J. C. Bach und die von G. C. Stertzing erbaute Orgel der Georgenkirche 233 Erste Pläne: Das Memorandum vom 19. März 1696 Als Johann Christoph Bach 1665 Stadtorganist in Eisenach wurde (später wurde er außerdem noch Organist und Cembalist der herzoglichen Hof kapelle), übernahm er an der Georgenkirche - der Hauptkirche der Stadt - eine neunzig Jahre alte Orgel, 15 die von Georg Schauenberg unter Verwendung des Pfeifenwerks eines noch älteren Instruments erbaut worden war. Es gibt zahlreiche Berichte über Reparaturen. 16 und als im April mit Georg Christoph Stertzing ein Vertrag über die generelle Wartung der Orgeln in den drei Eise nacher Kirchen geschlossen wurde, befand sich die Orgel der Georgenkirche in solch katastrophalem Zustand, daß Stertzing bei jedem Gottesdienst zu gegen sein mußte, um gegebenenfalls anfallende Probleme unmittelbar zu beheben. 17 1696 beantragte Johann Christoph Bach die Ausführung größerer Repara turen verbunden mit einem partiellen Neubau und einer Erweiterung der vorhandenen Orgel. Seine Pläne mit dem Ziel einer „weit schöjneren] und nützlicher[en] disposition“ beschrieb er in einem auf den 19. März 1696 datierten, 29 Punkte enthaltenden Memorandum (siehe Anhang 1). Bach schwebte eine Orgel von annähernd der doppelten Größe des von ihm über nommenen Instruments vor mit 49 Registern, die auf vier Werke verteilt waren. Sechs der bereits vorhandenen 26 Register mußten unmittelbar ersetzt werden, die übrigen 20 sollten repariert und neu intoniert werden, während 23 neue nicht näher spezifizierte Register vorbereitet, jedoch erst „nach und nach" eingebaut werden sollten. Die nicht mehr vollständigen Oberwerkmixturen wollte er durch eine 6- bis 9 fache Mixtur ersetzen, falls dazu auf der Windlade genügend Platz sei. Die Pedalzungen waren wohl in besonders schlechtem Zustand; Bach hatte schon früher die zu kurzen Becherlängen und zu dünnen Stimmkrücken bemängelt. 18 15 Das Alter der Orgel wird in verschiedenen Quellen unterschiedlich benannt - an gegeben werden die Jahre 1571, 1575 und 1576. Vgl. Oefner (wie Fußnote 5), S. 48-50. 16 Reparaturen sind belegt für die Jahre 1621, 1630. 1660, 1669. 1680 und 1685: vgl. ebenda. 17 SupA. B.XXV. J.l, fol. 28r-29v. 18 Nach Praetorius waren 12 Fuß die beste Länge für den Becher einer 16’-Posaune. Er bemerkte jedoch auch, daß [ältere] Becher häufig nur eine Länge von 8 Fuß auf wiesen, gelegentlich sogar nur 6 oder gar 5 Fuß. Vgl. M. Praetorius, Syntagma Musicum. Bd. II: De Organographia, Wolfenbüttel 1619 (Reprint Kassel 1958), S. 142. Erst zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde es allgemein üblich, Posaunen mit einem Becher von einer „natürlichen“ Länge von 12 oder mehr Fuß zu bauen. Siehe C. Mahrenholz, Die Orgelregister, 2. Auflage, Kassel 1942, S. 150. Um das typische Rasseln der Becher in der aus Weißblech gefertigten Posaune 16’ zu vermeiden.