KLEINE BEITRÄGE ,.Die 6 Choräle kosten nichts“ Zur Bewertung des Originaldrucks der ..Schübler-Choräle“ Als der gerade 25jährige Göttinger Universitätsorganist und Musikhistoriker Johann Nikolaus Forkel den ..Hamburger Bach“ im Frühjahr 1774 um Mate rialien zu Leben und Schaffen Johann Sebastian Bachs anging 1 - im Gespräch waren zunächst ..Clavier Sachen“ und ein Porträt sagte ihm Carl Philipp Emanuel Bach als erstes „einen kürzlich verfertigten säubern u. ziemlich ähnlichen" (de facto also mißlungenen) „Kupferstich von meines lieben seeligen Vaters Portrait“ zu, schickte am 3. August 1774 ein Exemplar des von Samuel Gottlieb Kütner verfertigten Blattes nach Göttingen und verkündete sechs Tage später großzügig „Meines seeligen Vaters Bildniß kostet nichts“, ln Hinsicht auf des Vaters „Kupfersachen“ rechnete der Bach-Sohn dagegen ge nau: „Die Materie“ - der ungebundene Druck - der Clavier-Übung I und III „kostete ehemahls 6 rthl.“, 2 „sauber gebunden, u. sehr gut conservirt" waren beide Teile nunmehr für zusammen 8 Taler zu haben. Noch im selben Monat kam der Handel zustande und Forkel empfing „die zwei Bücher“, allerdings gegen Vorauskasse. Eher beiläufig ließ der Absender wissen: ..Bey dem einen finden Sie die 6 gestochenen Choräle hinten mit gebunden. Die dabey ge schriebenen Anmerckungen sind von der Hand des seeligen Autors“. Drei Wochen später heißt es über die letztgenannte Zimelie beinahe wegwerfend „Die 6 Choräle kosten nichts.“ Merkwürdig ist diese faktische Geringschätzung insofern, als Carl Philipp Emanuel Bach selbst es gewesen sein muß. der ehedem in Berlin 3 die buch binderische Zusammenfügung der „6 Choräle" mit der Clavier-Übung III ver anlaßt und damit den Gedanken an eine Gleichrangigkeit beider Veröffent lichungen nahegelegt hatte. Mittlerweile mochte ihm klargeworden sein, daß das ohne handschriftliche Zusätze vorliegende Exemplar der Clavier-Übung III. „was er [Johann Sebastian Bach] ehedem selbst für sich hatte“, und der Druck 1 Vgl. Dok III, Nr. 785 und 791-794. 2 Der Druck der Clavier-Übung III (Titelseite und 77 Notenseiten) wurde im Septem ber 1739 in den „Leipziger Zeitungen" für 3 Taler annonciert (Dok II. Nr. 456); C. P. E. Bachs Hinweis auf den gleich hohen Preis der Clavier-Übung I (Titelseite und 73 Notenseiten) ersetzt die 1731 eigentlich fällige Zeitungsanzeige zumindest in haltlich. Beide Drucke bot Breitkopf 1760 beziehungsweise 1763 für je 5 Taler an (Dok III. Nr. 705). 3 Vgl. BJ 1977, S. 125, mit Hinweis auf das Berliner Wasserzeichen im Hintersatzblatt des in Fußnote 4 genannten Exemplars der Clavier-Übung III.