256 Lynn Edwards Butler arbeiten durchzuführen, sondern auch einen neuen „32füßigen Posaunen Baß ... auf eine aparte lade“ zu bauen. Das nächste Mal wurde die Orgel 1740 renoviert, diesmal von Sebastian Seitz, 110 der während Silbermanns Besuch im Jahre 1741 diesem gegenüber bemerkte, daß „er nach der Reparation über 1 * h Jahr lang gar niemalen hat aus der Kirche bleiben dörffen, damit er sogleich dem Gehäule wider hat abhelffen können.“ Silbermann legt die Heuler der ,,gantze[n] innerliche[n] Regierung oder Mechanique“ zur Last die „sehr unordentlich und confus“ sei. 111 Die recht negativen Beurteilungen von Wender und Silbermann reflektieren nicht nur den schlechten Zustand der Orgel nach den Umbauten an der Kirche und der Errichtung einer vierten Empore sowie Johann Georg Stertzings mangelnde Kompetenz bei der Durchführung der notwendigen Reparaturen, 1 " sondern möglicherweise auch eine veränderte Ästhetik des Orgelbaus. (Wen der nahm seine Bewertung rund zwanzig Jahre nach dem Bau der Orgel vor, und Silbermann inspizierte sie nahezu 35 Jahre nach ihrer Vollendung.) Wen ders Wunsch, neue Zungenregister einzubauen und sowohl den Pedal-Subbaß als auch die Prinzipale neu zu intonieren, verrät eine spätere Ästhetik, die noch größeren Wert auf einen starken Baß (besserer Subbaß, Ergänzung eines 32’-Registers) legte, Frische und kräftige Klangfarben in den Prinzipalen favo risierte und Gravität in den Zungenregistern forderte, die daher mit Bechern von voller Länge ausgestattet werden sollten. Silbermann betrachtete das Instrument mit den Augen eines Orgelbauers, der an die für den französi schen Orgelbau des mittleren 18. Jahrhunderts typischen normierten Disposi tionen und wohldurchdachten Pläne gewöhnt war (wie sie zum Beispiel in Francois Bedos de Celles’ L'art dufacteur d'orgues von 1766-1778 beschrie ben werden). 113 Silbermann war zudem vom Klang der Orgel irritiert, den er als „ein un reines gesumse ... wegen denen alzuvielen Registern und Unisonos“ be- 110 Schaefer (wie Fußnote41), S. 150: ,,H[err] Sebastian Seitz Orgelmacher ... [hat] im Jahr 1740 diese Orgel auch wieder renovirt.“ 111 Schaefer (wie Fußnote 41), S. 150. Silbermann äußerte sich ähnlich auch über andere neue große Orgeln in Deutschland. Über die Orgel der Paulinerkirche in Leipzig zum Beispiel schrieb er: „Ich war unten im Corpore, und fände, daß die Regierung eben nicht zum propersten gemacht war, und lieffe ziemlich confus durcheinander“ (ebenda, S. 158). Über die Orgel der Kirche St. Peter und Paul in Görlitz bemerkte er: „Wir verwunderten uns nicht wenig über die entsetzliche Con- fusion des Regierwercks“ (ebenda. S. 171). 112 Adlung (Mmo, Bd. 1, S. 215) schrieb, die Orgel sei „nicht allzuwohl gerathen, des wegen man immer daran repariren muß.“ 113 Man könnte behaupten, daß einer der wichtigsten Beiträge Silbermanns und der französischen Schule zum Orgelbau in seiner Methode lag, geordnete und wohlge plante Pfeifenaufstellungen zu entwerfen und zu bauen.