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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188010269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18801026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18801026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-26
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1880
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Vierte Anlage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 325. Di-nsiag rcn 2». Oktober 1880. 74. Jahrgang. Vrr Grtrcide^oä u«) -ie Ledevs- «ittetpreise. * Der Ruf nach Aushebung der Getreidezölle, b«, in den letzten Monaten ra Holge der Ernteergedmsse >««er lauter und lant.r ertönt ist. bat in diesen Tagen »in schoifrS Echo gefunden in d»m Beschlüsse nner -fseutlichtu Körperschaft. DaS Bürgervorfteber- Collegium zu Leer hat mü Einst mmigkeit einen An- tiag angenommen, wonach der Magistrat jener Siadt schleunigst höheren O t» vorstellig »erden soll, daß, aagesicht- der erschrerkrndrn Höh« der Brodpreise, der Arbeitslosigkeit in» Ardeitertzande und d«S heran nahenden WinterS, der Eingaugszoll auf Getreide iuSpendirt »der aufgehoben und auf eine weitere Verbilligung der LebenSmittel-reise durch Herab setzung der Eisenbahnfrachten für Setreid«, Mühlen- sadrikate, Kartoffeln »nd dergleichen hingewirkt werde. Und die Verhältnisse haben sich in der Tha» so zugespitzt, daß man e- nicht begreift, wie man eS noch w»rd zu »erantworlen versuchen, diesen -ringenden Hoi dernngen etnen ablehnenden Wider- nand entgegenzusetzen. Zur Zeit der Agita tion für die noch erst vroiectirten Schutz,ölte mochte man wohl behaupten können, daß mit teren Hülfe die Industrie einen kräftigen Aufschwung nehmen, Arbeit und höherer Verdienst die Lage des ArbeiterftandeS bessern, und daß derielbe also befähigt sein werde, in eventuell höhere» Lrbenömittelpreisen den Landwirthen auch einen Tdeil an den Seg nungen der goldenen Schutzzollpolitik zukommen zu lassen. DaS ift aber doch heute nicht mehr möglich. Der „Aufschwung" ift nur ein sehr sporadischer ge wesen, und von einer Steigerung der Löhne ist verzweifelt wenig zu verspüren. Dagegen sind die LebenSmittelpreise, und in erster Linie die Getreide- »reise, so enorm angewachsen, daß der ohnehin ü>ückende Nvthstand unerträglich geworden ist. W»r wissen recht gut , daß die Getreidepreise nicht allein durch die Zölle in die Höhe getrieben worden und, allein ohne d»ese würden sie doch um den vollen betrag derselben niedriger stehen und die von dem kaufschwachen Volke zu tragenden Lasten immerhin um ern Bedeutendes geringer sein. Die Erfahrung oer letzten Zeit hat eben zur Evidenz bewiesen, daß bei starkem Bedarf ausländischen Bezugs dre Zölle voll und ganz m die Preise fallen und um rdren Betrag auch die ganze einheimische unverzollte Pro duction den Consumenten veriheuern. WaS daS deutsche Volk in Folge der Getreidezölle mehr zu rragen und zu zahlen hat, läßt sich ganz genau rn Zahlen avssprechen. Während in Süddeutschlard dre Ernte eine ziemlich gute gewesen ist, so daß nach dort nur eine Einfuhr von s>wa 3 Millionen Centner Weizen und von 5 Hunderttausend Centner Roggen iröthrg sein wird, hat die hauptsächlichste Brod- -fracht des Nordens, der Roggen, in Norddeutsch land Mindererträge von 1V—40 Procent gegen erne Mittelernte ergeben. Bei einem jährlichen Ge- iammrbedarf D'UlschtandS an Roogen von etwa 146 Millionen Centnern und einer effcetiven Ernte von ru»r 104 Millionen (die Miltelernte ergiebt ungefähr 124 Millionen Centner) müssen wir also 24 