J. C. Bach und die von G. C. Stertzing erbaute Orgel der Georgenkirche 249 Stertzings Besuch in Magdeburg Gegen Ende des Jahres 1701 unternahm Stertzing eine Reise nach Magde burg. 78 zweifellos um die dortigen Orgeln von Arp Schnitger zu hören und in Augenschein zu nehmen. 79 Schnitgers Magdeburger Instrumente sind be merkenswert. da sie Elemente enthalten, die sonst in norddeutschen Orgeln nur selten anzutreffen sind: in Magdeburg zum Beispiel baute er Register wie die Violdigamba ein und verzichtete auf ein Rückpositiv. Die 1689-1695 erbaute dreimanualige Orgel der Johanniskirche mit ihren 62 Registern war besonders bekannt und viel bewundert, vor allem wegen ihrer vierzehn Zungenregister.' Die Zungen in Stertzings 1700-1702 für die Erfurter Peters kirche erbauten Orgel sind von norddeutscher Bauart 81 und möglicherweise konstruierte er auch die Zungen für Eisenach nach dem Vorbild Schnitgers. 82 Es gibt noch weitere Parallelen. Die Hauptwerkmixtur in der Orgel der Jo hanniskirche war auf zwei Register aufgeteilt (siehe Bachs Memorandum vom 30. Dezember 1697): eines davon war eine Sesquialtera. die. wenn sie mit anderen Registern gemeinsam gezogen wurde, die vollständige vielfache Erfurter Orgeln von St. Petri (1702) und St. Michaelis (1705) und schließlich die der Jenaer Michaeliskirche (1706). Friedrich nennt in seinem Artikel für den New Grove eine ähnliche Werkliste. Zudem vollendete Stertzing in dieser Zeit auch die Orgel in der Erfurter Stiftskirche St. Severi. Siehe M. Maul, Frühe Urteile über Johann Christoph und Johann Nikolaus Bach, mitgeteilt anläßlich der Besetzung der Organistenstelle an der Jenaer Kollegienkirche (7709), BJ 2004, S. 159, Fuß note 11, sowie EI. Brück, Erfiirt und Bach, in: Der junge Bach - weil er nicht auf zuhalten. hrsg. von R. Emans. Erfurt 2000, S. 442. 78 Seine Ausgaben von 5 Gulden und 15 Groschen wurden am 7. Dezember 1701 er stattet. StadtA. B.XXV. J.2b. 79 Schnitger baute oder renovierte in einem Zeitraum von etwa fünfzehn Jahren zwi schen 1689 und 1706 Orgeln in sieben Kirchen in und um Magdeburg. Siehe Fock (wie Fußnote 48), S. 192-199. " Werckmeister (Orgel-Probe 1698. wie Fußnote 18, S. 66) schrieb zum Beispiel: „dieses Werck wird von vielen verständigen Leuten sehr gerühmet/ insonderheit was die Rohr- und Schnarrwercke belanget/ und ich muß gestehen/ daß ich ein groß Vergnügen an demselben Wercke gehabt/ als ich es genau besehen und durch gehöret.“ ' Für diese Information bin ich Harald Vogel zu Dank verpflichtet. Stertzings Orgel für die Erfurter Petrikirche, die sich heute in Büßleben befindet, enthält die folgenden Zungenregister: Trompet 8' im Hauptwerk. Vox humana 8’ im Brustwerk. Posaune 16’ und Comet 2’ im Pedal. 82 Stertzing baute für die Georgenkirche die folgenden neuen Zungenregister: Trom pete 8’ im Oberwerk. Vox humana 8' im Ober-Seitenwerk sowie Posaune 16', Trompete 8’ und Comet 2' im Pedal. Ob sie vor oder nach seiner Magdeburg-Reise entstanden, läßt sich anhand der überlieferten Dokumente nicht eindeutig klären.