreffenden Art habe ich in keinem sicher vor 1740 datier baren Manuskript mehr als isolierte Beispiele nachweisen können. 20 Als Ausnahme darf allenfalls eine Stelle in der 1736 geschriebenen Partitur der Matthäus-Passion BWV 244 (P 25) gelten: Auf Blatt 68v, das die Takte 20. 3. Viertel, bis 32, 4. Viertel, der Arie „Sehet, Jesus hat die Hand“ enthält, weisen die Halben in T. 29, Oboe da caccia I und II, genau die gleiche Halb mond-Gestalt auf wie etwa die allerletzte Halbe in Abbildung 1; zudem kommt wenig entfernt in der Oboe da caccia II, T. 26, eine ebenso halbmond förmige Ganzenote vor. 21 In T. 29 steht indessen die Halbenote der Oboe da caccia I auf einer Hilfslinie - gerade dort also, wo wir eine atypische Noten- Sollte Bachs vor kurzem aufgefundener Brief vom 11. September 1743 an den Salzwedeler Magistrats-Director Joachim Valentin Ludolph Niedt tatsächlich, wie Steffen Langusch vermutet, das Wasserzeichen „Doppeladler mit Herzschild" (Weiß 65) enthalten, dann würde für das in BWV 1045 und JLB 7 vertretene Papier „Dop peladler mit Herzschild; HR" (Weiß 59) der terminus post quem nicht mehr „etwa 1743“ lauten, sondern einfach 1743 - mit der Folge, daß die Aufführung der zum 6. Sonntag nach Trinitatis bestimmten Kantate JLB 7 wohl erst in das Jahr 1744 ge hörte; vgl. S. Langusch, „... auf des Herrn Capellmeisters Bach recommendation ..." - Bachs Mitwirken an der Besetzung des Kantorats der Altstadt Salzwedel 1743/44. BJ 2007, S. 9-43. hier S. 26. Fußnote 37, sowie Kobayashi Chr. S. 14 und 53. 20 Die Suite E-Dur BWV 1006a. die laut Kobayashi Chr. S. 39. in die Zeit „um 1736/37“ gehört, enthält in zwei Sätzen nach unten gehalste Halbenoten, die anscheinend spätere, zum Teil besonders an BWV 68 erinnernde Formen vorwegnehmen; vgl. Johann Sebastian Bach. Suite E-Dur fiir die Laute BWV 1006a mit Faksimile des Autographs, bearb. für Gitarre und Fingersatz von K. Scheit, Wien [ 1995] (Uni- versal-Edition 14474), Loure, T. 19-24 (Halsansatz links und in der Mitte), sowie Gavotte en Rondeaux, T. 64 und 80 (Halsansatz links; bei einer weiteren links gehalsten Halben in T. 34 handelt es sich um eine korrigierte Viertelnote). Allerdings scheint die Datierung allein darauf zu beruhen, daß das Papier ein ähnliches - aber nicht identisches - Wasserzeichen enthält wie die in den genannten Jahren entstan denen weltlichen Kantaten BWV 206 (St 80) und „Angenehmes Wiederau, freue dich in deinen Auen" BWV 30a (P 43. St 31); vgl. Kobayashi Chr. S. 12. Da Bach auch weitere Varianten des betreffenden Papiertyps „Wappen von Zedwitz; NM" (Weiß 46) in den 1740er Jahren verwendet hat (vgl. ebenda, S. 12, 50 und 57), könnte eine Datierung um etwa 1739/40 näherliegen. 21 Vgl. die Abbildung in NBA IX/2. S. 165; die Bemerkungen zu BWV 244 bei J. Rif kin, The „B Minor Flute Suite“ Deconstructed: New Light on Bach’s Ouvertüre BWV 1067, in: J. S. Bach’s Concerted Ensemble Music. The Ouvertüre, hrsg. von G. Butler. Urbana 2007 (Bach Perspectives. 6.), S. 1-98, hier S. 44. Fußnote 100, bedürfen demnach der Korrektur.