Millionen Centner durch ausländische Zufuhren decken und dafür einen Zoll von 2t Millionen Mark bezahlen. Ader um den Zoll vertdeuert sich auch dre inländische Production von 104 Millionen Centnern, so daß das deutsche Volk für den Zoll — 73 Millionen Mark »u bezahlen hat. Der weitaus größte Theil dieses Betrages fällt auf die haupisächlich Roggen con- rumirende Bevölkerung des ärmeren Nordens und da wieder auf die ärmsten Schichten, denen Roggen- brod neben Kartoffeln die Hauptnahrung ist. Und nun erwäge man. daß in Preußen, dem am meisten von der Calamität betroffenen Lande, 50 Procent allcr land- wirlhjltaftlichen Güter unter fünf Morgen messen und also deren Besitzer von den höheren Getreive- preisen nicht nur nicht eine höhere Einnahme gewin nen, sondern, indem sie für ihren eigenen Bedarf noch Brod kaufen müssen, eine schwere Schädigung «rfahren, welche die noch arg verstärkt, die sie durch den ErnteauSfall erlitten. Sie müssen, da unsere ländliche Bevölkerung noch die weitaus größte Hälfte der Bevölkerung bildet, außer dem großen Theile deS Zolles von 21 Millionen Mark, eben auch noch den größten Theil des Wertbes der den Ausfall decken den Mehrernfuhr im Betrage von 360 Millionen Mark aufbringen und zahlen! — Und dieses AlleS — nach einer siebenjährigen Niederlage aller Geschälte und Gewerbe inmitten einer beängstigenden Ar- IxitSlosigkeit, nach allerlei elementaren Unglücks fällen, wie Ueberschwemmungen, Hagelschläge und dergleichen, und endlich unter einer beständig gewach senen Steuerlast! Bisher galt eS als daS Zeichen eine- höchsten Noth stank«S, wenn die Preise von Roggen mit denen für Weizen nahezu zusammenfielen, und immer trat dann irgend eine staatliche Fürsorge zur Milderung der Situation ein. Jen« Voraussetzung für eine solche ,Ü beule vorhanden; Roggen und Weizen steben im Preise bei unS gleich, aber von einem helfenden Eingreifen der Staatsgewalt ist noch Nicht- zu verspüren, ja dieselbe weigert sich noch immer, selbst denjenigen Theil der Last, den sie selbst auferlegt hat, dem Volke abzunehmen. Glaubt .«an auf eine Besserung her geschäftlichen Ver hältnisse rechnen zu dürfen, WaS indeß in dem Maß«. alS eS zur allgemeinen Hebung der Noth- lage nöthig wäre, kaum wabrscheinl ch sein dürste, so müßte doch mindestens eine Suspension der Lebens Mittelzölle für die Zwischenzeit in «uSsicht genommen »erden. Aber selbst davon ist eS still in den maß gebenden Kreisen, die leider durchweg unter dem Einfluss« der wenigen Großpioduccnten zu stehen scheinen, di« allein Bortbeil aus der traurigen Gegen- wartSlage und auS den Schutzzöllen überhaupt ziehen. Aber mit dem Nachlaß der Zölle ift noch erst ein Theil der zu ermöglichenden Erleichteiungen und Verbilligungen erreicht, ein Weiteres kann und müßte staatlicherseitS noch geschehen durch die Erniedrigung oer Frachtsätze für Gi treibe und andere Lebensmittel de« gewöhnlichen Bedarf», deren Höhe ebenfalls nicht unwesemlich auf die Theuerung »nfluirt; und somit dat auch die zweite Forderung der Stadtverordneten versammlung von Lee, ihre vo»ie Berechtigung und verdient, daß sie allgemein erhoben »erde. Mögen auch di« GutSertrtge einiger Hunderte oder selbst Tausende von Gutsbesitzern herabgehen, dre Dividenden der Ersenbahnactionaire und dre Er träge, die der Staat au» den Bahnen ziebt, zeitweise verringert werden, weit wuchtiger alS diese Bedenken muß daS namenlose Elend der großen BolkSmasse, die schon durch jahrelange Entbehrungen entkräftet und in Verzweiflung geführt ift und nun angesichts deS WinlerS zum großen Theil erwerbslos vor dem Hunger steht, in die Waagschale fallen. Volksmrthschaftticher Lokgreß. m» * Berit«. 