280 Manuel Bärwald hat. Seltsamerweise schreibt Gerber noch 1790, daß Hohlfeld seinen Bogen- Hügel „1754 dem Könige übergab“. 53 Und weiter: „Dies Instrument hat die Gestalt eines kleinen Flügels, ist aber einchörigt mit Darmsaiten bezogen, unter welchen ein Bogen, der mit Pferdehaaren bezogen ist, und von einem Rade in Bewegung gesetzt wird, umgetrieben wird. Auf diesen werden die Saiten, wie an dem Gambenwerk, durch an den Tasten befestigte Häkgen gezogen.“ Möglicherweise geht Gerbers Jahreszahl 1754, welche Schilling 54 und nach ihm Fetis 55 und Mendel 56 übernahmen und welche sich selbst bei Büchner 57 noch findet, auf einen Bericht Marpurgs in dessen Historisch- Kritischen Beyträgen 58 - gedruckt 1754 - zurück. Dort beschreibt Marpurg vor allem die Funktionsweise und Vorteile des Instruments; der Zeitpunkt der Entstehung ließe sich somit auf das Jahr 1754 als terminus postquem non fest legen, wodurch zumindest die Angabe Kochs widerlegt würde. Zudem läßt sich die Beschreibung Adlungs, welche noch in MGG 2 (Artikel Streichkla viere f 9 als einzige Primärquelle der 1750er Jahre erscheint, durch Marpurgs Ausführungen deutlich erweitern: „Einem geschickten Mechanicus hieselbst, dem Herrn Hohlfeld war es Vorbehalten (... | eine Entdeckung zu machen, die zwar verschiedene Künstler sowohl in als ausser halb Deutschland mit ziemlich gutem Erfolg versucht, aber noch nirgends zur Voll kommenheit gebracht hatten. Dieses neue Instrument, welches der Herr Erfinder einen Bogenflügel (clavecin ä archet) benennet hat, kömmt in der Grösse und dem äusserlichen Ansehen einem kleinen einchörigen Flügel bey, ausser daß selbiges mit Darmsaiten bezogen ist, von welchen es folglich zwar nicht den gewöhnlichen Silberklang eines gemeinen Flügels, aber gegentheils einen der Menschenstimme desto ähnlichem schmeichelnd durchdringenden Ton erhält. Nahe unter den Saiten entdeckt man einen aus verschied- nen Haaren, ohne das geringste Merkmahl eines Knoten, in die Länge zusammen gesetzten doppelten geraden Violinbogen, welcher währendem Spielen vermittelst eines Rades in Bewegung gebracht und umgetrieben wird. Da die Claves mit den Saiten durch kleine Häckgen verbunden sind, so geschieht es, daß wenn man eine Taste niederdrücket, die Saiten nothwendig zugleich nachgeben, und den unter ihnen sich fortbewegenden Bogen berühren müssen, wovon sie alsdenn ihre Zitterung und 53 Gerber ATL, Bd. 1. Sp. 658. Gerber NTL enthält keinen Artikel über Hohlfeld. 54 Schilling (wie Fußnote 21), Bd. 1 (1835), S. 691, und Bd. 3 (1836). S. 613. 55 Fetis (wie Fußnote 21), Bd. 4 (1862), S. 356. Für die Anfertigung einer deutschen Übersetzung des Artikels Hohlfeld danke ich Frau Anja Giering (Leipzig). 56 Mendel (wie Fußnote 21), Bd. 2(1872), S. 112-113. 57 A. Büchner, Das Sostenente-Piano, in: Revue Beige de Musicologie 34-35 (1980 bis 1981), S. 134. 58 Marpurg (wie Fußnote 17), S. 169-172. Den Hinweis auf diese Quelle verdanke ich Peter Wollny. 59 J. H. van der Meer, Artikel Streichklaviere, in: MGG 2 , Sachteil. Bd. 8, Sp. 1916 bis 1924.