238 Lynn Edwards Butler Eine große, weitgehend neue Orgel: Die Memoranden vom 30. November 1696 Die beiden auf den 30. November 1696 datierten Memoranden signalisieren eine tiefgreifende Erweiterung des Projekts und kalkulieren zusätzliche Zahlungen an Stertzing in Höhe von 680 Talern (siehe Anhang 3). Johann Christoph Bach erklärt, daß aufgrund des Raummangels für Ensemblemusiker entschieden worden sei, die Orgel ein wenig nach hinten und tiefer zu setzen. Auf diese Weise stünde sie auch näher am Schülerchor. Indem man eine halbmondförmige Empore bauen ließe, würde zudem genügend Platz für die Aufführung konzertierender Musik gewonnen. Unglücklicherweise jedoch entdeckte man, daß die alte Oberwerk-Lade nicht an die neue Stelle passen würde. 10 Für den Bau einer neuen Windlade, die dieselbe Anzahl von Registern (13) enthalten sollte wie die alte, sollte Stertzing weitere 50 Taler erhalten. Auf Stertzings Bitte hin ging Bach zudem auf die außerordentlichen Schwie rigkeiten ein, die bestimmte Aspekte des vorgeschlagenen Umbaus dem Orgelbauer bereiteten. Für die zusätzliche Arbeit, die mit der Konstruktion so vieler mehrchöriger Register verbunden war, für die Erfindungsgabe und den Fleiß, die gefordert waren, um die Kondukten zu den Prospektpfeifen zu füh ren 31 , für den Umstand, daß der Orgelbauer nun doch nicht das alte Pfeifen werk verwenden konnte (es war bereits auseinandergeschnitten worden, damit aus dem Metall neue Pfeifen gebaut werden konnten), und schließlich für das Elfenbein und Ebenholz zu den drei [neuen] Klaviaturen - für all dies und um die ganze Orgel „mit erheischender Sorgfalt und gebührenden Heiß“ fertigstellen zu können, sollte Stertzing noch einmal zusätzlich 30 Taler erhalten. Johann Christoph Bachs Beschreibung und Wortwahl implizieren bereits die neue Anordnung der Werke: „Ober Manual“, „Mittel Manual“ und „Unter Manual“. Das Rückpositiv sollte wegfallen, sicherlich um die Aufführung konzertierender Musik zu erleichtern. ln einem zweiten, auf denselben Tag datierten Memorandum faßt Johann Christoph Bach zunächst kurz einige Aspekte wiederholend zusammen, um sodann drei weitere Punkte anzuführen, die das Gesamtprojekt wesentlich er weiterten. Stertzing sollte noch einmal zusätzlich 520 Taler für 26 weitere Register erhalten, 50 Taler für ein viertes Manual (ein Brustwerk mit sechs Registern) und schließlich 30 Taler „vor noch welche schönen verender- und verbeßerung hinn und wieder im werke, so der dispositur einverleibet.“ Für die gesamten Arbeiten an der Orgel - die Materialien nicht eingerechnet - 30 Die alte Lade wäre zu tief gewesen, die neue sollte daher flacher und breiter sein. 31 Thüringische Orgelbauer fertigten ihre Kondukten aus Holz. (Die Verwendung von Kondukten ermöglicht die Plazierung von Pfeifen an von der Windlade entfernten Stellen, beispielsweise in der Fassade.)