24. Oktober. In der «estrigen letzten Sitzung referirte zuvörderst Fabrikbesitzer vr. Max Weiaert au» Berlin über den Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn und internationale Zolleinigungen. Der Referent legt« dar, in welchem hohen Grade beide Staaten, Oesterreich wie Deutschland, seit dem 3l. December 1877, an welchem Tage der zwischen beiden Staaten bestehende Handelsvertrag ablief, geschädigt worden sind, indem von jeder Seite (Oester reich ging damit voran) ein autonomer Tarif auige stellt wurde Die Ausheb»ng deS gegenseitigen Ver- edelunqSverkehrs und die Einführung der Appretur zölle haben den gegenseitigen Handelsbeziehungen die ärgsten Wunden geschlagen. Ganz besonders haben die vielfachen Veränderungen der ,etzigen Han- delsverkebrSbestimmungen den aegenseitigen Handels verkehr unendlich geschädigt. V»m Standpuncte der Industrie und deS Handels ist dieser Zustand als ein völlig unhaltbarer zu bezeichnen. Dre Verheißungen der Schutz,ollpaitei find in keiner Weise eingetrossen. Die Kleiderstoff Branche liegt fast ganz brach, die schlesuchen Lernenfabrlkanten sind fast alle auf daS Erheblichste geschädigt, und ähnlich ergeht es fast ollen anderen Branchen Handel und Industrie be dürfen zu ihrer günstigen Entwickelung eines freien Verkehrs, eines mäßigen Tarifcs und einer gewissen Stabilität. Der Referent empfahl schließlich folgende Thesen, von denen er beionte, daß sich in ihnen keineswegs frerbändlerische Forderungen darstelllen, was auch die Thalsache beweise, daß die Wiener Handelskammer, welche auf schutzzöllneriscbem Siand- puncte stehe, bereits ähnliche Forderungen gestellt habe: 1) Die vertragsmäßige Regelung deS handelspoli tischen Verhältnisses zwischen Deutschland und Oester reich-Ungarn für einen längeren Zeitraum darf nach der mehrjährigen Dauer kurzer provisorischer Ab machungen nicht weiter hinauSgeschoben werden. 2) Die Rücksicht auf die seit Jahrzehnten zwischen beiden Staaten auSgebildeten lebhaften Verkehrsbe ziehungen erfordert dabei, daß die neuerdinaS erhöhten autonomen Zolltarife nicht unverändert als Vertrags tarife angenommen werden, sondern durch gegenseitige Ermäßigungen der Zollsätze dem Verkehr wieder eine freiere Bewegung ermöglicht wird. 3) Eine Zoll- einigung ist jedoch nicht zulässig: weil sie die Selbstständigkeit der handelspolitischen Gesetzgebung vollständig aufhebt, indem sie jede Maßregel der Handelspolitik von der Zustimmung des anderen Theilea abhängig macht; b. weil sie eine Gemeinsam keit der staatlichen Verbrauchs-Besteuerung zur Voraussetzung hat, welche zur Zeit weder ausführbar noch für Deutschland wünschenSwerth ist; «. weil sie bei nur theilweiser Durchführung oder in einem UebergangSstadium von unbestimmbarer Dauer aus schließliche Zollbegünstigungen schaffen würde. 4) Da gegen lft der Abschluß emes Handelsvertrages mit Conventional-Tarifen, Freiheit des VeredelungS- verkehrS in dem früheren Umfange und Meift- begünstigungsklauskl dringend zu empfehlen, weil da durch die Hauptoorlheile jeder handelspolitischen An näherung. Erleichterung deS Verkehrs und Sicherung der Bedingungen der internationalen Lrbcftstheilung, ohne die mit einer Zolleinigung verbundenen Nach thelle erreicht werden. In der sich anichlicß-nden lebhaften Debatte wurde von mehreren Rednern aus Oesterreich die Herstellung einer Zoll-inigung zwischen Oesterreich und Deutsch land befürwortet. Gegen diesen Vorschlag wurde indessen