230 Lynn Edwards Butler Conrad Freyse, der sich vor allem für Bachs Persönlichkeit interessierte, be spricht ausführlich dessen „Kampf um eine neue, bessere Orgel“, wobei er besonders Bachs wachsende Sorge um den Erfolg des ambitionierten Projekts hervorhebt. 4 Claus Oefners Monographie über die Bach-Familie in Eisenach enthält zahlreiche Details zu dem Orgelprojekt, das er von den Anfängen bis zu seinem Abschluß nachverfolgt. Oefner behandelt besonders den im De zember 1697 mit Stertzing abgeschlossenen Vertrag, die von J. C. Bach un mittelbar anschließend geforderten Änderungen und die am 12. Januar 1698 schriftlich fixierte Disposition. 5 Das Interesse an der Eisenacher Orgel beschränkt sich jedoch nicht auf Jo hann Christoph Bachs Beteiligung an dem Projekt. Die Forschung scheint einhellig der Ansicht zu sein, daß Johann Sebastian Bach bei seinen Besuchen in Eisenach - entweder in der Zeit, als Stertzing die Orgel der Georgenkirche unter J. C. Bachs Aufsicht baute, oder aber später - viel über die Kunst des Orgelbaus gelernt haben muß, und bis heute werden Vergleiche angestellt zwischen J. C. Bachs Eisenacher Projekt und J. S. Bachs eigenem Entwurf für die Renovierungsarbeiten an der Blasiuskirche in Mühlhausen. 6 Die Orgel der Georgenkirche stand im Mittelpunkt des bemerkenswert rei chen Musiklebens der Stadt Eisenach. In den Jahren nach ihrer Fertigstellung wirkten dort sowohl Pantaleon Hebenstreit als auch Georg Philipp Telemann; 7 zudem waren vier Generationen der Bach-Familie Organisten an der Georgen kirche: Johann Christoph Bach von 1665 bis 1703, Johann Bernhard Bach von 1703 bis 1749 (die Orgel wurde während seiner Amtszeit vollendet), Johann Ernst Bach von 1749 bis 1777 und Johann Georg Bach von 1777 bis 1797. Johann Sebastian Bach stand mit seinen Eisenacher Verwandten in 4 C. Freyse, Johann Christoph Bach (1642-1703), BJ 1956, S. 36-51. hier S. 41. Auch Freyse zitiert Bachs „Verbesserungsstück“ sowie ein Dokument, bei dem es sich offenbar um den Entwurf eines Kontrakts mit Stertzing handelt (siehe weiter unten). Freyse las eine Reihe der Daten falsch, und da er auch die der Entlohnung des Orgel bauers zugrundegelegte Kalkulation mißverstand, zog er hinsichtlich der Gesamt kosten des Projekts unzutreffende Schlußfolgerungen. 5 C. Oefner, Die Musikerfamilie Bach in Eisenach, zweite, veränderte Auflage, Eise nach 1996 (Schriften zur Musikgeschichte Thüringens. 1.), S. 44-62. Bei Oefner finden sich auch zwei undatierte Dispositionen von der Hand J. C. Bachs abge druckt, die er mit den von Christian Fömer (1610-1678) erbauten Orgeln in Halle und Weißenfels vergleicht. Siehe auch Oefners Beitrag Johann Christoph Bachs Eisenacher Stertzing-Orgel, in: Freiberger Studien zur Orgel 18 (2002), S. 10-18. 6 Siehe Löffler (wie Fußnote 2), S. 98 und 100; W. David, Johann Sebastian Bachs Orgeln, Berlin 1951. S. 11; P. Williams, Organ Music ofBach. Bd. 3: A Background. Cambridge 1984, S. 122-124; sowie C. Wolff, Johann Sebastian Bach: The Learned Musician, New York und London 2000, S. 30. 7 Siehe die weiter unten zitierte Beschreibung des Eisenacher Musiklebens von Johann Limberg.