J. C. Bach und die von G. C. Stertzing erbaute Orgel der Georgenkirche 255 Obwohl die Kirche ziemlich groß/ und auf beyden Seiten 3. Chorbühnen übereinander/ ist dennoch offt eine solche Menge Volckes darinn gewesen/ daß ein grosses Gedränge darin entstanden/ darum haben Ihro hoch-fürstl. Durchl. allergnädigst angeordnet das alle Sonntage morgen/ zwischen 8. und 10. Uhren zwey Predigten zu gleich müssen gehalten werden.“ 106 Bei einer größeren Renovierung der Georgenkirche im Jahr 1717 wurde eine vierte Empore gebaut und die gewölbte Holzdecke durch eine flache Decke aus Putz ersetzt. 107 1718 führte Johann Georg Stertzing, der nach dem Tod seines Vaters 1717 dessen Orgelwerkstatt in Eisenach übernommen hatte, Reparaturen und Änderungen an der Orgel durch, da diese während des Umbaus der Kirche beschädigt worden war. 1719. als sämtliche Arbeiten an Kirche und Orgel beendet waren, brachte man an der Fassade des Instruments die Inschrift „Gloria in Excelsis Deo 1719“ an. Johann Georg Stertzings Arbeiten an der Orgel der Georgenkirche erwiesen sich allerdings als problematisch und Johann Bernhard Bach bat einen aus wärtigen Orgelbauer, Johann Friedrich Wender aus Mühlhausen, das Instru ment zu prüfen. In dem von Bach niedergeschriebenen Vertragsentwurf vom 15. Februar 1723 beklagte Wender den traurigen Umstand, daß die Orgel im Laufe der Zeit anstatt die ihr angemessene Perfektion zu erreichen, „in eine ziemliche confusion gerathen“ sei; es schien eindeutig, daß Stertzing „die ca- pacite nicht habe, dasselbe nach Gebühr zu verfertigen, indem seine meiste Arbeit zeithero sehr übel angeordnet worden.“ 108 Wender hatte seine Prüfung mit dem Pedalwerk begonnen, das seiner Meinung nach zwei Mängel auf wies; Die Windzufuhr war unzureichend und die Position der Abstrakten ver ursachte „viele Confusion“. Das Pedalwerk war offensichtlich beschädigt; Wender berichtete, daß zahlreiche Pfeifen gar nicht ansprächen und einige Register nicht spielbar seien. Er kritisierte die Prinzipale, denen die angemes sene „Schärfe“ fehle. Den Subbaß hielt er für zu eng mensuriert, um ordentlich anzusprechen, und sämtliche Zungenregister benötigten bessere Becher, Zungen, Kehlen und Stimmkrücken - kurz, sie mußten durch völlig neue Pfeifen ersetzt werden. Indem er den Kontrakt für Reparaturen und Renovierungsarbeiten - der erst am 1. November 1724 ausgestellt wurde, nachdem die Stadt sich mit J. G. Stertzing geeinigt hatte 109 - Unterzeichnete, verpflichtete er sich, für die Summe von 350 Talern nicht nur die Reparatur- 106 Limberg (wie Fußnote 86). S. 150-152. 107 Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, hrsg. von G. Voss, Bd. 41: Sachsen-Weimar- Eisenach, Jena 1917, S. 219-220. 108 SupA. B.XXV. JA. fol. 275-276. Der vollständige Text des von Wender Unterzeich neten Vertragsentwurfs findet sich bei Oefner (wie Fußnote 5), S. 66-67. 109 Oefner berichtet, daß J. G. Stertzings Nachfolger 1731 der Orgelbauer Sebastian Seitz (1700-1774) wurde, ein Schüler von Johann Andreas Silbermann. Seitz küm merte sich um die Orgel bis zu seinem Tod. Vgl. Oefner (wie Fußnote 5), S. 69.