von sämmtlichen Rednern auS Deutschland, den Herren Privatdocent vr. Walcker - Leipzig, vr. Wolfs-Stettin, Brömel-Berlin, vr. Hirsch berg-Berlin und auch von einem Oefterreicher ent schieden opponirt; elftere machten geltend, daß dadurch nur ein Äerhältniß wieder geschaffen werden könne, das durch die Ereignisse von 1886 glücklich be seitigt worden, während von anderer Seite darauf hinaewiesen wurde, daß die Verhält nisse in beiden Staaten zu verschiedenartige seien, um eine Zolleinigung Herstellen zu können, wie sie den sreihändlerischen Anschauungen entspreche. Privatdocent vr. Walcker-Leipzig stellte den Antrag, der Eongreß möge erklären, eine Zollcrmgung zwischen Deutschland und Oesterreich Ungarn auf entschieden freihändlerischer, d. h. finanz;öllnerischer Basis sei in der nächsten Zeit schwer zu erwarien und eS sei daher zunächst die Abschlreßung eines Handelsvertrages mit conventionellem Tarif-, sowie Veredelungsverkehr in dcm früheren Umfange zu empfehlen. Dieser Antrag wurde indessen abgelehnt und schließlich der oben mitgetheilte Antrag deS Referenten angenommen. Ueber den letzten Gegenstand der Tagesordnung, die Reform der Lctiengesetzqebung betreffend, kam e- wegen der vorgerückten Zeit zu keiner regel rechten Verhandlung mehr. In die ständige De putation deS BolkSwlrthschaftlichen EongrefleS wur den gewählt: vr. Braun-Leipzig, vr. Weigert - Berlin, Abg. vr. Bamberger, vr Kapp. Freiherr vr. von Kübeck-Wien, Vr. Alexander Meyer-Berlin, Abg. Rickert-Danzig, Syndikus vr. Birth-Bremen und vr. Wolff-Stettin. Der Eongreß wurde darauf vom Vorsitzenden für geschlossen erklärt. Vermischtes. ? AuS der Fremde. Die Pariser Börse kümmert sich so wenig wie mögl-ch um Dulci-no. Die Hoch finanz steckt über die Ohren in Emissionen und kann deshalb nur Hausse brauchen. Der Einfluß der Finanzgrößen auf die Regierung und die aesetzgeben- den Gewalten ist auch groß genug auf Frankreich- Politik, um dieselbe auf daS Friedlichste zu gestal ten. Das zweite Kaiserreich war die Geburtsftunde eine» großartigen SründunaSschwindelS gewesen, die Republik scheint eS ihm nachmachen zu wollen. Di« neue Goldentziehung von 23 Millionen, welche die Bank von Frankreich erlitten, hat auf die Börse nicht den geringsten Eindruck gemacht, obgleich die Thatsach« de» fortdauernden Begehr» zeigt, daß man in der Sache noch nicht daS letzte Wort ge sprochen glaubt. Am Sonnabend mach'« die Hausse der italienischen Rente Aufsehen. Der officielle „Diritto" spricht davon, daß der Gesetzentwurf »egen Vesertigung de- ZwangScourseS alS abgeschlos sen zu betrachten sei und vermuthlich dem Parla mente gleich bei seiner Eröffnung »»gehen werde. Außer der österreichischen Länderbank deS Heirn Boutoux spricht man von der Gründung einer andern Bank in Wien mit dem Titel „Internationale Bant", deren Gouverneur gleichfalls vom Kaiser ernannt «erden soll (eS handelt sich dabei offenbar gleichfalls um die Agiotage), unter dem Patronat d«S Comp- toire d'Escompte. ES versteht sich von selbst, daß eine M.'Nge von kleinen Speculanten vor Begier brennen, an der großen EmissionS-Campagne Tyeil zu nehmen, an den berauschende Bacchanalien, weiche der Tanz um daS g ldene Kalb in Aussicht stellt. In drei Viertel Jahren hat Frankreich 64! Millionen Franc» für Cerealien uno 2t 1 Millionen für Wein- Einfuhr auSgeben müssen. Folgende Ziffern zeigen die Cerealieneinfuhr Frankreichs: Einfuhr Ausfuhr 1878 Francs 328.92!.000 44.850.000 1878 - 618,569.000 26.867.000 1880 - 841.176 000 25.50t,000 1.580.601,000 »7.381,000 WaS die Weineinfuhr