252 Lynn Edwards Butler lichkeit geben sollte, die Choralmelodie zu spielen, während diese gleichzeitig von dem ersten Organisten am „Haupt“-Manual begleitet wurde. 93 Die zweite von Zeitgenossen als ungewöhnlich empfundene Ergänzung war das Glockenspiel (29 Glöckchen in 2’-Lage, spielbar durch das Pedal, die größte etwa 8 Zoll im Durchmesser“ 94 ). Stertzing behauptete, daß „solches niemals in einem Orgelwerck wird gefunden werden“, 95 doch es ist unwahr scheinlich, daß seines das erste in der Umgebung von Eisenach gebaute Glockenspiel war. 96 In seiner Musica mechanica organoedi, die 1768 posthum veröffentlicht wurde, deren erste Fassung aber bereits 1723-1727 in Jena ent stand, nennt Adlung das Glockenspiel „was kostbares, daher auch was rares“ und beschreibt sowohl dessen Konstruktion als auch dessen Spielweise. 97 Johann Andreas Silbermann, der die Kunst des Orgelbaus im Elsaß erlernt hatte und größtenteils nach französischer Tradition praktizierte, hielt den Mechanismus des Eisenacher Glockenspiels in einer eigenen detaillierten Zeichnung fest. 98 Zu der Zeit, als er seine 1758 veröffentlichte Anleitung zur 93 Die Idee, ein obligates Instrument gemeinsam mit der Orgel spielen zu lassen, stammt anscheinend von Johann Bernhard Bach (siehe McLean, wie Fußnote 90, S. 770). J. B. Bach wirkte ab 1703 als Organist an der Georgenkirche; das „inwen dige Clavier“ wurde während seiner Amtszeit eingebaut. Da es mit dem Unter seitenwerk - oder „unter Werkel“, wie Silbermann es nannte - verbunden war, einem Werk mit vergleichsweise sanften Registern, hätte eine auf ihm gespielte Melodie immer ein wenig zart und vielleicht wie aus der Feme kommend oder verborgen geklungen. 94 Schaefer (wie Fußnote 41), S. 150. 95 SupA. B.XXV. J.l. fol. 215. 96 Friedrich berichtet, daß Heinrich Frankenberger in seiner Sammlung von Orgel dispositionen (Die Orgeln im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen 1870-1883, Dresden 1991) ein Glockenspiel in der 1687 in Großbreitenbach gebauten Orgel erwähnt; siehe F. Friedrich um die Festtage herrlicher zu machen “ - Beobach tungen zu den Glockenspielen in Thüringer Orgeln, in: Ars Organi 41 (1993), S. 13-17. Silbermann vermerkt (ohne dies zu kommentieren) in seiner 1741 angefer tigten Zeichnung des Glockenspielmechanismus (Schaefer, wie Fußnote 41, S. 152). „Herr [Sebastian] Seitz sagte mir daß es [der Glockenzug] seine invention wäre." 97 Bd. 1, S. 103, §155: „Glockenspiel, Glockenregister, Carillon, auch wohl Campa- netta [... ] Es ist was kostbares, daher auch was rares. Und habe ich in nicht allzu- vielen Orgeln dergleichen angetroffen. In der neuen Orgel zu St. Nikolai in Rostock befindet sich dergleichen [...]. Es hat die Größe 2 Fußton. Nach §. 288. ist in Eise nach dergleichen auch; it. in Gotha. Man kann gleich erachten, daß die Glocken durch die Bälge nicht anzublasen sind, sondern es ist eine jede mit einem Hammer versehen; der durch das Clavier regiert und an die Glocken geschlagen wird. Man muß aber alles auf gebrochen Art spielen, und ein geschickter Organist kann schöne Sachen darauf machen.“ 98 Siehe Schaefer (wie Fußnote 41), S. 152.