anbelangt, so galten 25 Millionen Faß für enorm; daS war die Einfuhr der c verschlechtest«!» Jahre. DaS Mittel der Einfuhr von 1872 — 77 betrug 20 Millionen, das der Ausfuhr 200 M llionen FrcS, d. h. in 6 Jahren wurden für 115 Millionen eingeführt und für 1123 Millionen ausqeführt. Von 1878 -80 haben die Weinverkäufe Frankreichs von 205—155 Millionen gewechselt, d. h. in 3 Jahren betruaen sie 527 Millionen, während d»e Ankäufe auf 939 Millionen sich beliefen. Also ein bedeutender Ausfall gegen früher. WaS -en letzten Goldabfluß auS der Bank von Frankreich anbelangt, so ist zu bemerken, daß 30 Millionen auS den Zweiganstalten entnommen wurden, während in PanS eine Zunahme von 6 Millionen staltfand. Indeß ift zu bemerken, daß )er Abfluß aus den Zweiganstalten die Entnahmen während des größeren TheilS der Woche vor der Diskonterhöhung umfaßt, da die Ausweise der Zweig anstalten vier Tage früher angefertigt werden; ander- eils entstand die Zunahme in Paris durch Ueber- ührung von Gold auS den Zweiganstalten, nament lich auS Versaillrs. wo eine starke Reserve darin gehalten wurde. Nun könnte die Bank zwar durch vermehrt« Ausgabe von 100 FrcS.- und von 50-FrcS.- Noten leicht große Beträge Gold in ihre Lassen ziehen, da -er Geschäftsverkehr dieselben dem Golde Vorzieher» würde, da aber die Kammer es abgelehnt hat. diejenigen Notenbeträge, welche daS Institut nicht in gewinnbringender Absicht in Circulation setzt, von der Stempelabgabe zu befreien, so mag die Bank natürlich zu diesem Mittel nicht greifen, das ihr nur Kosten verursacht. Der Goldvorrath der Bank betrug also nach letztem Ausweis 580.688.928 FrcS. gegen 1,248.948.272 in Silber. Der Edelmetallverkehr Frankreichs in den ersten drei Viertel Jahren stellt sich folgend: Einfuhr. 1880 187S Goldbarren Frcs. 21,688,544 18,943,744 Goldmünzen - 110,174,080 117,690,880 Silberbarren - 13,218,091 16,530,458 Silbermünzen - 60,278,260 84,305.040 205,359,975 237,8 0,120 Ausfuhr. Goldbarren Frcs. 42,362,100 798,080 Goldmünzen - 145,065,600 165,584.000 Silberbarren - 10 910,800 21,781,220 Silbermünzen - 26,954,600 25,713,000 225.292.500 153.876.300 Die Berichte auS den Jndustriebezirken von Rouen, Lille rc. lauten fortgesetzt günstig, ebenso meldet Lyon von regelmäßigem Begehr in allen Artikeln. — Eine neue Abschätzung der Kosten deS Panama- Canals durch das technische Comftö kommt auf die Summe von 843 Millionen Francs einschließlich 76 Millionen für unvorhergesehene Ausgaben, und eine Dauer von acht Jahren für Vollendung deS Werkes. Laut Decret deS Finanzminifters dürfen Mitglie der deS Rechnungshofes sich nicht zu Direcloren öffentlicher Gesellschaften ernennen lassen. Der englische „Economist" bespricht den Geldmarkt und führt auS, daß die Bank von Frankreich eine wei tere DiScontoerhöhung werde eintreten lassen müssen, wenn sie Gold auS England herübrrziehen wolle. — Unsere Auffassung, daß die Pforte mit ihren neu- lichen Verheißungen an ihre Gläubiger bloS einen neuen Pump beabsichtigt, wird von Konstantinopel auS vollständig bestätigt. Bekanntlich bot die Pforte Sicherheiten an. welche bereit» verpfändet waren. -u Einl-sungScourS der SilbercouponS. Die in Silber zahlbaren Coupon» der Prioritäts- Obligationen österreichischer Eisenbahnen sind seit gestern höher bewerthrt worden, denn eS gelangen solche zum Tourse von 86'/. Proc, oegen 85'/. Proc. in der Voiwocke, zur Einlösung. Es werden dem nach für 100 Gulden bezahlt 172 50 -o-Zwickau OberhohndorserundZwickauer Steinkohlen-Verein VereinSglück. Die heu tigen Notirungen für die Actien dieser beiden Unter nehmungen verstehen sich abzüglich oer Dividenden- AbschlagSzahlungen von 35 resp. 30 >Fl Gegen Sonn abend ist mit Berücksichtigung dieser Abschlagszah lung;« daher der Cour» beider Actien um 5 gestiegen. U «US Thüringen, 24. October. Der heute feierlich eröffnet« 22. Landtag deS SroßherzogihumS Sachsen wird sich demnächst mit einer Petition de- Eisenbahncomit8 zu Geisa zu beschäftigen haben, dahin gehend, eine Fortsetzung der Feldababn von Vacha nach Geisa zu bewirken. Dem Schicksal dieser Petition darf umsomehr mit Interesse ent- grgengesehen werden. alS ein nicht geringer Theil der Bevölkerung Geisa» und der von dem Projekte berührten Orte demselben ziemlich kühl und indifferent gegeuüber steht und. bi- auf zwei, all« Ort« de» ganzen Bezirk» sich ablkhuend zu einem Beitrage zu den bereits e> folgten NivellirungSarbeiten »erhalten haben. — Die städtischen Behörden zu Benneckenftein find demProzect einer Bahnlinie von Wernigerode üb er Be nn ecken stein nach Nord Hausen näher ge treten und haben ihren Bürgermeister ermächtigt. m»1 den Magistraten zu Nordhausen. Wernigerode, Elbingerode und Ilfeld, sowie «it den Orttvorftünden der an dieser Linie belegenen Ortschaften und sonstigen Interessenten hierüber perlönlich Rücksprache zu neh men. ES ift wohl nicht zu leugnen, daß der Stadt Benneckenftein und deren Umgegend bei der notori schen Betriebsamkeit an einer Bahnverbindung mir Nordhausen resp. Wernigerode etwa» gelegen sein muß, aber ohne Eintrelen deS Staate- wird die Er langung einer solchen nicht zu ermöglichen sein. Ein Erfolg de» Vorschlags, seiten» der Localbehirden beim könial. preußischen Handelsministerium Interesse für daS Projekt zu erwecken, bleibt abzuwarten. * Berit«, 25. October. Die kaiserlich türkische Botschaft bringt officiell zur Kenntniß aller Inhaber von türkischen StaatSschuld-Tttre», daß di« hohe Pforte, um ohne weiteren Aufschub zu einer dirrcten Verständigung mit den Inhabern von tür- kischxn SlaatSschuld-TitreS behufs einer praktischen und gerechten Regelung der Wiederaufnahme der Zinlenzahlung und der Amortisirung zu ge langen. dieselben auffordert, auS ihrer Mitte eine Anzahl Delegirter zu ernennen, welche sich möglichst bald, mit den erforderlichen Vollmachten versehen, nach Konstantinopel beheben sollen, um sich direct mit der kaiserlichen Regierung bc- züglich dieser Regelung in Verbindung zu setzen. Diese Regelung soll unter folgenden Bedingungen und Bestimmungen erfolgen: 1) Nach erzielter Ver ständigung zwischen der ottomaiuschen Regierung und den Delegirten der Besitzer von türkischen Staatsschuld- Titres werden letz'.ere eine Bank bezeichnen, welche an Stelle der Verwaltuncsbchörde für ole sechs indirectcn Steuern, deren jetzige Contrahenten laut Art. 13 ihre» Vertrages den vollen B trag ihrer Forderungen er halten werden, treten wirb. Die so oezeichncte Bcn k wiid mit dem ModuS der Zablung der Einkünfte auS dieser Verwaltung an die Staatkgläubiger beauftragt werden. Die ottomanische Regierung behält sich daS Recht einer allgemeinen Conirole vor. 2) Im Falle einer Aenderung der Handels»»:, träge im Sinne einer Erhöhung der gegenwärtigen Zoll« bühren von 8 Procent soll die Differenz zwischen diesen 8 Procent und dem künftigen Mehr betrag ebenfalls zur Zinsenzahlung und Amorti sirung der Staatsschuld verwendet werden. 3) Zu derselben Zahlung weiden ferner verwendet werden: ». der Ueberschuß der Einnahmen auS der all gemein in Kraft tretenden Gewerbesteuer über den ictztgen Ertrag der Temessu- oder Ein kommensteuer; d. die Summen (reäevone«»), welche Ostrumelien zu entrichten hat; e. die Einkünfte von Cypern; cl. der Tribut von Bulgarien; e ein Theil deS UeberschusseS, welcher sich nach Maß gabe der Erhöhung der aegenwärtigen Staatsein künfte ergeben wird. Die Frage wegen der schweben den Schuld und der an Rußland zu zahlenden Kriegsentschädigung werden bei diesem neuen Ar rangement berücksichtigt werden. Nachtragsbestimmung zur Aichord- nunq. Die kaiserliche Normal-AichungScommisflon hat soeben einige nicht unwichtige NachtragSbeftim- mungen zur Aichordnung vom Jahre 1869 erlaffen. Danach sind für die Aichung al» HandelS- waagen zulässig nur solche Gattungen von Waagen, welche nach der Theorie und Erfahrung eine Bürgschaft gewähren, daß sie für diejenigen Zwecke deS Verkehr», denen sie dienen sollen, eine dem Grade und der Dauer nach hinreichende Zuverlässigkeit besitzen. AlS gewöhnliche Han- delSwaagen werden nur Hebelwaagen mit GewichtS- wirkung zur Aichung zugelassen. Bei den Waagen für besondere Zwecke sind zum Abwägen von Eisen- bahnpaflagiergeväck und von Postpäckereien ohne angegebenen Werth solche, im allgemeinen weniger genaues, aber schnelleres Arbeiten gestattende Wägung-- einrichtungen zuzulassen, bei welchen das Gewicht der Lasten nicht durch die Gegenwirkung entsprechender Gewichtsstücke oder verschiebbarer Laufgewichte, unter jedeSmaliger Zurückführung der Waage m die Näh« einer und derselben Gleichgewichtslage ermittelt wird, sondern bei welcher die GewichlSermiltelung durch die bloße Beobachtung deS jedesmaligen Neigungswinkels eines HebelsystemS geschieht. Die Veränderungen dieser Neigung-Winkel, welche von dem Verhältiuß der jedesmaligen Last zu einem und demselben festen Gegengewichle oder zu der Elasticität einer Feder abhängig sind, werden hierbei auf Kreisbogen - Ein- theilungen oder auf Zifferblättern sofort al- Angaben deS Gewicht» der Last abgelesen. Indeß müssen diese Waagen an ersichtlicher Stelle, etwa in der Nähe der AblesungSeinrichtung, ein Schild tragen, auf welchem in deutscher Schrift die Bezeichnung „Waage für Eisenbahnpaffagier-Gepäck' dezw.: „Waage für Postpäckereien ohne angegebenen Werth" enthalten ist. Zum Abwägen von Gegenständen deS WochenmarklSverkehrS (Hökerwaagen) sind gleich armige Balkenwaagen von einer geringeren al- der für den Handelsverkehr überhaupt vorgeschriebenen Genauigkeit zur Aichung zuzulassen, wenn sie höch stens für eine gi ößere einseitige Belastung von zwei Kilogramm bestimmt find und an jedem Arm einen angelütheten oder angenieteten Streifen mit dcr auf geschlagenen Bezeichnung ». tragen. *— Export-Gesellschaften. Die „Berliner Börsenztg." schreibt: „Ueber die Frage, in welcher Weise am besten für die Hebung de» Export- '.veschäftS in Deutschland zu sorgen ist, wird in jüngster Zeit in den interesstrten Kreisen nngebend diScutirt. Auffallend muß eS dabei erscheinen, wenn die DiScussion gerade über da- vor einiger Zeit an geregte Projekt der Gründung einer großen Export- Gesellschaft mit dem Sitz in Leipzig oder Berlin stiller geworden ist. ES wäre in Hohem Grade be dauerlich. wenn Dem wirklich so sein sollte, denn wir sehen kaum eine andere Möglichkeit, den allerdings jetzt schon nicht unbedeutenden deutschen Export- Handel wirksam zu heben und zu erweitern, alS wenn die deutschen Exporteure dem so seaenSreichen Princip der Association auch in ihrem Geschäftsbe triebe Eingang verschaffen, sei eS auch nur, um auf diese Weise wenigsten» den überlegenen Tc-
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